Eugen Kölbing an Hugo Schuchardt (01-05730)

von Eugen Kölbing

an Hugo Schuchardt

Breslau

29. 07. 1891

language Deutsch

Schlagwörter: Universitätsangelegenheiten Universität Breslau Berufungen Gaspary, Adolf

Zitiervorschlag: Eugen Kölbing an Hugo Schuchardt (01-05730). Breslau, 29. 07. 1891. Hrsg. von Frank-Rutger Hausmann (2016). In: Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.letter.3462, abgerufen am 19. 05. 2025. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.1.3462.


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Redaction der Englischen studien Breslau, d. 29.VII.1891
Prof. Dr. Eugen Kölbing Rosenthalerstr. 1b

Sehr geehrter herr college,

Im auftrage der commißion, welche gegenwärtig damit beschäftigt ist, eine vorschlagsliste für die Gaspary’sche profeßur1 auszuarbeiten, erlaube ich mir, an Sie die ergebene anfrage zu richten, ob Sie ev. einen an Sie gelangenden ruf nach Breslau annehmen würden, und zwar würde nur eine ganz bestimmte bejahende erklärung es uns möglich machen, Sie auf die liste zu setzen.2 Zugleich würden wir auch für ein wort über Ihre gehaltsforderung dankbar sein, da davon doch haupt- |2| sächlich die berufung abhängt. Selbstverständlich würden wir Ihre mittheilungen in der diskretesten weise behandeln.

Daß es mich speciell ganz besonders freuen würde, Sie hier zum collegen zu erhalten, brauche ich ja nicht erst zu versichern.3

Bis sonnabend mittag allerspätestens müßte ich Ihre antwort in händen haben.

Mit collegialischer

begrüßung

Ihr

EKölbing.4


1 Der Romanist Adolf Gaspary (1849-1892), Schüler Adolf Toblers und ausgewiesener Italianist, hatte sich 1878 in Berlin romanistisch habilitiert und war zwei Jahre später als Extraordinarius nach Breslau berufen worden, wo er 1883 zum Ordinarius aufgerückt war. 1891 nahm er einen Ruf nach Göttingen an, den er jedoch aus Krankheitsgründen nicht mehr annehmen konnte, vgl. W. Th. Elwert, NDB 6, 1964, 79.

2 Ein derartiges Verfahren mit Voranfrage war bis in die späten 60er Jahre des letzten Jahrhunderts im deutschsprachigen Raum allgemein üblich.

3 Die Antwort Schuchardts ist nicht erhalten, doch dürfte sie negativ ausgefallen sein, denn er hatte ein Jahr zuvor einen noch mehr Prestige versprechenden Ruf nach Leipzig abgelehnt. So wurde der Vertreter des Gaspary’schen Lehrstuhls, Carl Appel (1857-1934), 1892 auch zu seinem Nachfolger berufen.

4 Der erste Buchstabe der Unterschrift sieht zwar wie ein „C“ aus, das aber keinen Sinn macht, weshalb ein individuelles „E“ angenommen wird.

Faksimiles: Universitätsbibliothek Graz Abteilung für Sondersammlungen, Creative commons CC BY-NC https://creativecommons.org/licenses/by-nc/4.0/ (Sig. 05730)