Richard Riegler an Hugo Schuchardt (51-09638)
von Richard Riegler
an Hugo Schuchardt
09. 09. 1923
Deutsch
Schlagwörter: Korrespondenzbeilagen Spanischsprachige Literatur Privatbibliotheken Universität Bonn Riegler, Theodor Spitzer, Leo Bonn
Zitiervorschlag: Richard Riegler an Hugo Schuchardt (51-09638). Klagenfurt, 09. 09. 1923. Hrsg. von Frank-Rutger Hausmann (2016). In: Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.letter.4386, abgerufen am 11. 12. 2023. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.1.4386.
Klagenfurt, 9.9.23.
Hochverehrter Herr Hofrat!
Mitfolgend übersende ich Ihnen mit innigem Danke den Roman von Ibañez, den Sie mir zu leihen die Güte hatten.1 Die Lektüre des ausgezeichneten Buches war mir ein hoher Genuß, um so mehr als es heutzutage sehr schwierig ist, sich moderne spanische Belletristik zu verschaffen. Der Roman, der die barbarischen Sitten der Valencianer Landbevölkerung schildert, war mir eine Bestätigung dafür, daß mein erster Eindruck von diesem Volke ein richtiger war. Ich konnte diese afrikanischen Visagen auf die Dauer nicht vertragen und atmete wie be- |2| freit auf, als ich wieder in Barcelona war, wo ich mich sehr wohl fühlte. Vorgestern waren wir bei Spitzers zu Besuch und hatten eine lange Debatte über meinen jüngeren Sohn. Theo, den mir Spitzer nach Bonn entführen will.2 Zu diesem Entschluß habe ich mich noch nicht durchgerungen.
Mit den besten Wünschen für Ihr Wohlergehen
verehrungsvoll Ihr
Riegler
Von meiner Familie die ergeb. Empfehlungen.
[Zusatz am oberen Rand von S. 1: Habe soeben mit großer Freude Ihre liebe Karte bekommen. Schreiben Herr Hofrat schon an Ihren Reiseerinnerungen?]
1 Vermutlich Cañas y Barro (1902), ein Roman, der an der Playa de la Malvarosa in Valencia spielt und das Leben der einfachen Landbevölkerung der Lagunenlandschaft Albufera, eines Reisanbaugebiets, in naturalistischer Manier schildert.
2 Vgl. Spitzers Brief vom 25.8.1923 an Schuchardt (Lfd.Nr. 370-11129): „Ich habe nämlich die Absicht, Riegler zu veranlassen, seinen Theo (dem er übrigens von Graz so geschrieben hat, als ob sein Universitätsstudium noch gar nicht sicher sei) nicht nach Graz, sondern nach Bonn zu senden, wo die Literaturgeschichte, für die Theo vorwiegend und entscheidend begabt ist, ja ganz anders gelehrt wird als in Graz“.