Hugo Schuchardt an José Leite de Vasconcelos (66-20878)

von Hugo Schuchardt

an José Leite de Vasconcelos

Berlin

26. 05. 1904

language Deutsch

Schlagwörter: Publikationsversand Etymologie Sonderabdruck Museu Etnológico Português Bittschreiben Spindel Materialsendung (ethnographisch) Empfehlung (Personen) Reisenlanguage Portugiesisch Reuleaux, Franz Michaëlis de Vasconcelos, Carolina Rodríguez Marín, Francisco

Zitiervorschlag: Hugo Schuchardt an José Leite de Vasconcelos (66-20878). Berlin, 26. 05. 1904. Hrsg. von Ivo Castro und Enrique Rodrigues-Moura (2016). In: Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.letter.4174, abgerufen am 16. 04. 2024. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.1.4174.


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26 Mai 1904

Lieber Freund,

Ich sende Ihnen unter Kreuzband meinen Artikel welcher in dem Wunsche nach einem romanischem Museum ausläuft und in dem ich auch Ihrer gedenke (meine Beiträge zum vorletzten Hefte der Zeitschrift wo ich auch einiges Portugiesische aufhellte, so medronho �� * albit(r)onius habe ich Ihnen nicht geschickt; ich bekomme immer so wenig Exemplare).

Ich bitte wirken doch auch Sie für die Idee der Gründung |2| ethnographischer Museen in den übrigen romanischen Ländern, und teilen Sie mir mit wie es mit Ihrem Lissaboner Museum steht.

Damit verbinde ich eine etwas materiellere Bitte. Ich habe eben die Spindelsammlung von Reuleaux gesehen; sie ist recht interessant, aber nicht allzu reichhaltig und nicht durch ethnographische Interessen ins Leben gerufen. Ich hege den Wunsch und die Hoffung es weiter zu bringen - falls meine Freunde mich unterstützen wollen. Frau Carolina hat mir schon von langer Zeit als1Muster ohne Wert [­zwei] Spindeln von Porto geschickt; von Ihnen erfuhr ich dann |3| dass noch andere Typen in Portugal existieren. Könnte ich nicht, durch Ihre Vermittelung, Vertreter derselben erhalten? Ich bin bereit alle Kosten die damit verbunden wären, zu tragen. Es liegt mir gerade jetzt [­besonders] daran,2 eine bessere Übersicht über die romanischen Spindeln zu erlangen, da ich mich doch entschlossen habe nach meiner Rückkehr meine Arbeit über die pompejanischen Spindeln wieder aufzunehmen und womöglich zu vollenden. Wenn Sie Ihrerseits ethnographische Objekte aus Oestreich zur Vergleichung brauchen, so würde ich mich bemühen Ihnen solche zu beschaffen.

|4| Kennen Sie denn in Spanien Jemanden der sich für Musealethnologie interessiert? Mein Freund Rodriguez Marín in Sevilla hat mir auf eine vor Jahren an ihn gerichtete Bitte mir eine dortige Spindel zu schicken nicht einmal geantwortet.

Ich mache eine kleine Museal† [reise]. Das hiesige ethnographische Museum ist einzig, wunderbar, aber in vielen seiner Teile unzugänglich ungeniessbar. Von hier gehe ich nach Kopenhagen (Hôtel d’Angleterre, in den nächsten 14 Tagen würde mich eine Mitteilung von Ihnen dort treffen) dann nach Stockholm.

Mit herzlichem Gruss
Ihr ergebener
H. Schuchardt


1 Nota de Leite: «ler em Belem».

2 Tradução de Leite na entrelinha: «d’ai».

Faksimiles: Die Publikation der vorliegenden Materialien im „Hugo Schuchardt Archiv” erfolgt mit freundlicher Genehmigung der Universidad de Lisboa. (Sig. 20878)