Hans von Zwiedineck-Südenhorst an Hugo Schuchardt (21-13167)
von Hans von Zwiedineck-Südenhorst
an Hugo Schuchardt
Unbekannt
04. 02. 1902
Deutsch
Schlagwörter: Grazer Tagespost Glückwünsche 60. Geburtstag
Zitiervorschlag: Hans von Zwiedineck-Südenhorst an Hugo Schuchardt (21-13167). Unbekannt, 04. 02. 1902. Hrsg. von Verena Schwägerl-Melchior (2016). In: Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.letter.3885, abgerufen am 08. 10. 2024. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.1.3885.
An Hugo Schuchardt, als die Grazer „Tagespost“ seinen sechzigsten Geburtstag denuncirt hatte.1
Glücklich zu preisen vermag ich Dich nicht, weil Du sechzig geworden.
Aber ich neide es Dir, daß Du es heimlich vollbracht!
1 Die Grazer Tagespost vermerkte am 04.02.1902 in der Rubrik „Grazer und Provinzialnachrichten“ folgende Notiz: „Graz, 4. Februar. (Hugo Schuchardt.) Eine der Zierden unserer Alma mater, ein Mann, bei dem sich Begabung und rastloser Forscherfleiß vereinten, um seinem Namen in der deutschen wie in der romanischen Welt einen schönen Klang zu verschaffen, Hofrath Hugo Schuchardt, blickt am heutigen Tage auf sechs Jahrzehnte seines der Wissenschaft in treuem Dienste gewidmeten Lebens zurück. Geboren am 4. Februar 1842 in Gotha, wo sein Vater die Stellung eines angesehenen Rechtsanwaltes bekleidete, widmete sich Schuchardt in Jena und Bonn dem Studium der classischen Philologie, aber schon frühe trat seine Vorliebe für die romanischen Sprachen hervor. Nach längerem Aufenthalte in Italien und Genf zog sich Schuchardt für einige Zeit in sein Vaterhaus zurück, um hier an dem Werke zu arbeiten, das seinen Ruf begründete; in den Jahren 1866 bis 1868 erschien in drei Bänden sein „Vocalismus des Vulgärlatein“. Er habilitierte sich dann im Jahre 1870 für romanische Philologie an der Universität Leipzig und wurde drei Jahre später zum ordentlichen Professor der Universität Halle ernannt. 1876 erfolgte seine Berufung nach Graz, wo er ein Vierteljahrhundert lang als Lehrer und Forscher thätig war. In dieser Zeit sind zahlreiche Werke entstanden, mit denen er sich unter den Koryphäen seiner Wissenschaft einen Ehrenplatz erkämpft hat. Denn auch an Kämpfen hat es ihm, wie jedem bedeutenden Manne, nicht gefehlt; aber sein Leitstern dabei bleib jederzeit das radikale Bemühen – wie er selbst in der Vorrede zu dem seiner zärtlich geliebten Mutter gewidmeten Werke „Romanisches und Keltisches“ sagt: „- in nationalen Dingen gerecht zu urtheilen und duldsam nur gegen die Unduldsamkeit zu sein“. Während seiner wissenschaftlichen Thätigkeit, die durch seine vor einem Jahre erfolgte Pensionierung noch nicht abgeschlossen ist, wurden Schuchardt zahlreiche Auszeichnungen zutheil, die er zu würdigen weiß, die er aber gewiß nicht höher einschätzt, als die Hochachtung Derjenigen, die seine Verdienste nach ihrem Werthe erkannt haben, und die Liebe seiner Freunde, die ihm mit den besten Wünschen für sein Wohlergehen auf seinen ferneren Lebensweg das Geleite gibt.“