Anton Bleichsteiner an Hugo Schuchardt (01-1033)
an Hugo Schuchardt
20. 07. 1887
Deutsch
Schlagwörter: Ethnologie, Anthropologie, Volkskunde
Zitiervorschlag: Anton Bleichsteiner an Hugo Schuchardt (01-1033). Graz, 20. 07. 1887. Hrsg. von Bernhard Hurch (2016). In: Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.letter.4066, abgerufen am 29. 11. 2023. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.1.4066.
Graz 20. Juli 1887
Hochgeehrter Herr Professor!
Daß eine Kieferatrophie eine Raceneigenschaft sein soll, ist mir fast unglaublich. Ich würde glauben, daß sich irgendwelche andere Ursachen dafür finden werden.
1. ob die Basker starke Raucher eventuell Tabak kauen sind, ob dieß auch von den Weibern gilt? u. ob sie in diesem Falle schwere Pfeifen zwischen den Zähnen halten?
2. Ob dort hauptsächlich Fleischnahrung in Verbindung mit elender Unterkunft in feuchten niedrigen Wohnungen. 3. Ob die Backier die Unsitte haben, oft die Zahnreihen statt Werkzeugen zu benützen als Zange um Knoten aufzulösen, Stricke zu knüpfen etc. 4. Ob die Basier sehr lebhaften Temperament sehr erregbar in Wuth mit den Zähnen knirschen, was dann häufig im Schlaf wiederholt wird, wo dann die Zahnreihen nach einer solchen Nacht gegen Druck sehr empfindlich werden. 5. Ob sehr saurer Essig in Verwendung kommt. 6. Ob das Zahnfleisch sehr geröhtet kurz scorbutisch erkrankt erscheint. 7. Ob eine besondere Neigung zur Zahnsteinbildung mit besonders starker Speichelabsonderung vorhanden.
Dieß wären so die wichtigsten aetiolog. Momente
mit bestem Gruß
Dr.
Bleichsteiner