Hugo Schuchardt an Bogdan Petriceicu Hasdeu (40-1181)

von Hugo Schuchardt

an Bogdan Petriceicu Hasdeu

Wien

07. 05. 1878

language Deutsch

Schlagwörter: Slawische Philologie Universität Wien Universität Leipzig Hafner, Stanislaus (1980) Schuchardt, Hugo (1880) Hasdeu, Bogdan Petriceicu (1879)

Zitiervorschlag: Hugo Schuchardt an Bogdan Petriceicu Hasdeu (40-1181). Wien, 07. 05. 1878. Hrsg. von Bruno Mazzoni (2016). In: Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.letter.4497, abgerufen am 18. 04. 2024. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.1.4497.


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Wien 7. Mai 1878

Verehrter Freund,

Ich hoffe, dass mein gestriger Brief in seiner Bündigkeit und Entschiedenheit keinen schlimmen Eindruck auf Sie gemacht hat. Soeben war ich bei Miklosich und habe ihm ebenfalls die ersten Seiten vorgelesen und über verschiedenes Übrige mit ihm gesprochen1. Er, welcher gegen Ihre Streifzüge in’s Dakische und Thrakische einigermassen misstrauisch ist, meinte, das von mir abgegebene Urtheil sei nicht nur überhaupt günstig, sondern bei Weitem das günstigste welches Sie bisher erfahren haben. Also ich werde alle Zusätze machen, welche thunlich sind, alle Änderungen, welche mir gerechtfertigt erscheinen. Aber bedenken Sie wohl, dem Publikum will ich vollständig reinen Wein einschenken. Sie sagen, ich könnte Manches weglassen ohne dass das schadete, gleichsam unsere Meinungsverschiedenheit verschleiern. Ich aber halte daran fest, ebenso diejenigen Punkte ausdrücklich zu bezeichnen, in denen ich mit Ihnen nicht einverstanden bin, als diejenigen, bei denen dies der Fall ist. Ich habe Ihnen schon auseinandergesetzt, dass da das Letztere als das Regelmässige, das Erstere als die Ausnahme zu betrachten ist, dieses, die Ausnahmen, selbstverständlich einen etwas breiteren Raum einnehmen müssen.

Ich werde das Manuskript noch einmal möglichst deutlich abschreiben lassen, damit Sie mit der Korrektur nicht allzuviel Mühe haben (der Druck des ersten Bogens ist vortrefflich und ich wünschte es wäre auf dem Titelblatt Bucarest 1878* zu lesen)2 und Sie werden es zurückbekommen wenn Sie die von mir geltend gemachte allgemeine Auffassung theilen. Denn sobald wir bezüglich dieser einig sind, werden alle die Pourparlers über das Einzelne überflüssig werden. Zum letzten Mal denn, bester Freund, verlassen Sie Ihren allzu persönlichen Standpunkt; sehen Sie die Sache ganz objektiv in und seien Sie versichert, in den Augen des ausländischen Publikums werden Sie Alles dadurch gewinnen.

Von Herzen der Ihrige
Hugo Schuchardt

* 1858 nel ms.


1 Franz Miklosich ricopriva da molti anni la cattedra di filologia slava all’Università di Vienna (v. XXV, n. 10). Per i suoi rapporti con lo Schuchardt cf. ora S. Hafner, H. Schuchardt und F. Miklosich, nel vol. Schuchardt-Symposium, pp. 29-47.

2 Sulla copertina del Separatadruck dell’ introduzione dello Schuchardt a CdB I, conservato presso la biblioteca dell’ Università di Lipsia, si legge infatti « Halle / Max Niemeyer / 1878 »: v. XLVII, n. 6 (e v. Appendice).

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