Karl von Ettmayer an Hugo Schuchardt (23-02811) Karl von Ettmayer Hans Goebl Institut für Sprachwissenschaft, Karl-Franzens-Universität Graz Zentrum für Informationsmodellierung - Austrian Centre for Digital Humanities, Karl-Franzens-Universität Graz GAMS - Geisteswissenschaftliches Asset Management System Creative Commons BY-NC 4.0 2022 Graz o:hsa.letter.3447 23-02811 Hugo Schuchardt Archiv Herausgeber Bernhard Hurch Karl-Franzens-Universität Graz Österreich Steiermark Graz Karl-Franzens-Universität Graz Universitätsbibliothek Graz Abteilung für Sondersammlungen 02811 Karl von Ettmayer Papier Brief 2 Seiten Wien 1916-10-24 Hugo Schuchardts wissenschaftlicher Nachlass (Bibliothek, Werkmanuskripte und wissenschaftliche Korrespondenz) kam nach seinem Tod 1927 laut Verfügung in seinem Testament als Geschenk an die UB Graz. Hans Goebl 1995 Karl von Ettmayer: Lombardisch-Ladinisches aus Südtirol. Ein Beitrag zum oberitalienischen Vokalismus. Die zugrundeliegenden Dialektmaterialien. Neu herausgegeben, mit einem vorwärts und einem rückwärts alphabetischen Register der Etyma, einer kurzen geotypologischen Studie zu den neuveröffentlichten Materialien, einer Biographie und einer Bibliographie sowie einer Würdigung des wissenschaftlichen Oeuvres Karl von Ettmayers San Martin de Tor / St. Martin in Thurn (Ladinien, Südtirol) Istitut Cultural Ladin 'Micurá de Rü' Hans Goebl 2016 Die Korrespondenz zwischen Karl von Ettmayer und Hugo Schuchardt Hugo Schuchardt Archiv Bernhard Hurch

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Hugo Schuchardt Archiv

Das Hugo Schuchardt Archiv widmet sich der Aufarbeitung des Gesamtwerks und des Nachlasses von Hugo Schuchardt (1842-1927). Die Onlinepräsentation stellt alle Schriften sowie eine umfangreiche Sekundärbibliografie zur Verfügung. Die Bearbeitung des Nachlasses legt besonderes Augenmerk auf die Erschließung der Korrespondenz, die zu großen Teilen bereits ediert vorliegt, und der Werkmanuskripte.

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Karl von Ettmayer Wien 1916-10-24 Hugo Schuchardt Wien-Fluss 16.38409,48.2088 Korrespondenz Karl von Ettmayer - Hugo Schuchardt Korrespondenz Publikationsversand Sonderabdruck Universität Wien Berufungen Zeitschrift für österreichische Gymnasien Lautgesetze Phonetik Habilitation Wellentheorie Universität Bonn Dialektologie und Sprachgeographie Österreichische Gesellschaft für experimentelle Phonetik Vorträge genetische Klassifikation Atlas linguistique de la France Wissenschaft Sprachwissenschaft Brief Deutsch
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Wien, den 24 Oktober 1916 Sehr geehrter Herr Hofrat !

Mir tut es sehr leid, dass Ihnen mein Separatum so spät zugekommen ist, sowie dass Ihnen auch jenes von meiner Wiener AntrittsvorlesungDie Wiener Antrittsvorlesung Ettmayers fand am 4.11.1915 statt. Sie wurde im demselben Jahr in der „Zeitschrift für österreichische Gymnasien“ publiziert (BIB 33 bei Goebl 1995 , 250): Über die wissenschaftlichen Grundlagen der romanischen Sprachwissenschaft, ibidem vol, 66, 1915, 1057-1068 . über die Laugesetzfrage verloren gieng [sic]. Von dieser besitze ich nur mehr 1 Exemplar, das ich Gilliéron Jules Gilliéron (1854-1926), Autor des von Ettmayer ab 1905 intensiv benützten « Atlas linguistique de la France ». Die hier erwähnten Verwicklungen bei der Zusendung von Sonderdrucken sind ein sozusagen „normaler“ Bestandteil der damaligen Kommunikationskultur zwischen Gelehrten. zugedacht habe. Da ja immer noch die Möglichkeit vorhanden ist, dass der Abzug, den Sie nach Ungarn sandten, von der Post nur verzögert wurde u. er noch ans Tageslicht kommen kann, möchte ich mich vorläufig mit der Zusicherung begnügen, dass ich Ihnen auch mein letztes Exemplar des Aufsatzes (der im heurigen Jahrgang der Zeitschr. f. österr. Gymnasien erschien) widmen werde, falls das frühere Exemplar verloren gegangen sein sollte. Übrigens habe ich die Absicht[,] meinen Sturmlauf gegen die „Lautgesetze“ älteren Stils von andrer Seite fortzusetzen, da ich am 9.1.17 in der hiesigen phonetischen Gesellschaft in einem Vortrag,[sic] den uns durch die Buchstabenschrift eingeimpften Begriff „Laut“ zu analysieren gedenke, der m. E. vielfach durch den wissenschaftlich zutreffenderen der „Lautreihe“ auch dann zu ersetzen ist, wenn es sich nicht bloss um den „Lautwandel“ handeltDieser Vortrag wurde publiziert (cf. BIB 35 in Goebl 1995 , 250): Prinzipielle Fragen in der Phonetik, in: Jahresbericht der österreichischen Gesellschaft für experimentelle Phonetik 7, 1917, 14-31 .. An und für sich ist schon vom Standpunkte der rein beschreibenden Phonetik aus unsere geläufige Vorstellung von den einzelnen Lauten, aus denen wir uns die Lautreihen zusammengesetzt denken, eine Hypostase, da auch diesfalls die „Lautreihe“ selbst schon das primäre Element darstellt, dessen Zergliederung wir oft in unrichtiger Weise vornehmen.

Sollte bis zur Drucklegung dieses Vortrages sich Ihr Exemplar meiner Wiener Antrittsvorlesung nicht gefunden haben, so wird Gilliéron (der nach einer Bemerkung, die mir Jaberg brieflich mitteilte, auf den Erhalt meines Separatums wenig erpicht sein mag) wohl oder übel zu Ihren Gunsten zu verzichten haben.

Sodann hätte ich eine bescheidene Anfrage Sch. scheint diese Anfrage Ettmayers zu seinem Verhältnis zu Johannes Schmidt (1843-1901) in besonderer Weise berührt zu haben. Er spielt darauf fast zehn Jahre später in seiner 1925 publizierten Schrift „ Der Individualismus in der Sprachwissenschaft “ unter Zitierung zahlreicher Details aus der gemeinsam mit Schmidt (und dem gemeinsamen Lehrer August Schleicher, 1821-1868) in Bonn verbrachten Zeit an ( ibidem , 16-17).. Zufällig las ich in rascher Aufeinanderfolge Ihren Habilitationsvortrag über die Klassifikation der rom. Sprachen Diese Schrift Schuchardts wurde 1870 verfasst und erst im Jahr 1900 publiziert: cf. Brevier 1928 , 33, Nr. 352. u. die Schrift von Johannes Schmidt über die Verwandtschaftsverhältnisse der idgr. Sprachen Johannes Schmidt (1872): Die Verwantschaftsverhältnisse [sic] der indogermanischen Sprachen, Weimar: Böhlau .. War Bonn der gemeinsame Boden[,] in denen [sic] die beiden Grundideen wurzeltenHugo Schuchardt weilte zwischen 1861 und 1864 in Bonn, Johannes Schmidt zwischen 1861 und 1865, um dann ebendort ab 1868 ein Ordinariat zu übernehmen. Ettmayers Vermutung wurde von Sch. im Jahr 1925 vollauf bestätigt, allerdings mit dem abtönenden Zusatz: „Die Annahme der geographischen Abänderung lag eben in der Luft“ ( Individualismus , 17). Die Vorstellung der graduellen „geographischen Abänderung“ der Ähnlichkeiten von Sprachen im Raum ist das zentrale Theorem der von Sch. und Schmidt vertretenen Wellentheorie.? Oder war es Zufall, dass gerade zwei Angehörige der Bonner Alma mater die alten Vorstellungen von der Sprachenfiliation modernisierten und damit für so viele Gedankengänge der heutigen Sprachgelehrten die notwendige Voraussetzung schufen? Ich lese jetzt über „SprachgeographieVon den von Ettmayer in Wien betreuten 66 Dissertationen behandeln 30 die Themenbereiche Sprachgeographie, Onomasiologie und Lexikologie (cf. Goebl 1995 , 214).“ und kam dadurch zu dieser LektüreEttmayers sprachgeographische Reflexionen kulminieren in der 1924 publizierten Akademie-Schrift „ Über das Wesen der Dialektbildung, erläutert an den Dialekten Frankreichs “ (BIB 47 in Goebl 1995 , 252). Auch aus heutiger Sicht halte ich dieses reich mit Karten ausgestattete Buch für ein ausgesprochenes Meisterwerk der Sprachgeographie..

Ihr ergebenster Karl Ettmayer