Karl Gustav Vollmöller an Hugo Schuchardt (02-12523)
an Hugo Schuchardt
07. 02. 1879
Deutsch
Schlagwörter: Reisen Empfehlungen National-Zeitung (Berlin) Handschriften verlorene Handschriften Romanische Philologie Morf, Heinrich Baist, Gottfried Schuchardt, Hugo (1873)
Zitiervorschlag: Karl Gustav Vollmöller an Hugo Schuchardt (02-12523). Erlangen, 07. 02. 1879. Hrsg. von Frank-Rutger Hausmann (2016). In: Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.letter.3390, abgerufen am 27. 09. 2023. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.1.3390.
Erlangen 7 Februar 1879.
Verehrter Herr College!
Entschuldigen Sie meine späte Antwort.1 Ich war in den letzten 8 – 10 Tagen sehr in Anspruch genommen.
Morf ist ein Schweizer, aus Winterthur.2 In Südspanien hat er sich Land + Leute angesehen. Er schreibt mir, daß es von Genua nach Barcelona wohl kaum directe Schiffe geben werde.
In einer Casa de huespedes lernen Sie Leute + Leben am besten + schnellsten kennen. Morf empfiehlt diejenige, in der er selbst war: Jacometrezo 27, 2° d[ere]cha, er weiß aber allerdings nicht, ob dieselbe auch noch existirt.
|2|In der Fonda peninsular3 bezahlt man, wie er mir mittheilt, 28 reales täglich.
Ich bin cca 3 ½ Monate in Madrid gewesen.
Baist4 ist mit mir s. Z. in München bei Konrad Hofmann5 gewesen. Er hat sich vorzugsweise im Norden aufgehalten. In Zaragoza + Barcelona kenne ich niemand. Aber in letzterer Stadt ist gegenwärtig Richard Lindau6 deutscher Konsul. Ich habe keine weiteren Beziehungen zu ihm, als daß er mir einmal eine Karte an Morf, welchen diese nicht mehr traf + ihm übergeben worden war, freundlichst zurückschickte. Er wird sich gewiß freuen, Sie |3| zu sehen. Sie sind ja auch zu seinem Bruder Paul Lindau7 schon in Beziehungen gewesen.8
Während ich dieses schreibe, fällt mir ein, daß ich ja in Barcelona doch 2 Herrn kenne, einen Journalisten + einen Maler, mit welchen ich Anfang 1875 im Gefolge des Königs Alfons gereist bin. Sie werden sich meiner gewiß noch erinnern. Wir waren auf dem Schiff, in Madrid, Zaragoza, Tudela, Castejon, Tafalla9 e&. viel zusammen. Ich war damals Berichterstatter der Nationalzeitung.10
Beide sind recht nette Leute. Anbei Karten für sie. Remon11, der beim Diario de Barcelona (?) angestellt ist, sprach immer viel von den „deutschen Frauen“.
Was nun die HSS. betrifft, so sollte es mich freuen, wenn Sie etwa den |4| spanischen Brandan12 oder eine andere „verlorene HS“ finden würden.
Ich habe jetzt auch genug HSS. copirt + denke nun an anderes.
Nochmals viel Glück zur Reise! Wenn Sie noch einen Wunsch haben, so bitte ich zu verfügen über Ihren
ergebensten
Karl Vollmöller
.
Baist hat Ihnen wohl direct schon Mittheilungen zugehen laßen.
1 Vollmöller antwortet hier vermutlich auf eine Nachfrage Schuchardts zu seinem vorangehenden Brief.
2 Vgl. Anm. 17, vorhergender Brief
3 Fonda Peninsulares, vgl. Anm. 19, vorhergender Brief
4 Vgl. die Briefe HSA Nr. 00454-00465.
5 Konrad Hofmann (1819-1890), seit 1856 Ordinarius für ältere Germanistik in München, war ab 1869 auch für Romanische Philologie zuständig.
6 Richard Lindau (1829-1910), von 1881-1908 deutscher Generalkonsul in Barcelona.
7 Paul Lindau (1839-1919), Schriftsteller, Journalist und Theaterleiter.
8 [„Gegen Zöllners und E. von Hartmanns Ansichten über das Privatleben der Gelehrten [Brief an den Redakteur, P. Lindau]“, Die Gegenwart I, 1872, 285-287; „Zu Lindau's Molière“, Beilage zur Allgemeinen Zeitung (Augsburg, München), 1873, 2283-2284.
9 Tudela, Castejón und Tafalla liegen in der Provinz Navarra.
10 Die 1848 gegründete Berliner Nationalzeitung war ein liberales Blatt und später eine der auflagenstärksten Zeitungen der Reichshauptstadt.
11 Nicht identifiziert.
12 Bisher gibt es keine mittelalterliche spanische Version der Navigatio Sancti Brendani, vgl. Carl Selmer, Navigatio Sancti Brendanis abbatis from early Latin ms., Dublin 1989.