Hugo Schuchardt an José Leite de Vasconcelos (54-20867)

von Hugo Schuchardt

an José Leite de Vasconcelos

Palermo

23. 05. 1901

language Deutsch

Schlagwörter: Fischereigeräte Literaturbeschaffung Revista Lusitana: Archivo de Estudos Philologicos e Ethnologicos relativos a Portugal Museu Etnológico Português Verlust von Korrespondenz Biographisches Pitrè, Giuseppe

Zitiervorschlag: Hugo Schuchardt an José Leite de Vasconcelos (54-20867). Palermo, 23. 05. 1901. Hrsg. von Ivo Castro und Enrique Rodrigues-Moura (2016). In: Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.letter.4162, abgerufen am 16. 04. 2024. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.1.4162.


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Palermo, Hôtel Trinacria
23 Mai 1901 

Lieber Freund,

Ich trage Ihnen eine Bitte vor.

S. M. der König Carlos hat, so viel ich weiss, eine Schrift über den Thunfischfang herausgegeben. Wenn diese im Buchhandel zu erhalten ist, so bitte ich Sie einen Buchhändler zu bestimmen, zwei Exemplare davon an mich nach Neapel fermo in posta zu senden; ich werde ihm den Betrag dafür entweder von dort aus oder |2| von Graz, wo ich freilich erst gegen Ende Juli eintreffen werde, senden.

Sollte das Buch oder die Broschüre – ich habe keine Ahnung von dem Umfang – nicht im Buchhandel sein, so können Sie mir vielleicht mittheilen auf welchem Wege es möglich wäre in deren Besitz zu gelangen.

Eine Nachricht würde mich treffen, wenn Sie vor dem 8. Juni in Messina, fermo in posta einträfe. Während der zweiten Hälfte des Monats Juni, wie gesagt, in Neapel.

Ich bin sehr viel mit dem sehr liebenswürdigen und eifri|3|gen Pitrè zusammen. Zur Errichtung eines ethnologischen (sicilianischen) Museums fehlt es ihm nur an Platz; dürftige Reste einer vor Jahren hier gehaltenen Ausstellung sind an einem ganz ungeeigneten Platze aufbewahrt. Ich interessire mich lebhaftest für ethnologische Museen und inbesondere auch für das Ihrige. Vielleicht höre ich, nach meiner Rückkehr, etwas Neues darüber; ich lasse mir hierher keine Zeitschriften und überhaupt keine Kreuzbandsendungen nachkommen – sie gehen, wenn nicht rekommandirt, zu leicht verloren, auch bekomme ich so viel Überflüssiges. Für den laufenden Jahrgang der Revista |4|Lusitana habe ich noch nicht gezahlt; ich bemerke dies ausdrücklich, damit Sie nicht glauben ich sei ihr untreu geworden – nur kommt es, bei meinen längeren Abwesenheiten von Graz, nicht darauf an, wenn ich die Hefte später und mehrere zusammen erhalte.

Die letzte Nachricht die ich von Ihnen erhielt, brachte mir die erfreuliche Zusicherung dass Sie von Graz und mir keinen allzu ungünstigen Eindruck mitgenommen haben. Ich bin eben fast immer leidend, und deshalb der Nachsicht Anderer stets bedürftig. Auch Pitrè ist nicht immer zufrieden mit mir; obwohl er Arzt ist, verlangt er von mir, ich solle meine Nerven *unterjochen, und scheint mich als eine Art von malade imaginaire zu betrachten. Ich wünsche Ihnen das Beste und grüsse Sie herzlichst.

Ihr ganz ergebener
H. Schuchardt

Faksimiles: Die Publikation der vorliegenden Materialien im „Hugo Schuchardt Archiv” erfolgt mit freundlicher Genehmigung der Universidad de Lisboa. (Sig. 20867)