Otto von Reinsberg-Düringsfeld an Hugo Schuchardt (02-09358)

von Otto von Reinsberg-Düringsfeld

an Hugo Schuchardt

Altenburg

01. 05. 1869

language Deutsch

Schlagwörter: Dankschreiben Sprichwörter Magazin für die Literatur des Auslandes Literarische Übersetzung Sonderabdruck L'Umbria e le Marche Canti Buchhandlungen Dialektelanguage Norditalienische Dialektelanguage Umbrische Dialektelanguage Italienische Dialektelanguage Mittelitalienische Dialektelanguage Romanesco Morandi, Luigi Mattei, Antoine Rom Florenz Mailand Leipzig Mattei, Antonio (1867) Giambattista, Basile (1742)

Zitiervorschlag: Otto von Reinsberg-Düringsfeld an Hugo Schuchardt (02-09358). Altenburg, 01. 05. 1869. Hrsg. von Frank-Rutger Hausmann (2016). In: Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.letter.4288, abgerufen am 29. 03. 2024. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.1.4288.


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Altenburg 1.5.69. Stadt Gotha.

Geehrtester Herr Doctor!

Meinen besten Dank für die Mittheilung der Sprichwörter, die mir, wie Sie richtig vermuthen, noch unbekannt waren1, da mir leider nur das Lexicon des Romagnuolo2 zu Gebote stand. Sollten Sie noch andere finden, werden Sie mich durch Sendung derselben sehr verpflichten.

Ich habe mich inzwischen an den Redacteur des M. f. L. d. A. gewandt, um noch 1 Ex. der Nummer zu erhalten, in welcher die Übersetzung der umbrischen Volkslieder von meiner Frau abgedruckt war, konnte es aber nicht bekommen, weil, wie er schrieb, die Auflage nicht stärker gemacht wird, als nöthig ist. Wenn Sie indessen |2| an Prof. L. Morandi in Spoleto (Umbria) schreiben, wird er Ihnen sicherlich die Hefte seiner Zeitschrift schicken, in denen Canti standen. In den übrigen Heften war bisher – seit Januar ging mir keines mehr zu – absolut Nichts Sprachliches enthalten. Übrigens werden Preußische K. A.3 in Rom, wie Florenz u. Mailand angenommen. Auch haben mehrere Buchhandlungen Commissionäre in Leipzig, die Geld empfangen und gegen Lire gutschreiben.

In Rieti und Perugia habe ich mich nicht aufgehalten, in Ancona trotz aller Erkundigungen nichts Geschriebenes oder Gedrucktes im Dialekt gefunden, und auch das Buch Mattei’s4 nirgends zu Gesicht bekommen. Dagegen sind die emilianischen Dialekte ziemlich viel bearbeitet worden, und in Neapel lieh mir Prof. Lignani5 Sogar eine Übersetzung des Pentamerone in der Mundart von Bologna.6

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Im echten Florentiner Dialekt las ich Scherzi comici del celebre abate G. B. Zannoni, Malta 1857, um Sprichwörter auszuziehen, und was ich von Sprichwörtern und Redensarten in mittelitalienischen Dialekten gesammelt, finden Sie in unserem Sprichwörterlexikon, das jetzt gedruckt wird, und von dem ich Ihnen vorläufig bloß einen Correcturbogen senden kann.

Mit der Versicherung hochachtungsvollster Ergebenheit

Ihr

Reinsberg-Düringsfeld


1 Im Quellenverzeichnis der Sprichwörter (Anm. 5) heißt es, daß Schuchardt den Herausgebern handschriftlich Sprichwörter im Dialekt von Rom mitgeteilt habe, desgleichen solche im Oberländer Dialekt.

2 Vg. Anm. 12 zu Lfd. Nr. 01-09357.

3 Kassenanweisungen

4 Antonio Mattei, Pruverbi, detti e massime corse, Paris 1867.

5 Es dürfte sich um den bekannten Sprachwissenschaftler Giacomo Lignana (1827-1891) handeln, der u.a. in Bonn und Erlangen studiert hatte und von 1867-71 eine Professur in Neapel bekleidete.

6 La chiaqlira dla banzola, o per dir mìi fol tradutt dal parlar napulitan in lengua bulgnesa pr rimedi innucent dla sonn e dla malincunì dedicà al merit singular dl Nobilissm Dam d Bulogna, a cura di MADDALENA MANFREDI - TERESA MANFREDI - ANNA ZANOTTI - TERESA ZANOTTI, Bologna, s. e., 1742.

Faksimiles: Universitätsbibliothek Graz Abteilung für Sondersammlungen, Creative commons CC BY-NC https://creativecommons.org/licenses/by-nc/4.0/ (Sig. 09358)