Hugo Schuchardt an Bogdan Petriceicu Hasdeu (12-1169)

von Hugo Schuchardt

an Bogdan Petriceicu Hasdeu

Graz

06. 08. 1877

language Deutsch

Schlagwörter: Diezstiftunglanguage Französischlanguage Deutschlanguage Italienischlanguage Rumänisch

Zitiervorschlag: Hugo Schuchardt an Bogdan Petriceicu Hasdeu (12-1169). Graz, 06. 08. 1877. Hrsg. von Bruno Mazzoni (2016). In: Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.letter.4469, abgerufen am 29. 03. 2024. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.1.4469.


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Graz 6 Aug. 77

Verehrtester Freund und Kollege!

Ich danke Ihnen herzlichst für die neuerdings übersandten Schriften und gebe wiederum meiner Bewunderung für Ihre unermüdliche Schaffenskraft Ausdruck. Es gibt wenige Menschen, die nicht entweder von der Poesie oder von der Wissenschaft so absorbirt werden, dass sie noch Interesse und Fähigkeit für das Andere besitzen. In Hinblick auf Ihre Leistungen muss ich mich meiner Faulheit doppelt schämen; denn ich kann nicht läugnen, dass ich mich jetzt wieder in einer längeren Periode vollkommener litterarischer Unthätigkeit befinde, woran allerdings die Schwüle des Sommers, welche hier besonders drückend ist, die meiste Schuld trägt.

Soeben erhalte ich Ihren liebenswürdigen Brief. Was Ihren Vorschlag anlangt, so erkläre ich mich mit Freuden bereit, denselben anzunehmen. Nur möchte ich Folgendes bemerken.

1. Es dürfte an sich sehr unbescheiden und anmassend erscheinen, dass ich zu einer Arbeit von Ihnen ein Vorwort oder eine Einleitung schreibe. Dieses Vorgehen müsste also eine ganz bestimmte Motivirung erfahren, über welche ich Sie bitten würde mir Ihre Ansicht mitzutheilen. Ich sehe nur das Eine: dass ein Ausländer nachdrücklicher als ein Rumäne, auf die bisherige Vernachlässigung der rumänischen Philologie aufmerksam machen kann1.

2. Welche Sprache für diese Einleitung würde Ihnen am Meisten zusagen? Ich vermuthe das Französische. Am Raschesten würde ich die Sache in deutscher Sprache und demnächst in italienischer erledigen; Italienisch wäre als dem Rumänischen nächstverwandtes Idiom nicht ungeeignet.

3. Schwer wird es mir die Zeit zur Ausführung des Vorhabens zu finden. Meine Eltern kommen morgen, um mich zu besuchen; mit ihnen werde ich eine Reise machen, die über einen Monat dauern wird. Ich werde nun zwar Ihre Texturĭ2 mitnehmen; aber Sie werden selbst wissen, wie schwer sich auf Reisen arbeiten lässt. Ausserdem habe ich noch eine Menge anderer, rückständiger Dinge abzuthun. Unter diesen Verhältnissen kann ich Ihnen nur Eines versprechen, dass ich mein Möglichstes thun werde, das Gewünschte fertig zu bringen. Daran, nämlich an meinem besten Willen, dürfen Sie nicht zweifeln; es treiben mich zwei mächtige Faktoren, meine Freundschaft für Sie und mein Interesse an der Sache.

Für Ihre Bemühungen in Betreff der Diezstiftung drücke ich Ihnen meine wärmste Anerkennung aus. Ich bin Ihnen über die Angelegenheit noch nähere Mittheilungen schuldig; aber der Augenblick dazu ist nicht sehr geeignet. Auch habe ich gewisse Informationen, deren ich bedarf, noch nicht eingezogen. Darüber also ein anderes Mal.

Mit herzlichsten Grüssen

Ihr ergebenster

H. Schuchardt


1 Cf. CdB S, p. iii.

2 V. XI, n. 1.

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