Hugo Schuchardt an Julio de Urquijo Ybarra (467-s.n.)

von Hugo Schuchardt

an Julio de Urquijo Ybarra

Graz

11. 10. 1923

language Deutsch

Schlagwörter: Revue internationale des études basques Rossijskaja Akademija Nauk (St. Petersburg)language Baskisch Webster, Wentworth Azkue y Aberasturi, Resurrección María de Etcheverry, Auguste Saroïhandy, Jean-Joseph Leizarraga, Joanes Marr, Nikolaj Jakovlevič Oxford Schuchardt, Hugo (1908)

Zitiervorschlag: Hugo Schuchardt an Julio de Urquijo Ybarra (467-s.n.). Graz, 11. 10. 1923. Hrsg. von Bernhard Hurch und Maria José Kerejeta (2007). In: Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.letter.3688, abgerufen am 29. 03. 2024. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.1.3688.


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Graz 11 Okt. 23.

Lieber Freund,

Nicht etwa wegen meiner kleinen Angelegenheiten war ich durch Ihr Schweigen beunruhigt, einzig und allein wegen Ihrer Gesundheit. Schonen Sie sich nur, wenn es Ihnen auch augenblicklich besser geht.

Anbei sende ich Ihnen mein Artikelchen zurück, ich habe ihm eine kleine Anmerkung zugefügt, die ich bis jetzt zurückgehalten hatte um Sie nicht zu belästigen. |2|Eine Revision wird wohl nicht nötig sein.

Ganz vor kurzem sandte ich Ihnen Titel, Widmung (an Wentworth Webster) und Vorwort von Pr(imitae) zu, aber, wie Ihnen das Fragezeichen darauf andeuten sollte, nur um überhaupt eine Nachricht von Ihnen hervorzurufen. Was ich an Azkue, dem ich das Gleiche schickte schrieb, ist dieser erste Bogen meiner Primitiae wie ein sehr großer Deckel auf einem sehr unansehnlichen Gefäß.

Der Satz des Werkchens ist sehr schwierig, die Korrektur aber nicht weniger, besonders für mich der ich Wort für Wort mit der Lupe kontrollieren muß. Und |3|an dem Fertigen muß ich unerbittliche Kritik üben; aber ein Gutes wird es doch zur Folge haben, es wird Andre anspornen Besseres zu leisten. Auch hat es in gegenwärtiger Zeit auf jeden Fall eine gewisse kulturelle Bedeutung daß solche Arbeiten noch gedruckt werden können. Über anderes auf die Prim. Bezügliche habe ich kürzlich an Azkue geschrieben.

Bei dieser Gelegenheit habe ich in Erfahrung gebracht daß der Sohn von W(entworth) W(ebster), der in Oxford lebte, im Weltkrieg gefallen ist. Ich mußte, da ich das schon 1907 der Familie mitgeteilt hatte, diese Widmung verwirklichen; wenn ich mich als "Einführer" ins Baskische vorstelle, so |4|mußte ich dankbar meines Einführers gedenken — wie hätte ich ohne W. W. (und A. Etcheverry)1 so weit kommen können? Meinen Dank an die Akademie habe ich dadurch ausgedrückt daß ich zum ersten mal auf einem Buch von mir, seit 1866, nicht einfach meinen Namen gesetzt habe. Wenn Sie — wohl in der vorletzten Oktoberwoche — mit Azkue zusammenkommen, bitte erinnern Sie ihn an das worum ich ihn gebeten habe.

Von der Revue kann ich trotz gründlichem Suchen den 15. Jahrgang (1921) nicht finden, ich kann das nicht verstehen, da es sich nicht um einen Band sondern um die einzelnen losen Hefte handelt. Ich nehme zwar|5| jetzt an daß ich die Hefte nicht erhalten habe, möchte Sie aber bitten, mir aus dem Inhaltsverzeichnis einige von den Aufsätzen anzuführen, die meiner Aufmerksamkeit nicht hätten entgehen können.

In bezug auf Ihre Auseinandersetzung mit Saroïhandy bin ich noch immer im Unklaren; die Sache interessierte mich gerade besonders, da sie mit meinem erneuten Studium der Leizarragaschen Verbalformen zusammenhing. Ich entsinne mich aber des Näheren nicht mehr; nur daß ich Ihnen das häufige egin zedin "es geschah" anführte.

Von Marrs Tätigkeit höre ich nichts mehr. Auf ihn ist es übrigens wohl zu|6|rückzuführen daß Azkue Mitglied der Petersburger Akademie ist.

So viel für heute — ich hätte noch mehr zu schreiben gehabt.

Mit herzlichem Gruß

Ihr getreuer

HSchuchardt

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1 Wentworth Webster, reverendo anglicano, vivó los últimos decenios de su vida a St. Jean de Luz y Sara. Cuando H. S., en el 1887, fue a Sara con la intención de aprender el vascuence, Webster le presentó a Agustin Etcheverry, zapatero de Sara interesado en la filología y la leteratura popular. Fue éste el que introdujo a H. S. a la lengua hablada y le facilitó la recogida de materiales, v. p. ej. carta 093 n. 2. Webster dejó escritas unas notas en las que cuenta los pormenores de este encuentro, publicadas en J. de U. (1911-12): 548.

Faksimiles: Die Publikation der vorliegenden Materialien im „Hugo Schuchardt Archiv” erfolgt mit freundlicher Genehmigung des Koldo Mitxelena Kulturunea - Liburutegia (Fondo Urquijo). (Sig. s.n.)