Hugo Schuchardt an Julio de Urquijo Ybarra (390-s.n.)
von Hugo Schuchardt
20. 09. 1920
Deutsch
Schlagwörter: Revue internationale des études basques Zeitschrift für romanische Philologie Spanisch Baskisch Azkue y Aberasturi, Resurrección María de Pöch, Rudolf Schuchardt, Hugo (1919)
Zitiervorschlag: Hugo Schuchardt an Julio de Urquijo Ybarra (390-s.n.). Graz, 20. 09. 1920. Hrsg. von Bernhard Hurch und Maria José Kerejeta (2007). In: Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.letter.3586, abgerufen am 10. 09. 2024. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.1.3586.
Graz 20. Sept. '20
Lieber Freund!
Heute ist endlich RV 11, 2 (Enero-Marzo)1 in meine Hände gelangt, vielen Dank!
Auf Ihre beiden Fragen2 antworte ich:
Arraio ist gewiß das span.rayos! das überall seine Entsprechungen hat: mille tonnerres!, Donnerwetter! alle Hagel! usw.
Arrano wird von Azkue richtig als Euphemismus für arraio bezeichnet. Wie könnte denn arraio eine “contracción” von arrano sein? Daß in arraioakeramainalnu das erste Wort in seiner ursprünglichen Bedeutung die Redensart nicht erklärt, ist nicht zu leugnen; aber mit arranoak verhält es sich ja ebenso — oder sollen wir an die Ganymed-sage denken? In diesen und andern Fällen handelt es sich ja nur um Decknamen für den Teufel. Wir sagen z.B.: möge dich der Kukuk holen, |2|ohne daß uns dabei im geringsten das Bild dieses Vogels vorschwebe.
In bezug auf das ala ..., hatte ich, ehe ich noch um P. Ormaecheas Deutung wußte, ebenfalls darin einen Reflex von alafede zu erkennen geglaubt. Allerdings ist die Erklärung aus (h)ala “so” (vgl. so mir Gott helfe!) natürlicher; aber es können zwei verschiedene Quellen zusammengeflossen sein. Ala würde eine gute Parallele zu pola abgeben; denn in diesem vermag ich nichts anderes zu sehen als den Anfang vonpor la Virgen santísima (oder ähnlich) — pola ist altportugiesisch und galizisch. Polaina*) würde dann aus dem Baskischen ins Spanische eingedrungen sein — Wanderungen von Flüchen und Beteuerungen sind etwas ganz Gewöhnliches.
— Prof. Pöch hat mir aus seiner Sommerfrische (in Tyrol) geschrieben daß er mir die Karte Anfang Oktober schicken werde. Es ist mir das sehr erwünscht, da ich sie mit meinem Exemplar vergleichen kann.
*) Von der sonderbaren Verdeutschung: Potz Gamatschen! habe ich Ihnen vor kurzem berichtet.
|3|— Sie haben mich gefragt, ob ich “más ejemplares de los números ultimamente publicados” wünschte; ich danke vielmals, ich brauche nun keine. Einige wenige Exemplare von dem was ich geschrieben habe, aber nur die Blätter selbst (ohne Umschlag und ohne eigene Paginierung)+)wären mir immerhin angenehm gewesen (nach meinem Artikelchen zu iber. ª und o .... RV 1919, 201 f. hatte mich ein Fachgenosse gefragt), allein das ist von keinem Belang. Ich meinerseits muß mich entschuldigen daß ich Ihnen meinen Artikel über endelgatu in der Z. f. rom. Ph. nicht geschickt habe; die Sendung der SA an mich ist unterwegs verlorengegangen.
Mit herzlichem Gruß
Ihr ergebener
HSchuchardt
+) Wie das bei meinem Aufsatz: Baskische Konjugation ins Werk gesetzt worden war.
|4|1 Evidentemente recibe el cuaderno 11,1.
2 Se refiere sin duda a la carta del 1 de agosto de J. de U. que falta. Las aclaraciones que H. S. le da a continuación las utiliza para su trabajo „¿Existen juramentos en vascuence?“, RIEV 11 (1920a): 109-116 .
Faksimiles: Die Publikation der vorliegenden Materialien im „Hugo Schuchardt Archiv” erfolgt mit freundlicher Genehmigung des Koldo Mitxelena Kulturunea - Liburutegia (Fondo Urquijo). (Sig. s.n.)