Hugo Schuchardt an José Leite de Vasconcelos (71-20879)
von Hugo Schuchardt
21. 11. 1904
Deutsch
Schlagwörter: Spindel Revista Lusitana: Archivo de Estudos Philologicos e Ethnologicos relativos a Portugal Museu Etnológico Português Dankschreiben Etymologie Publikationsvorhaben
Zitiervorschlag: Hugo Schuchardt an José Leite de Vasconcelos (71-20879). Graz, 21. 11. 1904. Hrsg. von Ivo Castro und Enrique Rodrigues-Moura (2016). In: Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.letter.4178, abgerufen am 10. 09. 2024. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.1.4178.
Graz, 21 Nov. 1904
Lieber Freund,
Sie haben mir eine grosse Freude gemacht mit den rasch und gut gelieferten Zeichnungen; da ich annehme dass nicht Sie, sondern ein Zeichner von Beruf sie angefertigt hat, so bitte ich mir zu sagen wie viel ich ihm dafür schulde.
Ich erlaube mir zu den Zeichnungen Folgendes zu fragen und zu bemerken.
A. Argadilho. Ist derselbe zum Zusammenlegen wie ein Regenschirm? Das eine am obern Kreuz angebrachte Querholz (a) kann nur den Zweck haben, die Garnwinde1 zu spreizen, sie gespannt zu halten.
C.2 Debadoira. Wird hiermit überhaupt die betreffende Variante des argadilho bezeichnet, oder ist der Ausdruck [hier] mehr zufällig gebraucht, und im Grunde |2| ganz identisch mit dem andern? Die Form selbst ist mir sehr interessant; ich kenne sie aus Frankreich und Rumänien, nicht aus Italien.
D. Der sarilho muss doch einen Zusatz3 haben (wie ital. naspo manesco) um ihn von dem sarilho der mit der Kurbel4 gedreht5 wird, zu unterscheiden.
F. Der Feuerbock ist bemerkenswert weil der Korb (oder wie soll man es nennen? und wie heisst es auf portugiesisch?) oben nicht geschlossen ist: nicht . Muril, murilho stammt wohl ohne Zweifel vom span. morillo. Sollten sich nicht in Spanien Feuerböcke erhalten haben welche die senkrechten6 Bügel noch in der Gestalt von Mohrenknaben7 zeigen?
In Bezug auf die Revista L. haben Sie mir nicht geantwortet.
Dass Sie [für das] Museum vor allem an das Alte denken, ist durchaus gerechtfertigt. Das Moderne gewinnt ja |3| erst durch Vergleich mit dem alten Werk. Ich danke auch bestens für Ihre Analecta Archaeologica XIII-XVII, die mich sehr interessieren. Ist Ihnen gelegentlich der Form mirolis aufgefallen welche wunderbare Mannigfaltigkeit von Formen das Wort mausoleum angenommen hat? in Inschriften allein erscheint es als misil-, mesel-, mesul-, maesol-, mosol-, musol- (in Hdss. auch als mas-, moes-). Den Mund wässerig gemacht hat mir der «cossoiro moderno de madeira» (S. 14) oder vielmehr «a haste de ferro» an der er steckt. Metallene Spindeln sind wenigstens heutzutage selten; ist es in Portugal anders? Ich besitze nur eine metallene, und zwar eine eiserne Spindel, aus Italien, wohl mittelalterlich.
Ihre Äusserung über gabéla in den Resp. Cam. − ich pflichte Ihrer Herleitung des Wortes bei hat mich |4| zu einem längeren etymologischen Artikel veranlasst, der nun auch äusserlich von Ihren Worten seinen Ausgang nimmt (vor 8 Tagen abgeschickt).
Fahren Sie nur eifrigst in Ihren ethnographischen Bemühungen fort und geben Sie dem übrigen romanischen Süden ein anregendes Beispiel.
1 Tradução na entrelinha inferior: «dobadoira».
2 Não há secção B, nem E.
3 Tradução na entrelinha superior: «appendice».
4 Tradução na entrelinha superior: «manivela».
5 Tradução na entrelinha superior, ilegível.
6 Tradução na entrelinha superior: «vertical».
7 Tradução na entrelinha superior: «pretos».
Faksimiles: Die Publikation der vorliegenden Materialien im „Hugo Schuchardt Archiv” erfolgt mit freundlicher Genehmigung der Universidad de Lisboa. (Sig. 20879)