Hugo Schuchardt an Julio de Urquijo Ybarra (347-s.n.)
von Hugo Schuchardt
02. 07. 1919
Deutsch
Schlagwörter: Revue internationale des études basques Boletín de la Institución Libre de Enseñanza-Madrid Literaturblatt für germanische und romanische Philologie Baskisch Spanisch Wartburg, Walter von Lacombe, Georges Vinson, Julien Meyer-Lübke, Wilhelm Urtel, Hermann Saroïhandy, Jean-Joseph Etcheverry, Auguste Trebitsch, Rudolf Azkue y Aberasturi, Resurrección María de Zürich Sare Schuchardt, Hugo (1918) Schuchardt, Hugo (1918) Urtel, Hermann (1919) Schuchardt, Hugo (1920)
Zitiervorschlag: Hugo Schuchardt an Julio de Urquijo Ybarra (347-s.n.). Graz, 02. 07. 1919. Hrsg. von Bernhard Hurch und Maria José Kerejeta (2007). In: Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.letter.3557, abgerufen am 12. 09. 2024. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.1.3557.
Graz, 2. Juli 1919
Lieber Freund!
Vergebens habe ich mich in den letzten Jahren bemüht von Ihnen Nachricht zu erhalten. Ihnen habe ich selbst durch die Berliner und die Wiener Gesandtschaft geschrieben und Herr Dr. W. von Wartburg in Zürich hat sich Ihnen angetragen um einen brieflichen Verkehr zwischen uns zu vermitteln. Das hat mir allerdings ein Lebenszeichen von Ihnen erwirkt die Adresse eines Antiquarkatalogs von Ihrer Hand. In diesen Tagen habe ich nun Weiteres erhalten, allerdings auch nichts Schriftliches, nur Gedrucktes, aber sehr Erfreuliches. Vor allem |2|daß Sie und Lacombe noch leben und schaffen; von dem letzteren nehme ich es an auf Grund des Inhaltsverzeichnisses der Revista Intern. de los Est. Vascos. Ich freue mich daß diese eine Fortsetzung erfahren hat, fürchte aber daß neuerdings eine Unterbrechung eingetreten ist, da in dem Boletín von 1919 das Inhaltsverzeichnis nur vom 9. Band (1918) steht.1 Darin interessiert mich vieles in besonderer Weise; unter anderem freue ich mich daß Vinson noch tätig ist, wenn ich auch glaube daß ich über die “forme primitive organique du passé”2 andrer Meinung bin als er. Teilen Sie mir doch Näheres über das Fortleben der Revista mit; ich habe das Gefühl, daß ich noch wegen der Sonderabzüge von meinen Beiträgen zum 8. Bd. — das |3|betreffende Heft ist wohl seither erschienen? — in Ihrer Schuld stehe. Wenn mir der 9. Bd. zu Gesicht käme, könnte ich ihn vielleicht im Literaturblatt anzeigen. Sehr vielleicht; denn ich bin sehr alt sehr schwach und meine Sehkraft nimmt stark ab. Aber nihil vasconici a me alienum esse puto.
Ich schicke Ihnen zwei Besprechungen von mir; die eine bezieht sich auf eine Arbeit von Meyer-Lübke,3 in der das Baskische nur eine Nebenrolle spielt, die andere auf eine von Urtel,4 die einigermaßen mißglückt ist. Er hat inzwischen eine neue bessere geliefert, über die baskische Onomatopoesie,5 von der ich eine sehr eingehende Anzeige an das Literaturblatt6abgeschickt habe. Ich bin mit ihm wegen der Rechtschreibung nicht ganz einig; ich halte die Einführung des s für z — auch Saroïhandy hat sie |4|— für verwirrend. Ich habe meine Arbeit über die Mundart von Sare, oder besser gesagt die Aufzeichnungen meines Lehrers Etcheverry fast ganz fertig; und schon seit vorigem Jahre — doch meine Augen und Anderes haben den Abschluß hinausgeschoben. Viele Texte hat Urtel aus dem Munde der Kriegsgefangenen gesammelt. Was wird aus dem Atlas? Daß Trebitsch im vorigen Jahre an der “spanischen Krankheit” (Grippe) gestorben ist, werden Sie wohl erfahren haben. Wie steht es mit Azkues spanisch-baskischem Wörterbuch? Es fehlt mir sehr; ich beschäftige mich immer dann und wann mit Etymologieen (vor einiger Zeit las ich die Korrektur meines Aufsatzes über die baskischen Namen für Schaf und Lamm7).
Schreiben Sie mir nun, ich bitte dringend, bald und ausführlich über alles hier Berührte (auch über Ihren Axular und die Sprichwörter) und grüßen Sie Lacombe vielmals von mir; vielleicht erhalte ich auch von ihm einige Zeilen.
Herzlich
Ihr
HSchuchardt
1 Se trata de la reseña de A. Meillet (1918-1919) „Revue Internationale des Études Basques“, BSL 21: 300-301 .
2 J. Vinson (1918) .
3 H. S. „W. Meyer-Lübke, Romanische Namenstudien II“, Litblatt für germ. u. rom. Phil. 39 (1918b): 194-199.
6 H. S. (1919b), reseña de Urtel (1919).
7 H. S. „Romano-baskisches ‘Schaf’, ‘Lamm’“, ZrPh 40 (1919a): 100-103.
Faksimiles: Die Publikation der vorliegenden Materialien im „Hugo Schuchardt Archiv” erfolgt mit freundlicher Genehmigung des Koldo Mitxelena Kulturunea - Liburutegia (Fondo Urquijo). (Sig. s.n.)