Heinrich Morf an Hugo Schuchardt (05-07496)

von Heinrich Morf

an Hugo Schuchardt

Zürich

02. 09. 1897

language Deutsch

Schlagwörter: Universitätsangelegenheiten Universität Zürich Berufungen Fernleihe Bibliotheken und Bibliothekswesen Stadtbibliothek Bern Seuffert, Bernhard Leizarraga, Joanes Blösch, Emil Linschmann, Theodor/Schuchardt, Hugo (1900)

Zitiervorschlag: Heinrich Morf an Hugo Schuchardt (05-07496). Zürich, 02. 09. 1897. Hrsg. von Frank-Rutger Hausmann (2016). In: Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.letter.4230, abgerufen am 29. 03. 2024. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.1.4230.


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Prof. Dr. H. Morf                              Weisstanne bei Hohfluh (Berner Oberland) 29 – Pestalozzistrasse – 29          Zürich V, den 2. IX. 1897

Verehrter Herr Kollege,

Für Ihre so liebenswürdige rasche Auskunft sage ich Ihnen herzlichen Dank: leider ist es seither so gekommen, wie Sie voraussahen. Wir haben B. S. nicht so Viel bieten können, dass er unserem Rufe zu folgen sich hätte entschliessen können.1 Nach Allem, was wir dabei hörten, bedauern wir diese Wendung aufrichtig. Bei uns ist es eben mit Pensionsverhältnissen schlecht bestellt & das macht uns wenig konkurrenzfähig.

Von Bern , wohin ich wegen Liçarragues N.T. geschrieben2, erhalte ich, offenbar der Ferien wegen, keine |2| Antwort. Ich zweifle aber gar nicht, dass Sie das Werk ganz nach Wunsch ausgeliehen erhalten werden, vielleicht unter der Bedingung, dass die Grazer Bibliothek es entlehnt. Der Berner Oberbibl. Prof. Dr. Blösch3 ist sehr gefällig. Sollte, was ich wirklich nicht annehme, eine Vermittlung oder Fürsprache nötig sein, so stehe ich Ihnen gerne zur Verfügung; ich komme um die Mitte dieses Monats nach Bern , auf der Rückreise von dieser idealen Sommerfrische. Wir leben hier – die ganze Familie – in einem einsamen stattlichen Bauernhaus, das ich für den Sommer gemietet habe, in herrlicher Alpenruhe & Alpenluft, fern von jeder Strasse, von jedem Fremdenverkehr. Das bekömmt den Nerven gut & Sie sollten auch hier sein, um gut schlafen zu lernen! –

Mit den herzlichsten Wünschen & Grüssen

Ihr ganz ergebener    
H. Morf.


1 Zu Einzelheiten vgl. Brief 04-07495. Offenbar hatte Schuchardt sich positiv über Bernhard Seuffert geäußerst, aber bereits angedeutet, dass er kaum nach Zürich gehen werde. Heutzutage bietet die Schweiz ausländischen Gelehrten, die sie berufen möchte, exzellente Bedingungen, auch materieller Art.

2 Es handelt sich um den baskischen Protestanten (Pfarrer) Jean de Liçarrague (andere Namensformen Joannes Leizarraga bzw. Iean de Liçarrague; 1506-1601), der 1564 das NT ins Baskische übersetzte (Jesus Christ Gure Jaunaren Testamentu Berria), das 1571 in La Rochelle bei Pierre Haultin im Druck erschien. Die Berner UB (Speichermagazin) weist das Buch heute noch nach. Vermutlich benutzte es Schuchardt für seine Ausgabe I. Leizarragas Baskische Bücher von 1571... [hrsg. von] Th. Linschmann und H. Sch., Strassburg: K. J. Trübner, 1900, 9-120.

3 Emil Blösch (Bloesch; 1838-1900), erst Pfarrer, 1878 Oberbibliothekar der Stadtbibliothek, 1885 PD, 1891 ao. Prof. für neuere Kirchengeschichte in Bern .

Faksimiles: Universitätsbibliothek Graz Abteilung für Sondersammlungen, Creative commons CC BY-NC https://creativecommons.org/licenses/by-nc/4.0/ (Sig. 07496)