Max Krenkel an Hugo Schuchardt (02-05820)
von Max Krenkel
an Hugo Schuchardt
19. 07. 1881
Deutsch
Schlagwörter: Dankschreiben Rezension Nachdrucke, Neuauflagen Beilage zur Allgemeinen Zeitung Italienische Dialekte
Zitiervorschlag: Max Krenkel an Hugo Schuchardt (02-05820). Dresden, 19. 07. 1881. Hrsg. von Frank-Rutger Hausmann (2016). In: Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.letter.4270, abgerufen am 30. 11. 2023. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.1.4270.
Dresden, den 19. Juli 1881.
Bergstraße 42.
Hochverehrter Herr Professor!
Empfangen Sie meinen leider etwas verspäteten, aber darum nicht minder aufrichtigen und herzlichen Dank für die so erhellende und gründliche Recension, die Sie meinem Buche haben angedeihen lassen. Dieselbe ist mir von großem Werthe und wird sicherlich bei einer etwaigen zweiten Auflage die sorgfältigste und eingehendste Berücksichtigung von meiner Seite finden. Sie wollen es mit einer durch die Vorarbeiten für den zweiten Band sehr in Anspruch genommenen Zeit entschuldigen, wenn ich heute nicht auf Einzelheiten eingehe und nur einen Punkt berühre, bezüglich dessen ich von |2| Ihnen mißverstanden worden bin. Ihre Verwunderung darüber, daß ich verschiedene Fragen, die ich aufwerfe, nicht selbst beantwortet habe, würde völlig berechtigt sein, wenn die fragende Form, in der ich meine Anmerkungen zu den von Ihnen angeführten Stellen gebe, ein Ausdruck meiner Unentschiedenheit und Rathlosigkeit wäre. Dies ist indeß keineswegs der Fall, vielmehr bin ich auch hier, wie anderwärts, dem Vorgange der Weidmannschen u. a. Klassikerausgaben gefolgt, die, um es dem Leser nicht zu leicht zu machen und um ihn zu eigener Geistesarbeit anzuregen, ihre Anmerkungen öfter in Frageform kleiden und ihm durch leise Andeutungen die richtige Antwort nahe legen. Ein hiesiger Gymnasiallehrer, der nur Ihre Rezension, nicht mein Buch ge- |3| lesen, errieth sofort diesen Sachverhalt. Immerhin aber werde ich in Erwägung ziehen, ob ich diese Form beibehalten soll, da sie, wie ich sehe, zu Mißverständnissen führen kann, zumal daneben noch andere Fragen vorkommen, die sich auf wirkliche, von mir selbst noch ungelöste Schwierigkeiten beziehen.
Ihren Wunsch bezüglich der Dama duende kann ich leider für jetzt nicht erfüllen, da der Inhalt des gesamten Bandes bereits festgestellt ist, doch werde ich denselben im Auge behalten und vielleicht später berücksichtigen können. Wenn ich auch im dritten Bande, falls es zu einem solchen kommt, Alarcón1 behandeln werde, so schließt dies nicht aus, daß ich später noch einmal zu Calderon zurückkehre, der ja auch so reiche Ausbeute |4| verheißt. Hoffentlich gelingt es mir, bei fortgesetztem Studium der spanischen Dramatiker noch manche Schwierigkeit zu lösen. Mit Ihrer Ausstellung zu L. e. Tr. III, 832ff. sind Sie völlig im Recht, ich darf aber versichern, daß ich förmlich Jagd auf Parallelen gemacht habe, um diese dunkle Stelle aufzuhellen, leider ohne Erfolg.2 So viel ich sehe, ist die hier vorliegende Schwierigkeit auch durch die von Ihnen beigebrachten dankenswerthen Parallelen noch nicht gehoben.
Ihr freundliches Anerbieten, mir ein bis zwei Exemplare des Ihren Artikel enthaltenden Beiblattes der A. Allg. Ztg. zu senden, nehme ich mit großem Dank an, da ich den Artikel gern meinem Verleger übermitteln möchte, ebenso werde ich Ihnen sehr dankbar sein, wenn Sie eine Uebersetzung desselben in das Spanische veranlassen wollen.
Mit vorzüglicher Hochachtung verbleibe ich
Ihr ergebenster
Max Krenkel.
1 Juan Ruiz de Alarcón (1580/81-1639), spanischer Dramatiker. Krenkel hat jedoch keine Ausgabe seiner Werke herausgebracht.
2 Schuchardt merkt (op. cit. 2828) an: „Das Culturhistorische mußte in noch höherem Grade berücksichtigt werden. Clarin bedient sich, wie dieß die Graciosos oft thun, des Kartenspiels zu Gleichnissen (L. e. T. III, 832ff.). Krenkel verweist auf einige andere Stellen, wo das geschieht: dieselben haben aber keine nähere Beziehungen zu der vorliegenden, und so werden die hier enthaltenen Anspielungen dem Leser dunkel bleiben)“.