Hugo Schuchardt Archiv

Klagenfurt, 5.11.24.

Hochgeehrter Herr Hofrat!

Verbindlichsten Dank für die freundliche Übersendung Ihres interessanten Briefes von Griera.¹ Ich wurde hierdurch in angenehmer Weise an meinen Aufenthalt in Barcelona u. Valencia erinnert. – Die Aufnahme meiner Anzeige Ihrer Kreiselstudie wurde mir heute von der Zeitschrift des Vereins für Volkskunde mitgeteilt.² – Hermann arbeitet bereits an seiner Dissertation, Theo schreibt mir, er fühle sich jetzt mehr zur Romanistik hingezogen und habe auch Spanisch belegt. Leider Gottes ist er wie ein schwankendes Rohr im Winde. Ich werde es mir gründlich überlegen, ob ich seinem Drange nach Wien nachgeben soll. – Gestern hörten wir hier den Dichter Frenssen³, den berühmten Verfasser von „Jörn Uhl“. |2| Er las aus seinem in Hexametern abgefaßten Bismarckepos vor, das er aus dem Buchhandel zurückziehen mußte. Kein Mensch verstand ihn. Aber man hatte einen berühmten Mann wenigstens gesehen.

Mit ehrfurchtsvollen Grüßen von mir und meiner Frau

herzl.
R. Riegler