Sextil Pușcariu an Hugo Schuchardt (14-09064)
von Sextil Pușcariu
an Hugo Schuchardt
09. 11. 1913
Deutsch
Schlagwörter: Gartner, Theodor Schuchardt, Hugo (1913)
Zitiervorschlag: Sextil Pușcariu an Hugo Schuchardt (14-09064). Tschernowitz, 09. 11. 1913. Hrsg. von Luca Melchior und Katrin Purgay (2016). In: Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.letter.4435, abgerufen am 05. 10. 2024. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.1.4435.
Hochverehrter Herr Hofrat,
Innigsten Dank für die Übersendung Ihrer Schrift an Theodor Gartner1. Ich brauche nicht hervorzuheben, mit welchem Hochgenuss ich diese lingvistische Causerie – "Plauderei" scheint mir in diesem Falle zu familiär – gelesen habe. Dass ich mir einige Sätze unterstrichen habe, dürften Sie ebenfalls vermuten, da Sie doch wissen, dass die jungen unter den heutigen Forschern ihre geschriebenen und ungeschriebenen "motto" alle aus Ihren Schriften holen, wo oft in einem versteckten Satz meisterhaft das ausgedrück steht, was ihnen als ein neuer Weg in der Forschung erscheint. Das wofür ich Ihnen diesmal besonders dankbar bin, ist das Gefühl des "Schönen", das sich für mich nach der Lektüre dieser Widmung loslöste. Die Art wie Sie sie einem Kollegen überreichen, die ungewollten autobiographischen Bekenntnisse, die zur Intimität des Tones so wundervoll passen und auf den verständigen Leser so ermutigend wirken, waren für mich umso wertvoller, als ich mich gerade in der letzten Zeit immer mehr überzeugte, dass die Ehrung anderer für die meisten die Gelegenheit ist sich selbst Reklame zu machen und |2| dass nur die wahrhaft grossen gross zu denken vermögen.
Entschuldigen Sie, bitte, dass ich es mir herausnehme, Ihnen von meinen Eindrücken zu sprechen. Die Aufmerksamkeit die Sie mir gegenüber oft gezeigt haben und als deren Beweis ich auch die Übersendung der Gartnerwidmung auffasse gibt mir den Mut dazu.
Hochachtungsvoll
ergebenst
Sextil Puşcariu
Czernowitz, am 9/XI 1913
Dominikgasse 6.
1 Schuchardt (1913). Unter den rund 100 Adressaten, die Schuchardt auf der letzten Seite seines Exemplars vermerkte, befindet sich unter den letzten zehn auch der Name Puşcarius (online).