Richard Riegler an Hugo Schuchardt (29-09616)
von Richard Riegler
an Hugo Schuchardt
05. 12. 1919
Deutsch
Schlagwörter: Dankschreiben Publikationsversand Neuphilologische Mitteilungen Don Quijote Lexikographie Wörterbücher Politik- und Zeitgeschichte Sonderabdruck Französisch Graz Schuchardt, Hugo (1919) Spitzer, Leo (1919) Schuchardt, Hugo (1919)
Zitiervorschlag: Richard Riegler an Hugo Schuchardt (29-09616). Klagenfurt, 05. 12. 1919. Hrsg. von Frank-Rutger Hausmann (2016). In: Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.letter.4364, abgerufen am 21. 09. 2023. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.1.4364.
Klagenfurt, 5.12.19.
Hochgeehrter Herr Hofrat!
Besten Dank für die freundliche Übersendung des S.A.s aus den „Neuphil. Mitteilungen“1, der mir sehr gelegen kam, da ich gerade mit der Lektüre von Spitzers „Antikritik“ und Ihrer „Erwiderung“ beschäftigt war2. Aus dem Herzen gesprochen waren mir die schönen Schlußworte von „Spitzers“ Antikritik3. Neu ist mir das Vorhandensein von „chauviniste“ im franz. Ich hatte seinerzeit gelernt, im franz. gebe es nur „chauvin“. Das Wort fehlt auch im Dict. gén., Sachs jedoch hat es. Wie aus Ihrer Erwiderung hervorgeht, leiden Herr Hofrat auch unter der Beleuchtungsnot – in dieser Hinsicht habe ich es hier gut – elektri- |2| sches Licht so viel ich will. Dafür friere ich um so mehr. Zu Weihnachten werde ich den Versuch machen, nach Graz zu fahren – so vorsichtig muß man sich jetzt ausdrücken.
Gelingt es mir, so wird es mir eine Ehre sein, Herrn Hofrat einen Besuch abzustatten.
In unentwegter
Verehrung
Ihr ergebenster
Riegler
1 „ Chauvinistisch?“, Neuphil. Mitteilungen (Helsingfors) 20, 1919, 76-78.
2 Leo Spitzer, „ Antikritik“, Literaturblatt für germ. u. rom. Philologie 40, 1919, 272-278 (Stellungnahme zu Schuchardts Rez. „Fremdwortkunde“). – Hugo Schuchardt, „ Erwiderung [gegen L. Spitzer]“, ebd., 278-280.
3 „Und so möchte ich denn diese Antipolemik (die im Grund eine Polemik gegen das annoch zwischen uns stehende Wörtchen ,Anti‘ darstellt) im Gegensatz zu sonstigen derartigen Auseinandersetzungen nicht in den Kriegsbrodem einer dauernden Gegnerschaft, sondern in die mildreine Athmosphäre der Ruhe nach dem Sturm, der Verständigung nach der Aussprache, der sachlichen Bundesgenossenschaft nach Austragung aller Weltanschauungsgefechte getaucht wissen. Denn ,Schuchardt und kein Ende‘ muss die Losung jedes Sprachforschers sein“.