Hugo Schuchardt an Bogdan Petriceicu Hasdeu (01-1163)
von Hugo Schuchardt
16. 04. 1874
Deutsch
Schlagwörter: Rumänisch Paris Spitzer, Leo (1928) Tommaséo, Niccolò (1842)
Zitiervorschlag: Hugo Schuchardt an Bogdan Petriceicu Hasdeu (01-1163). Halle, 16. 04. 1874. Hrsg. von Bruno Mazzoni (2016). In: Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.letter.4458, abgerufen am 09. 12. 2024. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.1.4458.
Halle 16. 4. 74.
Sehr geehrter Herr!
Soeben empfange ich erst – da ich während der letzten 4 Wochen in Paris war – Ihr schönes Werk, welches Sie die Güte gehabt haben, mir zuzusenden1. Natürlich habe ich nur erst darin blättern können, aber dies genügt mir zu zeigen, wie viel neue und werthvolle Untersuchungen in demselben enthalten sind. Ich freue mich ausserordentlich auf das Studium desselben; ich werde so zu der Beschäftigung mit dem Rumänischen wieder zurückgeführt, das ich in der letzten Zeit etwas vernachlässigt habe2. Hoffentlich finde ich Zeit, eine ausführliche Besprechung Ihres Buches oder mindestens seines philologischen Theiles in einer deutschen Zeitschrift oder Zeitung abdrucken zu lassen3. Jedenfalls werde ich Ihnen meinen Dank noch auf andere Weise aussprechen, als durch diese eiligen Zeilen. Ich sehe, dass ein Paragraph des 2. Bds. Ihrer Istoria über die Poesia frunḑeĭ verḑĭ handelt4; es ist dies ein Punkt, der mich augenblicklich sehr interessirt, da ich eine Schrift über das italienische Ritornell unter der Presse habe5. Ich muss gestehen, dass ich an eine historische Verwandtschaft der rumänischen mit der italienischen Eingangsformel, wie diese von Cipariu6, Alecsandri7, Picot8, Imbriani9 angenommen wird, nicht zu glauben vermag; ich erblicke nur analoge Erscheinungen hierin. Haben Sie sich darüber ausgesprochen? Es würde vor Allem zu zeigen sein, dass das Frunḑă verde ursprünglich den lyrischen Liedern angehört und dass darunter die Geliebte verstanden wird; denn der italienische Blumenausruf der jetzt allerdings meist ohne jeden Sinn ist, hat sich zu Anfang gewiss auf die Geliebte zu bezogen, wofür ich den Nachweis beizubringen gedenke.
Genehmigen Sie die Versicherung meiner vorzüglichsten Hochachtung
Ihr ergebenster
H. Schuchardt
1 B. P. Hasdeu, Istoria critică a Românilorŭ. Pamentulŭ Ţerrei-Românesci. I. Intinderea territorială. Nomenclatura. Actiunea naturei. Ediţiunea II revăzută şi foarte adausă, Bucureşti 1874, xii-316 p. (prima ed. 1873). V. infra, n. 4; e XIX, n. 1.
2 Per un panorama cronologico e tematico dei contributi romenistici dello Schuchardt rinviamo senz’altro alla bibliografia curata da L. Spitzer per lo Schuchardt-Brevier (pp. 15-50).
4 Dalla lettura di questa lettera, e di quella, piú esplicita, datata 28 aprile 1874, si evince che lo Schuchardt non aveva ancora avuto sotto mano il testo del lavoro del Hasdeu (per il quale v. II, nn. 1 e 2). L’informazione l’aveva potuta dunque desumere dall’ultima pagina di copertina della seconda edizione di Istoria critică a Românilorŭ, I, cit., in cui si anticipava il prospetto della materia del volume secondo.
6 Cf. T. Cipariu, Elemente de poetică, metrică şi versificaţiune, Blaj 1860, p. 195 , dove l’autore adduceva esempi italiani tratti da N. Tommaseo, Canti popolari toscani corsi illiri greci..., 4 voll., Venezia 1841-1842.
7 Cf. V. Alecsandri, Poesiĭ popolare ale Românilor, Bucureşti 1867 [ma 1866], pp. 278, 305, 403, 406. (Ristampa in 2 voll., a cura di G. Vrabie, Bucureşti 1965) .
8 Cf. É. Picot, Documents pour servir à l’étude des dialectes roumains, Paris 1873, p. 45 (estratto dall’annata quinta della « Revue de linguistique et de philologie comparée »).
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