Hugo Schuchardt an Bogdan Petriceicu Hasdeu (24-1175)

von Hugo Schuchardt

an Bogdan Petriceicu Hasdeu

Graz

25. 02. 1878

language Deutsch

Schlagwörter: language Lateinlanguage Rumänisch Rumänien Hasdeu, Bogdan Petriceicu (1879) Schuchardt, Hugo (1880)

Zitiervorschlag: Hugo Schuchardt an Bogdan Petriceicu Hasdeu (24-1175). Graz, 25. 02. 1878. Hrsg. von Bruno Mazzoni (2016). In: Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.letter.4481, abgerufen am 28. 03. 2024. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.1.4481.


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Graz 25 Februar 1878

Verehrter Freund!

Zunächst meinen besten Dank für die übersandten Origini Craiovei1; wie Sie zu Allem Zeit finden!

Was die Einleitung anlangt, so haben Sie vollständig Recht, dass ich durch meine kritischen Neigungen mich allzusehr habe beherrschen lassen. Es liegt Einem das so im Blute! Aber, da sich Alles doch nur auf sekundäre Punkte bezieht und sich fast überall nur als Vermuthung gibt (nur in Bezug auf ah, eh, ih würde ich etwas hartnäckig sein2), so werden Sie sich dadurch nicht verstimmen lassen. Ich hatte mir vorgenommen, die allgemeine Würdigung Ihrer Leistung auf den Schluss zu versparen3 und wünschte dringend, dass Sie mir ausführlich und rückhaltslos die Punkte bezeichneten, auf die es Ihnen vor Allem ankommt4. Meine Aufgabe ist insofern nicht ganz leicht, als ich mich nicht zum Richter über das, was überhaupt auf dem Gebiete der rumänischen Philologie neuerdings geleistet worden ist, aufwerfen darf; ich habe gerade bei der Ausarbeitung dieses Vorworts mich recht überzeugt, wie wenig ich vom Rumänischen verstehe und wie schwer es überhaupt ist, ausserhalb Rumäniens über manche Dinge in’s Reine zu kommen. Mit dem zweiten Theil56 werden Sie hoffentlich besser zufrieden sein. Ihr Wörterbuch gefällt mir ausserordentlich und betrachte ich es als den für die Romanisten werthvollsten Theil7. Das istrorum. Dicţionar von Majorescu8 brauche ich nicht so unbedingt; ich würde Sie nur bitten, Einiges für mich darin nachzusehen.

Ihr Erbieten mir eine Anzahl Sonderabzüge zur Verfügung zu stellen, nehme ich mit dem grössten Danke an. Es kommt mir pretentiös vor, einen eigenen Titel dazu drucken zu lassen. Wie könnte der lauten? "Einleitung zu B.P. Hasdeu’s" ... "von H. Schuchardt". Oder etwas Ähnliches. Ich überlasse Ihnen das ganz; der Umschlag zu dem ganzen Buche würde meines Erachtens auch für den Sonderabzug genügen.

— Eine Ueberschrift für die Einleitung ist überflüssig.

— Darf ich noch um eine Korrektur bitten? Druckfehler sind mir sehr unangenehm. Bitte sehen Sie sich doch die rumänischen Wörter an, ob sie alle richtig gedruckt sind. In Bezug auf Manches war ich zweifelhaft. Ist es besser oder iea zu schreiben, Dositeiu oder Dosoteiu9? Heisst es ćasloveţă oder ćasloveţŭ10?

— Bitte, geben Sie mir alle Ihre Wünsche für den Rest der Einleitung kund; ich werde allen Rechnung tragen. In dem Gedruckten habe ich allerdings fast gar Nichts geändert und gestrichen, obwohl ich Ihre Bemerkungen in Berücksichtigung gezogen habe. Aber es hätte das auch mehr Zeit erfordert, als mir augenblicklich zur Verfügung stand. Ich habe die Korrektur in grösster Eile vollendet und kritzele rasch diese paar Zeilen dazu, damit ich den Brief noch heute Abend absenden kann, Verzeihen Sie daher, was Stil, Schrift, Inhalt zu wünschen übrig lassen.

Ihr ganz ergebener
H. Schuchardt


1 V. XXII, n. 2.

2 Riproduciamo qui, dall’introduzione a stampa a CdB I, il brano in cui lo Schuchardt riprende e discute le argomentazioni con cui il Hasdeu aveva spiegato la presenza di una -h finale parassita nella grafia di alcuni testi romeni antichi: « Die Schreibungen, welche Hasdeu aus einer lateinischen Handschrift des 9. Jahrh. anführt, stimmen äusserlich allerdings mit jenen rumänischen ganz überein; aber ist hier durch das h eine rein sprachliche und nicht vielmehr eine gesangliche Verlängerung des Vokals angedeutet? » (CdB S, p. xiv).

3 Cf. CdB S, p. xlii.

4 V. lettera di risposta del Hasdeu, immediatamente seguente.

5 Si riferisce al manoscritto con una seconda parte dell’introduzione a CdB I.

6 Urtheil der Welt in CdB S, p. viii. Il tìtolo completo di questa prima opera (1698) di Dimitrie Cantemir (1673-1723), correntemente indicata come Divanul lumii, è Divanul sau Gîlceava înţeleptului cu lumea sau Giudeţul sufletului cu trupul.

7 Si riferisce al Glossar II. Specimen de « Dicţionar etimologic al limbeĭ române » , già cit. (e un giudizio sostanzialmente analogo è in CdB S, pp. xviii-xix). Ma si veda una replica del Hasdeu nella lettera del 5 aprile 1878 (XXX).

8 V. XXII, n. 11.

9 Piú che di Dosithei (1641-1707), patriarca di Gerusalemme, lo Schuchardt parla qui probabilmente di Dosoftei (1624 ca. - 1693), metropolita della Moldavia (Dosofteiu in CdB S, p. viii), traduttore e letterato, figura di enorme importanza per le edizioni a stampa di libri religiosi in romeno.

10 Cf. CdB S, p. xv, e ivi, Errata, p. cxi.

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