Hugo Schuchardt an José Leite de Vasconcelos (75-20860)

von Hugo Schuchardt

an José Leite de Vasconcelos

Graz

07. 04. 1905

language Deutsch

Schlagwörter: Spindel Reisen Publikationsversand Cornu, Julius

Zitiervorschlag: Hugo Schuchardt an José Leite de Vasconcelos (75-20860). Graz, 07. 04. 1905. Hrsg. von Ivo Castro und Enrique Rodrigues-Moura (2016). In: Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.letter.4182, abgerufen am 07. 12. 2023. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.1.4182.


|1|

Graz, 7 April 1905

Lieber Freund,

Heute sind zu meiner grossen Überraschung (denn ich glaubte nicht dass meine Karte nach Montpellier Sie noch erreichen würde) und Freude Ihre Spindeln eingetroffen. Die eine ist zwar enthauptet worden; aber der Kopf war dabei; nur ein eiserner Haken (den ich konjiziere als wäre es ein ausgefallenes Wort) fehlt. Es ist diese Spindel für mich wegen ihrer Ähnlich- |2| keit mit den süditalienischen Spindeln (und doch wieder Abweichung von ihnen) besonders interessant. Woher stammt   Sie? Und die beiden andern?

Wenn Ihnen griechische Spindeln zugänglich sein sollten, bitte gedenken Sie meiner. Ich habe Ihnen, wenn ich nicht irre, schön früher einmal gesagt dass man den Austausch ethnographischer Objekte fördern sollte. Ich verstehe mich nur schwer dazu |3| Andere um Gefälligkeiten zu bitten die ich nicht erwidern kann. Ich bin bereit meinerseits zu geben was immer man wünschen wird.

Ich beneide Sie um Ihre grosse Reise die für Sie, und auch dann für uns, reiche Früchte tragen wird. Cornu sagte mir, Sie wollten im Juni in Paris sein. Graz liegt auf dem Wege (oder doch sehr nahe daran) zwischen Troja und Paris. Wollen Sie es nicht noch einmal besuchen? Cornu träfen Sie sicherlich; mich wahrscheinlich (möglicherweise aber muss ich eine Badekur in Karlsbad oder sonstwo brauchen).

Da |4| Sie so bald nicht nach Lissabon zurückkehren, so schicke ich Ihnen meine Mussafia-festschrift nicht bevor Sie sich melden. Sie hat mir viel Mühe und Aufregung bereitet, macht mir aber nun da sie nahezu fertig ist (in etwa 14 Tagen) auch grosse Freude. Unter den nahezu 70 Abbildungen finden sich doch die welche ich Ihnen verdanke. Achten Sie doch ich bitte darauf, wie die Haspel in Griechenland und Kleinasien aussieht. Findet man wohl noch die primitive Form wie sie in Süditalien lebt   (ohne Kreuzung der Querhölzer) oder etwa die Neapler Variante ? Oder nur ?

Mit herzlichen Wünschen und Grüssen
Ihr dankbarer
H. Schuchardt

Faksimiles: Die Publikation der vorliegenden Materialien im „Hugo Schuchardt Archiv” erfolgt mit freundlicher Genehmigung der Universidad de Lisboa. (Sig. 20860)