Hugo Schuchardt an Julio de Urquijo Ybarra (497-s.n.)
von Hugo Schuchardt
07. 08. 1924
Deutsch
Schlagwörter: Universität Bonn Revue internationale des études basques Kaiserliche Akademie der Wissenschaften (Wien) Baskisch Trombetti, Alfredo Spitzer, Leo Meyer-Lübke, Wilhelm Bonn Schuchardt, Hugo (1925) Schuchardt, Hugo (1947)
Zitiervorschlag: Hugo Schuchardt an Julio de Urquijo Ybarra (497-s.n.). Graz, 07. 08. 1924. Hrsg. von Bernhard Hurch und Maria José Kerejeta (2007). In: Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.letter.3705, abgerufen am 17. 09. 2024. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.1.3705.
Graz, 7. Aug. 24
Lieber Freund
Zuallererst will ich Ihnen meine aufrichtige Freude über die durchaus nicht gewöhnliche Ehrung die Ihnen zuteil geworden ist, aussprechen, und zugleich mein Bedauern daß es mir als so lange schon Inaktivem nicht vergönnt war Ihnen diese Ehre zu erwirken. Es gefällt mir daß Sie gerade 60 Jahre nachdem ich in Bonnrite Doktor geworden war (Ende Mai 1864), an derselben Universitätehrenhalber diese Würde |2|erlangt haben. Auch mich hat man hier (1914) gelegentlich meines fünfzigjährigen Jubiläums zum Doktor honoris causa gemacht wie sehr ich mich auch dagegen sträubte mit dem Hinweis darauf, daß das eine " superfétation" sei.
Ich hätte Ihnen längst den Empfang des Trompoheftes anzeigen und insbesondere für Ihren wertvollen Nachtrag danken sollen; aber ich war gesundheitlich sehr behindert doch ohne eigentliche Krankheit (senectus ipsa morbus!). Die Witterungsverhältnisse waren mir, wegen ihrer Abnormität (kalte Hundstage) sehr ungünstig.
Was meine sehr wenig umfangreiche Arbeit über das "Baskische und die|3| Sprachwissenschaft" anlangt, so denke ich seit Monaten an gar nichts anderes was aber duchaus nicht verhindert, daß ich Wochen lang keine Zeile auf das Papier bringe. Es kommen dabei einige recht schwierige Punkte vor, die wohl überlegt sein wollen. Und es ist leicht möglich daß das Gewicht schließlich fast ganz auf die Seite der prinzipiellen Fragen fällt und deshalb vielleicht eher einem anderen Lesepublikum vorgelegt werden sollte, als dem das ich anfangs ins Auge faßte. Dazu kommen noch besondere Umstände. A.Trombetti, der mir schon vor Monaten seine Schrift angekündigt hatte: Alla nobile nazione basca dedico questa indagine sulle origine del suo vetusto idioma (private Mitteilung!), die auch der RBa zugehen soll, schreibt |4|am 1. Aug., daß in folge typographischer Hindernisse, er mir erst in wenigen Tagen die zwei oder drei ersten Bogen werde schicken können… Von seinem Inhalt hängt viel für mich ab.
Dieses und Anderes kommt aber nur nebenbei in Betracht; mein Hauptziel ist den Druck möglichst bald, in meinem eigensten, leiblichen Interesse erledigt zu sehen. Nun hat sich mir, wider alles Erwarten die Möglichkeit eröffnet, auch in den Ferien durch die Druckerei unserer Wiener Akademie die Sache besorgt zu sehen. Bei der geringen Entfernung würden Wochen erspart werden. Ich bitte Sie mich für ganz aufrichtig zu halten. Ich schätze Ihre Mühewaltung beim Abdruck meiner Sachen sehr hoch ein; und der Erfolg könnte, auch in einer deutschen Druckerei, |5|kaum ein besserer sein [die Druckerei der Diputación steht allerdings nicht ganz auf der Höhe, z.B. der Protatschen; aber das ist von keinem Belang — nur die griechischen Typen lassen zu wünschen übrig]. Wenn ich nach alledem doch an die RBa den in Rede stehenden Aufsatz abschicken sollte, so bitte ich Sie mir Ihre Gewohnte Nachsicht angedeihen zu lassen.
Noch Eines. Zugleich mit Ihrem Briefe traf eine Karte von Leo Spitzer dem Bearbeiter "meines" Breviers ein. Er ist neben Meyer-Lübke Vertreter der romanischen Philologie (als Extraordinarius) in Bonn, hält sich gegenwärtig in Pörtschach, Kärnten, auf, auf seinem Besitztum Villa Leonstein [auf]. Er bat mich ihm auf kurze Zeit die letzten Hefte der RBa, mit Meyer-Lübkes und meinen Artikeln zu leihen nur auf kurze Zeit. Es tut mir leid ihn abschlägig zu bescheiden (er schickt mir|6| immer alles was ich brauche), ich kann aber von der RBa auch nur für kurze Zeit jetzt nichts entbehren. Leider habe ich von dem Trompo-aufsatz keine SA, sodaß ich ihm wenigstens damit dienen könnte. Ich hoffe daß Spitzer dessen Kennen und Können sehr in die Weite und Tiefe gehen, sich noch mit dem Baskischen beschäftigen wird;1 ohne daß dies vorher geschehen ist, hat er meine Primitiae mit größter Aufmerksamkeit gelesen und mir ein gutes Druckfehlerverzeichnis dazu geliefert.
Mit herzlichstem Gruß
Ihr sehr dankbarer
HSchuchardt
1 Spitzer de hecho publicará varios trabajos relacionados con el vascuence en la RIEV entre los años 1925 y 1934.
Faksimiles: Die Publikation der vorliegenden Materialien im „Hugo Schuchardt Archiv” erfolgt mit freundlicher Genehmigung des Koldo Mitxelena Kulturunea - Liburutegia (Fondo Urquijo). (Sig. s.n.)