Richard Riegler an Hugo Schuchardt (33-09620)
von Richard Riegler
an Hugo Schuchardt
22. 06. 1920
Deutsch
Schlagwörter: Dankschreiben Publikationsversand Mythologie Onomastik Lexikologie Baskisch Edlinger, August von Schuchardt, Hugo (1920) Rolland, Eugène (1882)
Zitiervorschlag: Richard Riegler an Hugo Schuchardt (33-09620). Klagenfurt, 22. 06. 1920. Hrsg. von Frank-Rutger Hausmann (2016). In: Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.letter.4368, abgerufen am 28. 03. 2024. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.1.4368.
Klagenfurt, 22.6.20.
Hochverehrter Herr Hofrat!
Habe soeben mit großer Freude Ihre Wachtelstudie erhalten, für die ich bestens danke.1
Darf ich Sie um eine Auskunft bitten? – Bei Edlinger, Erklärung der Tiernamen, S. 962 ist als Name des Schmetterlings im Baskischen angegeben: astoarenarima, d.h. Seele des Esels, wobei sich die sonderbare Bemerkung findet: Es scheint diese Benennung ein Überbleibsel des Glaubens der Iberer an die Seelenwanderung zu sein, nach welchem man nach seinem Tode in das Gegenteil dessen verwandelt wurde, was man im Leben gewesen war. Sind Ihnen, Herr Hofrat, bitte, Name u. Mythus bekannt? Edlinger ist nicht sehr verläßlich. Jedenfalls wird dies nicht der übliche Name des Schmetterlings sein, schon wegen seiner Länge! Für den |2| Namen würde sprechen die Tatsache, daß der Schmetterling überall als Seelenepiphanie gilt, wie auch in der Danteepik3 zum Ausdruck kommt. (ψυχή, âme, soul Roll. III, 315)4 wozu ich aus dem Tirol noch Schneiderseele stelle. (Dalla Torre, Die volkst. Tiere in Tirol u. Vorarlberg, S. 78)5.
In der angenehmen Erwartung einer freundlichen Äußerung in hochachtungsvoller
Verehrung
Ihr
Riegler
1 „Lat. coturnix { rum. Potîrníche“, ZrP 40, 1920, 326-328 (mit roter Tinte nachträglich am oberen Rand vermerkt).
2 August von Edlinger, Erklärung der Tiernamen aus allen Sprachgebieten, Landshut 1886.
3 Während …epik deutlich lesbar ist, macht der erste Wortteil Schwierigkeiten; die hier vorgeschlagene Lesart ist nicht ganz sicher. Zu denken wäre jedoch an Dante, DC Purg. X, 124f.: „non v’accorgete voi che noi siam vermi / nati a formar l’angelica farfalla, / che vola alla giustizia senza schermi?“
4 Rolland, Faune populaire de la France, Bd. 3.
5 Karl Wilhelm von Dalla Torre, Die volkstümlichen Thiernamen in Tirol und Voralberg, Innsbruck 1894.