Hugo Schuchardt an José Leite de Vasconcelos (43-20858)

von Hugo Schuchardt

an José Leite de Vasconcelos

Graz

06. 03. 1898

language Deutsch

Schlagwörter: Publikationsversand Schuchardt-Bibliothek Fischereigeräte Netzelanguage Nordostkaukasische Sprachen (nacho-dagestanische Sprachen)language Nilo-saharanische Sprachenlanguage Baskischlanguage Französisch (Gabun) Coelho, Francisco Adolfo Reis Gonçalves Viana, Aniceto dos Michaëlis de Vasconcelos, Carolina Schuchardt, Hugo (1888) Schuchardt, Hugo (1884) Schuchardt, Hugo (1888) Schuchardt, Hugo (1893) Schuchardt, Hugo (1897) Schuchardt, Hugo (1866) Schuchardt, Hugo (1874) Sañez Reguart, Antonio (1791–1795)

Zitiervorschlag: Hugo Schuchardt an José Leite de Vasconcelos (43-20858). Graz, 06. 03. 1898. Hrsg. von Ivo Castro und Enrique Rodrigues-Moura (2016). In: Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.letter.4151, abgerufen am 30. 09. 2023. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.1.4151.


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Graz, 6 März 1898.

Mein lieber Freund,

Ich danke Ihnen bestens für Ihre letzten Mittheilungen und Zusendungen. In der Liste Ihrer Schriften finde ich Manches (z. B. den Mappa dialectologico), was ich noch nicht besitze. Ich werde Ihnen später einmal meine Desiderata angeben. Augenblicklich bin ich dazu noch nicht im Stande. Meine Bibliothek befindet sich leider noch immer in der Unordnung von der ich Ihnen |2| sprach. über meine eigenen kleineren Publikationen habe ich keine gute Uebersicht und die etwa vorhandenen Separatabzüge liegen etwas zerstreut herum. Ich habe aber versucht so viel als möglich deren zusammenzuraffen; ich schicke Ihnen das in einem kleinen Bündel recommandirt. Von Manchen, so von Beitr. z. Kenntn. des Kreol. Rom. I besitze ich wohl kein Exemplar mehr (ich muss Ihnen übrigens seiner Zeit eines geschickt haben).

Haben Sie mein Slawo-deutsches und Slawo-italienisches? Meine kleine Schrift: Auf Anlass des Volapüks? Meine Baskische Studien I dürften Sie nicht interessiren da darin absolut nichts Romanisches vorkommt, |3| und hier schon eine gründliche Kenntniss der baskischen Konjugation vorausgesetzt wird. Die folgenden Baskischen Studien hingegen die ich plane und zum Theil schon begonnen habe, werden die Wichtigkeit des Baskischen für die Erkenntniss der Entwicklung des Romanischen auf der iberischen Halbinsel genügend darthun. Ich bedauere dass in Spanien und Portugal Niemand sich mit dem Studium des Baskischen befasst – natürlich von den Basken abgesehen.1 Mit meinen Arbeiten, aus allerletzter Zeit, über kaukasische Sprachen, insbesondere das Georgische, verschone2 ich Sie, |4| ja muss sie zum Theil verschonen da mir die Separata meistens3 ausgegangen sind.

Demnächst, etwa in einer Woche, werde ich Ihnen Romanische Etimologieen I (über sabio u.s.w. = sapidus) zugehen lassen. Ich weiss nicht ob ich genug Exemplare haben werde um auch meine übrigen portugiesischen Freunde, Coelho, Gonçalves Vianna und Ihre4 verwandte Carolina zu bedenken. Ich gestehe5 ganz offen dass – wenn ich auch beim Ankaufen von fremden Büchern und beim Druckenlassen eigener durchaus nicht geizig bin – |5| ich mich höchst ungern zum Ankauf meiner eigenen Schriften entschliesse. Ich habe das öfters thun müssen, insbesondere beim Vokalismus und bei Ritornell und Terzine. Wenn man überhaupt die durch die Freiexemplare gezogene Grenze überschreitet, dann liegt kein zwingender6 Grund vor irgendwo Halt zu machen.

Ihre Nachrichten über jene Fischereiangelegenheit waren mir, wie ich Ihnen schon sagte, höchst willkommen. Sollte nicht im Portugiesischen irgend eine umfangreichere Darstellung der Fischerei vorhanden sein, wenn auch nicht |6| eine so umfangreiche wie die 5 Bände des Diccionario histórico de las Artes de la pesca nacional von Sañez Reguart (Madrid 1791 ff.)? Die Namen der Netze haben für mich ein besonderes Interesse.

Demnächst schreibe ich Ihnen vielleicht aus führlicher und sorgfältiger; für heute müssen Sie sich mit diesen in Eile dahin geschmierten Zeilen begnügen.

Mit herzlichem Grusse
Ihr ergebener
H. Schuchardt      


1 Notiz von Schuchardt: «Ich bin jetzt dabei, das werthvollste bask. Sprachdenkmal, das N. T. von 1571 neu drucken zu lassen.»

2 Tradução de Leite na entrelinha: «poupar».

3 Transcrição de Leite na entrelinha, errada: «mehrstens».

4 Transcrição de Leite na entrelinha: «Ihre (!)».

5 Tradução de Leite na entrelinha: «confésso».

6 Transcrição de Leite na entrelinha, seguida de tradução: «forçado».

Faksimiles: Die Publikation der vorliegenden Materialien im „Hugo Schuchardt Archiv” erfolgt mit freundlicher Genehmigung der Universidad de Lisboa. (Sig. 20858)