Heinrich Morf an Hugo Schuchardt (35-07526)

von Heinrich Morf

an Hugo Schuchardt

Berlin

04. 11. 1917

language Deutsch

Schlagwörter: Politik- und Zeitgeschichte Erster Weltkrieg Wissenschaftliche Diskussionen und Kontroversen Société Jean-Jacques Rousseau (Genf) Salvioni, Carlo Ettmayer, Karl von Urtel, Hermann Schulze, Wilhelm Schuchardt, Hugo (1918)

Zitiervorschlag: Heinrich Morf an Hugo Schuchardt (35-07526). Berlin, 04. 11. 1917. Hrsg. von Frank-Rutger Hausmann (2016). In: Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.letter.4261, abgerufen am 28. 09. 2023. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.1.4261.


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PROF. DR. H. MORF 100 Kurfürstendamm                                                               BERLIN-HALENSEE d. 4 XI.17.

Lieber Freund,

In Salvioni’s Kopf hat der Krieg böse Verheerungen angerichtet, sonst hätte er sein pseudowissenschaftliches Ladinia e Italia nicht schreiben können – aber nicht minder gross scheinen mir die Zerstörungen zu sein, die Ettmayers Gehirn erlitten hat, da der klare Sinn Ihrer Worte sich ihm in’s Gegenteil verwandelt hat, und er, nachdem Sie ihn aufgeklärt haben, sich mit Worten verteidigt, die ebenso hässlich wie töricht sind.1 Mit tiefem Bedauern liest man das und mit Entrüstung. Dass Sie darauf nicht mehr antworten, wird jeder Vernünftige billigen; mit unbeherrschtem Kriegswahn zu streiten, hat keinen Sinn.

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Urtel wird Ihnen wohl seither geschrieben haben. Vielleicht ist er zur Zeit bei seiner Familie in Schweden. Auf Mitte November wollte er wieder zurück sein. Er ist natürlich, wie ich, sehr begierig, Ihr Urteil über seine baskische Arbeit zu lesen.2

Von W. Schulze habe ich den Nachweis der Glosse σπλήνrata immer noch nicht erhalten können3. Sobald ich ihn bekommen habe, sende ich Ihnen die Notiz.

Dass mich die Genfer Soc. J.-J. Rousseau im Juni 1917 aus dem Vorstand ausgeschlossen hat, werden Sie vielleicht in den Tagesblättern gelesen haben4; einige Franzosen drohten mit Austritt aus der Société, wenn der Berliner im Comité verbleibe, & da haben die Schweizer den Schweizer geopfert, im dritten Kriegsjahr.

Mit herzlichen Grüssen & Wünschen Ihr getreuer
H. Morf.


1 Zu Einzelheiten vgl. Schuchardt an Karl Vossler (Lfd.Nr. 17-HS_KV_s.n.).

2 Vgl. Schuchardts kritische Besprechung von H. Urtel, Zum Iberischen in Südfrankreich, Literaturblatt für germ. u. rom. Philologie 39, 1918, 39-44

3 S. Anm. 2 zu Lfd. Nr. 32-07523.

4 Zu Einzelheiten s.u. Lfd.Nr. 38-07529.

Faksimiles: Universitätsbibliothek Graz Abteilung für Sondersammlungen, Creative commons CC BY-NC https://creativecommons.org/licenses/by-nc/4.0/ (Sig. 07526)