Hugo Schuchardt an Georges Lacombe (145-091)

von Hugo Schuchardt

an Georges Lacombe

Graz

31. 08. 1911

language Deutsch

Schlagwörter: Zeitschrift für romanische Philologie Urquijo Ybarra, Julio de Darricarrère, Jean Baptiste Azkue y Aberasturi, Resurrección María de Schuchardt, Hugo (1911)

Zitiervorschlag: Hugo Schuchardt an Georges Lacombe (145-091). Graz, 31. 08. 1911. Hrsg. von Katrin Purgay (2017). In: Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.letter.4080, abgerufen am 29. 03. 2024. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.1.4080.


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G., 31 Aug. ’11

Sehr geehrter Herr und Freund,

Sauriez-vous glisser cela dans la Revue? Ich bediene mich ausdrücklich des französischen Wortes; ich meine nämlich, derartige kleine Notizen sollten einen möglichst bescheidenen Platz einnehmen. Ich war förmlich erschrocken als mein Artikelchen „Baskisch und Finnisch“ eine ganze Seite für sich hatte, und noch mehr als auf meine Bitte um einige Separata de Urquijo mir verschiedene Exemplare des ganzen Bogens schickte. Ist denn für die Mitarbeiter der wissenschaftlichen Zeitschriften in |2| Frankreich die Separata-frage nicht geregelt? das heißt, gelten nicht für jede Zeitschrift bestimmte Bedingungen? So erhält z.B. jeder der in die Z. für romanische Philologie schreibt, 10 Separata – mag der Artikel auch noch so klein sein – und zwar nur so viel Blätter (oft ein einziges) als er ausfüllt. Will Jemand mehr Separata, so wird ihm das berechnet.

Und nun noch ein anderes – aber dieses sub rosa! Das Druckfehlerverzeichnis Darricarrères interessiert mich; ich glaube u.a., daß eine kleine Nachlese möglich oder erforderlich ist. Nun sehe ich aber daß er sich auf eine Separtausgabe von O.h.b.1 bezieht. Vielleicht hat mir de Urquijo eine solche geschickt (wie er mir z.B. die Separatausgabe von den Refranes de Sauguis geschickt hat); aber ich bin meiner Sache nicht gewiß, wenigstens finde ich das Heft nicht. Allerdings auch nicht den verbesserten Abdruck von Revue I, 27.28.29.30, von dem ebenda S. 185 Anm. die Rede ist. |3| Doch ist meine Bibliothek, infolge meiner beständigen Kränklichkeit, sowie meines Wohnungswechels im Jahre 1908, durchaus nicht in solcher Ordnung wie ich wünschte, und ich kann nicht beschwören daß ich dies oder jenes nicht habe. Glauben Sie daß de U. mir den Tartas geschickt hat? Ich frage ihn nicht direkt, weil er sich allen meinen Wünschen so entgegenkommend zeigt, daß es mich geradezu beschämt.

Sehr leicht ist für mich die Lektüre von Etchepare nicht, nicht leichter als die von Dechepare. Mir geht es ähnlich wie alten Schauspielern, die die die Schwierigkeiten und Gefahren ihrer Kunst ganz anders zu würdigen wissen als die jungen; je mehr ich das Baskische studiere, desto schwieriger kommt es mir vor. In den Buruchkak|4| fällt mir u.a. die Häufigkeit von iduki und bai- auf, ich habe aber noch nicht feststellen können ob das auf mundartlicher Eigentümlichkeit beruht.

Mit herzl. Gruß

Ihr

H. Sch.

In diesem Augenblick erhalte ich Ihren Brief mit meinem Mskr., das nur für dieses Mal nicht nötig ist (da ich die Korrektur gestern schon abgeschickt habe); aber ich habe mir eine weitere von der Druckerei erbeten. – Das erwähnte –kin beim Infinitiv begegnet mir nun auch bei Etchepare; ist seine Muttermundart die der Aldudes (oder die von Lekorne, also nordwestniedernav.)? Ich finde es sehr gut daß Darricarrère auf diese Wege gelangt ist – vielleicht betrachtet er selbst sie als Abwege, wenigstens merke ich daß ihn immer noch die indogermanischen Hintergedanken beunruhigen. – Azkue hat ungeheuer viel, und wie viel fehlt ihm noch!

Wenn ich entzunearekin geschrieben haben sollte, so habe ich mich verschrieben.


1 Onsa hilceco bidia , von Ivan de Tartas.

Faksimiles: Die Publikation der vorliegenden Materialien im „Hugo Schuchardt Archiv” erfolgt mit freundlicher Genehmigung des Fondo Lacombe (Euskaltzaindia). (Sig. 091)