Heinrich Morf an Hugo Schuchardt (17-07508)

von Heinrich Morf

an Hugo Schuchardt

Berlin

20. 10. 1912

language Deutsch

Schlagwörter: Mitgliedschaft Königlich-Preußische Akademie der Wissenschaften (Berlin) Publikationsversand Diels, Hermann Storost, Jürgen (2001)

Zitiervorschlag: Heinrich Morf an Hugo Schuchardt (17-07508). Berlin, 20. 10. 1912. Hrsg. von Frank-Rutger Hausmann (2016). In: Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.letter.4243, abgerufen am 18. 04. 2024. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.1.4243.


|1|

PROF. DR. H. Morf                                                                   BERLIN-HALENSEE D. 20.X.12. 100 Kurfürstendamm

Hochverehrter, lieber Herr Kollege,

Herzlich hätte ich mich gefreut, wenn ich – worauf ich sicher rechnete – als der Erste Ihnen die Wahl zum Mitglied unserer Akademie1 hätte mittheilen können. Aber die offizielle Maschine kennt solche persönliche Wünsche nicht. Als die königl. Bestätigung Ihrer Wahl, die wir im Sommer vorgenommen, eintraf, hatte die Akademie Ferien & das Büro erledigte die Angelegenheit, ohne dass ich davon wusste. Am 18. erfuhr ich‘s dann, & eben wollte ich Ihnen schreiben, als Ihr lieber Brief eintraf. Nun sind Sie mir zuvorgekommen.2

Für mich ist die Hauptsache, dass Ihnen die Wahl wirklich Freude gemacht hat. Der Ehrung als solcher bedurften Sie nicht. Dass es uns aber vergönnt war, Ihnen durch die Wahl eine Freude zu machen, & ich, insofern ich daran Theil habe, dadurch habe ausdrücken können, wie hoch ich Sie stelle & wie tief ich mich in Ihrer Schuld fühle – das war operae pretium!

|2|

Und nun wünsche ich Ihnen von Herzen, dass Sie noch recht lange unser Mitglied bleiben und unsere confraternité académique recht lange dauern möge. Auch den Wunsch darf ich hinzufügen, dass wir Sie einmal hier in unserer Mitte, bei einer unserer donnerstäglichen Sitzungen begrüssen können.

Da Sie bereits an das Büro geschrieben haben, so wird Ihr Schreiben wohl am Donnerstag zur Mittheilung kommen. Diels3 ist ein sehr verständiger & sehr lieber Mensch: er wird Ihre ,Handschrift‘ zu schätzen wissen.

Auf Ihre Zusendungen freue ich mich & vielleicht haben Sie auch einmal etwas für unsere Akademie, für die ,Abhandlungen‘ oder die ,Sitzungsberichte‘. – Ich sende Ihnen gleichzeitig meine Confessio4 vom vorigen Jahr, die ich sonst kaum versandt habe, da mir die Antwort Diels‘ wahrlich zu gutgemeint ist. Aber Sie, der Sie nun der Unsrige sind, werden nun die Sendung nicht missverstehen.

Meiner Frau, die Sie herzlich grüssen lässt, & mir geht es gut. Wir leben hier allein unsere beiden Töchter sind in Frankf. verheiratet & der Enkel wird schon drei.5 Mit den herzlichsten Wünschen & Grüssen

Ihr getreuer
H. Morf.


1 Zu Einzelheiten Jürgen Storost, 300 Jahre romanische Sprachen und Literaturen an der Berliner Akademie der Wissenschaften, 2 Teile, Frankfurt a. M. 2001 (Berliner Beiträge zur Wissenschaftsgeschichte, 4), bes. II, 451. Morf verfaßte die Laudatio, Dok. 73, 128-131. Zu Einzelheiten der Aufnahme I, 300-308.

2 Schuchardts Dankschreiben datiert bereits vom 16.10.1912 (Storost, 300 Jahre, II, 126-128).

3 Hermann Diels (1848-1922), Altphilologe und Religionswissenschaftler, war von 1895 bis 1920 Sekretar der Philosophisch-historischen Klasse der Akademie. Gustav Roethe (1859-1926), an den Schuchardts Dankschreiben adressiert ist, war seit 1911 ständiger Sekretar.

4 „Antrittsreden der HH. Morf und Wölfflin und Erwiderung des Hrn. Diels, Sekretars der phil.-hist. Klasse“, SB der kgl. Preuss. Akad. d. Wissenschaften. Öffentliche Sitzung zur Feier des Leibnizischen Jahrestages vom 29. Juni, 1911, 1-9.

5 Vgl. Anm. 5 zu Lfd. Nr. 13-07504. Das Ehepaar Lehner muss demnach noch einen etwa ein Jahr älteren Sohn gehabt haben. Der Vater, der Chemiker war, ging wenig später nach Berlin, bevor er in die Schweiz zurückkehrte.

Faksimiles: Universitätsbibliothek Graz Abteilung für Sondersammlungen, Creative commons CC BY-NC https://creativecommons.org/licenses/by-nc/4.0/ (Sig. 07508)