Hugo Schuchardt an Julio de Urquijo Ybarra (443-s.n.)

von Hugo Schuchardt

an Julio de Urquijo Ybarra

Graz

31. 01. 1923

language Deutsch

Schlagwörter: Revue internationale des études basques Lacombe, Georges Meyer-Lübke, Wilhelm Castro Quesada, Américo Menéndez Pidal, Ramón Gröber, Gustav Miklosich, Franz von Mussafia, Adolf Menéndez Pelayo, Marcelino Schuchardt, Hugo (1925)

Zitiervorschlag: Hugo Schuchardt an Julio de Urquijo Ybarra (443-s.n.). Graz, 31. 01. 1923. Hrsg. von Bernhard Hurch und Maria José Kerejeta (2007). In: Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.letter.3672, abgerufen am 29. 03. 2024. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.1.3672.


|1|

Graz 31. I. '23

Lieber Freund

Ich danke Ihnen vielmals für die Mitteilungen die Sie mir gemacht haben, insbesondere für Ihre Bemühungen um meinen kleinen Artikel, die eingeschlossen, deren Sie die Güte haben werden sich noch zu unterziehen. Wenn die Anmerkung die ich, durch G. Lacombe, veranlaßt angefügt habe, irgendwelche Schwierigkeit bereiten sollte, so kann sie, ohne Schaden für das Verständnis des Ganzen, wegbleiben.

Für die Zusendung einer Probe von Meyer-Lübkes Etymologieen werde ich Ihnen sehr dankbar sein. Seine Handschrift ist das Unleserlichste was es gibt; |2|daher war er schon vor Jahren genötigt sich der Maschinenschrift zu bedienen; hat er dies nicht auch bei dieser Gelegenheit getan?

Sehr interessiert mich der weibliche tocado corniforme, über den Sie RB.13,4 ausführlich berichten:1 Sollte das nicht eine Abart von dem bekannten burgundischen hérinin sein, der wie andere alte Modetrachten sich noch in deutschen Bauerntrachten erhalten hat. Übrigens erinnert mich der Kopfputz der Dame aus Bilbao S. 378 an Nouveau Larousse ill. s.v. Coiffe N.9 Bourguignonne XVIIIe siècle.

Ich bin jetzt wieder einmal zum so und so vielten Male mit meinen Primitiae l. vasc. beschäftigt nachdem ich über zwei Monate mich einer andern Arbeit widmen |3|mußte, die nun glücklich (oder unglücklich?) erledigt ist. Ich habe jetzt einige Hoffnung daß wenigstens von der finanziellen Seite keine unüberwindlichen Schwierigkeiten vorhanden sein werden. Wenn die Sache wirklich druckreif sein wird, sollen Sie von mir hören — eher nicht; ich brauche in dem einen oder andern Punkte (nicht wissensch.) guten Rat.

Noch eines, um dessen gelegentliche Berücksichtigung ich Sie ersuchen möchte. Américo Castro scheint der Meinung zu sein daß ich als Beisteuer zu der R. Menéndez-Pidalschen Festgabe eine Arbeit versprochen habe.2 Ich habe zum letzten Male vor Jahrzehnten mein Versprechen bis zu einem bestimmten Zeitpunkt einen Beitrag zu einem Sammelwerk zu liefern gegeben (es handelte sich um Gröbers Enzyklopädie) und — beim besten Willen nicht halten können. Aus diesem Grunde nie wieder ein solches Versprechen gegeben, wohl aber wenn es meine Gesundheitsverhältnisse — denn auf diese kam es hauptsächlich an — gestatteten,|4| auf eigene Hand Jubiläumsschriften veröffentlicht, so für Miklosich, Mussafia recht stattliche. Und da mir Menéndez Pidal sehr sympatisch ist und ich ihn hoch schätze, auch besondere Verpflichtungen gegen ihn habe, so würde ich auch für ihn an eine solche persönliche Gabe gedacht haben — wenn ich gesünder und jünger wäre und wir nicht in solchem Finanzelend lebten. Ich habe mich aber Castro gegenüber auf diese begründeten Entschuldigungen nicht eingelassen, sondern nur den komischen Eindruck hervorgehoben, den am 10.1.1922 ein Mann meines Alters empfinden mußte, dem die Aussicht eröffnet wird, im Laufe des Jahres 1924 in die Öffentlichkeit zu treten. Übrigens war ich auch nicht dazu gekommen mich an dem Doppelband für den mir persönlich befreundeten M. Menéndez y Pelayo zu beteiligen.

Mit herzlichem Gruß

Ihr

HSchuchardt


1 J. de U. „Sobre el tocado corniforme de las mujeres vascas“, RIEV 13 (1922b): 570-581.

2 En el legado de H. S. no se conserva ninguna carta de A. Castro posterior a octubre de 1922. H. S. contribuirá finalmente al Homenaje ofrecido a Menéndez Pidal, 1925a, con un poema „A Don Ramón Menéndez Pidal“.

Faksimiles: Die Publikation der vorliegenden Materialien im „Hugo Schuchardt Archiv” erfolgt mit freundlicher Genehmigung des Koldo Mitxelena Kulturunea - Liburutegia (Fondo Urquijo). (Sig. s.n.)