Hugo Schuchardt an Bogdan Petriceicu Hasdeu (21-1174)
von Hugo Schuchardt
31. 01. 1878
Deutsch
Zitiervorschlag: Hugo Schuchardt an Bogdan Petriceicu Hasdeu (21-1174). Graz, 31. 01. 1878. Hrsg. von Bruno Mazzoni (2016). In: Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.letter.4478, abgerufen am 15. 10. 2024. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.1.4478.
Graz, 31. Jänner 1878
Verehrter Freund!
Da Sie es wünschen, so schicke ich Ihnen, was ich von der Einleitung fertig habe (schon seit 1 ½ Monaten), sofort1; Sie haben sich daraus die verschiedenartige Schrift und die mannigfachen Korrekturen zu erklären - da ich gestern und vorgestern keine Zeit fand, die Reinschrift einzelner Theile zu besorgen.
Ich bitte Sie nun mir Ihre Ansichten über das von mir Gesagte ganz offen mitzutheilen; seien Sie versichert, dass ich mich in keinem Falle verletzt fühlen werde. Offenheit ist die beste Bürgschaft der Freundschaft. S. 1-11 enthält allgemeine Bemerkungen2; machen Sie mich ja darauf aufmerksam wenn hier irgend etwas stehen sollte, was das Missfallen ihrer Landsleute erregen könnte. S. 12 ff. folgen Auslassungen über Phonetisches3. Ich habe mir erlaubt, über Einiges eine andere Meinung, als Sie zu äussern; Sie nehmen mir das hoffentlich nicht übel — denn Sie werden zugeben, dass einige diskutirbare Punkte nach Ihrer so ungemem sorgfältigen Behandlung der Sache übrig bleiben und was konnte ich in einer Einleitung, wenn ich überhaupt auf das Detail hätte eingehen wollen, anders thun können, als jene zu besprechen? Aber vielleicht hätte ich besser gethan, mich auf gewisse Dinge gar nicht einzulassen, für die, wie ich zu spät gesehen habe, mir die nothwendigen Vorkenntnisse fehlen. Über die Rolle der beiden Zeichen ь und ъ bin ich mir durchaus nicht in’s Klare gekommen4. Ich weiss nicht, ob meine Citate aus der Urkunde Stephans ganz zuverlässig sind: im Arch. stor. führen Sie selbst die gleichen Wortformen bald mit ь bald mit ъ an, was wohl auf Druckfehler zurückzuführen ist5. Wie steht es denn mit der Urkunde Arch. stor. I, 35, N. 38 (vor 1600)6? Ich habe sie ein paar Mal angeführt7; da Sie dieselbe aber nicht in die letzte Sammlung mitaufgenommen haben, halten Sie sie wohl für unächt8? Wo kommet ь| (oder ъ|) für ă in rumänischen Denkmälern vor9? — Ich bin übrigens mehr als je von der Ueberzeugung durchdrungen dass man eine Einleitung zu einem solchen Buche nicht schreiben sollte, als bis dasselbe vollständig, bis auf das Druckfehlerverzeichniss, vorliegt. In den 6 angekündigten Indices10 wird manches besser und genauer verzeichnet sein, was ich beiläufig zusammengestellt habe; und mit Hülfe dieser Indices hätte ich weit sicherer und müheloser arbeiten können.
Ich ersuche Sie, in Anbetracht dessen, auch die thatsächlichen Lücken und Irrthümer meiner Arbeit zu verbessern.
Im Folgenden werde ich über Ihr etymologisches Glossar11, was für uns auswärtige Romanisten fast das Wichtigste im ganzen Buche ist, mich eingehender auslassen und einen längeren Exkurs über die Formen stea-oa u.s.w. anschliessen12.
Ich darf doch einen Korrekturbogen in Begleitung des Manuskriptes erwarten13
Haben Sie an Niemeyer in Halle geschrieben14?
Herzlichste Grüsse!
— in grösster Eile —
Ihr ergebenster
H. Schuchardt
1 Questa prima parte equivarrà a circa un terzo del testo definitivo (v. infra, nn. 2 e 3).
4 Cf. CdB S, pp. ix-xi. Sui diversi valori fonetici ricoperti dai segni er (= ŭ, ĭ, ă, ø) e ior (= ă, ĭ, ŭ, ø) nei testi romeni antichi, cf. E. Vîrtosu, Paleografia româno-chirilică, cit., pp. 102, 107-9 ; D. P. Bogdan, Paleografia româno-slavă. Tratat şi album, Bucureşti 1978, pp. 184-6 . Per un’analisi a livello fonematico cf. l’eccellente vol. di A. Avram, Contribuţii la interpretarea grafiei chirilice a primelor texte romîneşti, Bucureşti 1964, pp. 98-132 (e nel fascicolo 5 di « SCL » XV [1964]); nonché Rosetti, ILR, pp. 437-46, 450-4 .
5 Il documento di Ştefan Duşan, datato al 1348, era stato pubblicato dal Hasdeu in « Archiva istorică a Românieĭ » III (1867), pp. 85-121 (e commento storico-linguistico, ivi, pp. 122-96). Cf. CdB S, p. x.
6 È il documento Marturia judeţului cu 12 purgarĭ depre uă viiă a vlădicăi Pafomiu, che il Hasdeu riteneva redatto, forse a Tîrgovişte, anteriormente all’anno 1600 (cf. « Archiva istorică a Românieĭ » I, 1 [1865], p. 35 ). Tale datazione non trova però conferma, cosí che il documento non è stato accolto nel vol. Documente şi însemnări româneşti din secolul al XVI-lea, egregiamente curato da G. Chivu, M. Georgescu, M. Ionită, A. Mareş e A. Roman-Moraru, Bucureşti 1979 .
8 V. lettera di riposta del Hasdeu del 17 febbraio 1878 (XXII).
9 Cf. « Archiva istorică a Românieĭ » I, 2 (1865), p. 19 (cit. in Rosetti, ILR, p. 453 ).
10 V. XVIII, n. 3. L’annuncio, cui lo Schuchardt si riferisce, è nel ritaglio di giornale allegato alla lettera XX.
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