Hugo Schuchardt an Julio de Urquijo Ybarra (428-s.n.)

von Hugo Schuchardt

an Julio de Urquijo Ybarra

Graz

27. 07. 1922

language Deutsch

Schlagwörter: Revue internationale des études basques Euskara (Organ für die Interessen der "Baskischen Gesellschaft")language Baskischlanguage Russischlanguage Französisch Marr, Nikolaj Jakovlevič Azkue y Aberasturi, Resurrección María de Urtel, Hermann San Sebastian Wien Graz Schuchardt, Hugo (1922)

Zitiervorschlag: Hugo Schuchardt an Julio de Urquijo Ybarra (428-s.n.). Graz, 27. 07. 1922. Hrsg. von Bernhard Hurch und Maria José Kerejeta (2007). In: Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.letter.3664, abgerufen am 01. 10. 2023. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.1.3664.


|1|

Graz, 27 Juli ‘22

Lieber Freund,

Sie werden nun wieder in San Sebastián sein, und so kann ich denn meine Unterhaltung mit Ihnen fortsetzen, besonders in bezug auf Prof. N. Marr. Um jedem Mißverständnis vorzubeugen, erkläre ich von neuem daß es mir nur darauf ankommt zu wissen, ob in der Revista oder, was allerdings nicht wahrscheinlich, in Euskera jener Aufsatz Marrs erscheinen wird, der über die Zugehörigkeit des Baskischen zum “ Japhetischen” |2|handelt und den ich, im russischen Entwurf, vor mir gehabt habe. Ich frage nicht aus Neugier und falls es sich etwa um eine geheim zu haltende Sache handelt, so schweige ich sofort; aber es ist begreiflich, daß bei der großen körperlichen Schwäche an der ich — naturgemäß — leide mich darüber vergewissern möchte, mit wie viel oder wenig Wahrscheinlichkeit ich an einer Diskussion über Probleme, die nicht nur für mich von größtem Interesse sind, noch werde teil nehmen können. In allen Dingen steht für mich die Zeitfrage im Vordergrund; die Raumfrage ist längst erledigt. Ich kann nicht |3|nach Gernika kommen, aber auch nicht nach Wien, ja nur in den seltensten Fällen hinab nach Graz. In den Len. eusk. itzaldiak1 S.152 spricht Azkue von Georgiako yakitun bat (er nennt aber Marr nicht), der das baskische Problem als das interessanteste der ganzen heutigen Sprachwissenschaft bezeichnet habe. Inzwischen ist mir noch eine zweite russische Arbeit Marrs zugekommen, die sich über das Japhetische im allgemeinen verbreitet und in der das Baskische nur eine Nebenrolle spielt. Aber es wird da z.B. das franz.pilote vom bask. pilotu abgeleitet (statt umgekehrt!).

Hat wohl H. Urtel eine Einladung zum Kongreß erhalten? Freilich würde er ihr kaum Folge leisten. |4|Er ist seit kurzem Witwer; er hat einen traurigen Winter am Krankenlager verbracht. Der baskische Kongreß würde ihm sehr gut tun; doch weiß ich nicht ob er sich von seinen beiden Töchterchen würde trennen wollen.

Vielleicht finden Sie in der Revista ein Eckchen für umstehend kleine Berichtigung, die mir hoffentlich Azkue nicht übelnehmen wird.2

Mit herzlichstem Gruß

Ihr

HSchuchardt

31.7.’22

Verzeihen Sie mir die unordentliche Schrift, ich befinde mich in einer meiner ungünstigen Lebensperioden.

|5|

1 Lenengo Euskalegunetako Itzaldiak. Bilbao 1922a.

2 H. S. „Lat. (aqua) superna Hochwasser“, RIEV 13 (1922d): 659, que hace referencia a dos entradas del Dicc. de Azkue: „soberna“ y „zopherna“.

Faksimiles: Die Publikation der vorliegenden Materialien im „Hugo Schuchardt Archiv” erfolgt mit freundlicher Genehmigung des Koldo Mitxelena Kulturunea - Liburutegia (Fondo Urquijo). (Sig. s.n.)