Alfons Hilka an Hugo Schuchardt (09-04736)
von Alfons Hilka
an Hugo Schuchardt
20. 06. 1921
Deutsch
Schlagwörter: Allgemeine Wissenschaftsgeschichte und Wissenschaftstheorie Akademische Fächer Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen Bähr, Gerhard Jauregi Nazabal, Oroitz (2005)
Zitiervorschlag: Alfons Hilka an Hugo Schuchardt (09-04736). Göttingen, 20. 06. 1921. Hrsg. von Frank-Rutger Hausmann (2016). In: Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.letter.3363, abgerufen am 09. 10. 2024. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.1.3363.
Göttingen, Baurat Gerberstr. 2 20/6 21.
Teurer Meister!
Ich habe bereits persönlich Herrn Gerhard Baehr1 kennen gelernt; er studiert Chemie, weil er so besser vorwärts zu kommen hofft. Die Philologen-Laufbahn ist ja trostlos. Ich sehe ihn aber nicht, weil er nicht bei mir hört. Bitte also direkt an ihn zu schreiben: Göttingen, Emilienstr. 6. Unsere Bibliothek ist prachtvoll, enthält auch manch wertvolle spanische Drucke, die ich gelegentlich prüfen will.
In Verehrung Ihr stets sehr ergebener
Alfons Hilka
1 Gemeint ist der Baskologe und Chemiker Gerhard Paul Felix Bähr (1940-1945); vgl. zur Biographie die Personalakte des Preußischen Kultusministeriums (Digitalisat der BBF, Archivdatenbank) [enthält genaue Nachweise über Studium, abgelegte Prüfungen und Tätigkeit im Schuldienst]; weiterhin Elixabete Garmendia, Gerhard Bähr (1900-1945), Bilbao: Eusko Jaurlaritzaren – Gobierno Vasco, 2000 Nagusia (www.euskomedia.org) [mit zahlreichen Abb.]; Oroitz Jauregi, Correspondencia de Gerhard Bähr con R. M. Azkue, H. Schuchardt y J. Urquijo, Anuario del Seminario de Filología Vasca Juli de Urquija, Donostia-San Sebastian 2005. Aufschlußreich für das Verständnis des vorliegenden Briefs ist Bährs Brief an Schuchardt vom 18.1.1921 (Lfd.- Nr. 5-404): „Eigentlich war es meine Absicht, mich ganz der Sprachwissenschaft zu widmen, besonders den neueren Sprachen. Leider hat der Krieg mit seinem unglücklichen Ausgang diese Absicht vereitelt, da in Deutschland kein Unterkommen zu finden wäre und die Sprachwissenschaftler hier im Auslande sich sehr kümmerlich durchschlagen müssen. In Anbetracht dieser Zustände habe ich mich entschlossen, das Studium der Chemie einzuschlagen, für das ich schon früher reges Interesse hatte, hoffe aber nebenbei noch genügend Zeit zu haben, um mich etwas der Philologie zu widmen. Ich gedenke, wenn ich Ostern nach Göttingen zurückkehre, neb[en] chemischen vielleicht noch altfranzösische und altenglische Vorlesungen weiterzuhören. Oder könnten Sie mir im Zusammenhang mit dem Baskischen das Studium irgend einer anderen Sprache empfehlen? Leider ist in Göttingen die Auswahl nicht allzu reich; es gab z. B. seinerzeit nicht einmal spanische Vorlesungen“. Als Hilka im Jahr 1925 nach Spanien reist, stellt ihm Bähr eine Empfehlung für R. M. de Azkue aus.