Elise Richter an Hugo Schuchardt (65-9574)

von Elise Richter

an Hugo Schuchardt

Unbekannt

01. 01. 1926

language Deutsch

Schlagwörter: Dankschreiben Publikationsversand an Dritte Publikationsvorhaben Sprachwandel Literaturbeschaffung Einschreiben Bibliotheken und Bibliothekswesen Neujahrsgrüßelanguage Latein Gilliéron, Jules (1912) Richter, Elise (1926)

Zitiervorschlag: Elise Richter an Hugo Schuchardt (65-9574). Unbekannt, 01. 01. 1926. Hrsg. von Bernhard Hurch (2009). In: Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.letter.333, abgerufen am 29. 03. 2024. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.1.333.

Printedition: Hurch, Bernhard (2009): "Wir haben die Zähigkeit des jüdischen Blutes!" Leo Spitzer an Elise Richter. In: Grazer Linguistische Studien. Bd. 72., S. 199-244.


|1|

[XIX Weimarerstrasse 83] Neujahrstag 1926

Hochverehrter Herr Hofrat,

Nehmen Sie meinen herzlichsten Dank für Ihre grosse Güte entgegen. Ich war so froh, dass Sie mir Gilliéron's clavellus schicken liessen!1 Ich arbeite nämlich über Ho|2|monymie2 und wollte natürlich Gilliérons These näher beleuchten. Gerade an clavellus liess sich das Mangelhafte des Unterbaus gut darlegen, während bei anderen, zb. cubare – obare, die Durchführung nicht einwandfrei ist. Um es zu widerlegen, musste ich aber doch notwendigerweise das Original vor mir haben, nicht nur Verweise. Ich glaube, dass Homonymie allein in den seltensten Fällen Ursache des Wortverlustes ist, ganz abgesehen von der unmöglichen Ausdrucksweise G.'s: Man sucht nach einem Ersatz u.s.w. Ihr Büchlein wird schon in 2-3 Tagen wieder bei Ihnen einrücken. Natürlich eingeschrieben.* Ich hatte so viel Mühe mit der Bücherbeschaffung. Hussey's Handbook of Latin |3| Homonyms habe ich in allen deutschen Bibliotheken vergeblich gesucht.

Ich hoffe, Sie sind wolauf und frisch ins neue Jahr gekommen und wünsche herzlichst, es möchte Ihnen mit anregender Arbeit gut und angenehm vergehen.

Ihre sehr ergebene

Elise Richter

* Ich wäre sehr froh, wenn Sie mir gelegentlich mitteilen liessen, dass es angekommen ist.


1 Jules Gilliéron.

2 Elise Richter (1926).

Faksimiles: Universitätsbibliothek Graz Abteilung für Sondersammlungen, Creative commons CC BY-NC https://creativecommons.org/licenses/by-nc/4.0/ (Sig. 9574)