Hugo Schuchardt Archiv

[XIX Weimarerstraße 83] 26 Juli 25

Hochverehrter Herr Hofrat,

Herzlichst danke ich Ihnen für Ihre neue Sendung mit dem Glückwunsch. Es ist zwar kein Vergnügen und kein Verdienst 60 Jahre alt zu werden und ich habe das Mögliche getan, dieses fatale Datum geheim zu halten. Aber ich freue mich der wenigen dafür aber um so wertvolleren Sympathiebeweise und bin Ihnen herzlich dankbar für den Ihren.¹

Wie bei all Ihren Schriften findet sich auch diesmal der Leser, der nicht baskisch kann, doch allgemeine Werte. So ist mir diesmal Ihre Auseinandersetzung über Schallwort und Lehnwort besonders aus der Seele gesprochen. Sehr belustigt hat mich, dass es im Baskischen kili-kili giebt; in deutschen Mundarten – ich glaube im Schlesischen? – ist kille-kille beim Kitzeln in der Kindersprache geläufig. Wie beneide ich Sie um Ihre stetige Schaffenskraft und Ihre offenbare Ungestörtheit bei der Arbeit!

|3| Ich bin dieses Jahr um nicht weniger als 10 Monate gekommen. Nach schwerer eigener Krankheit (Typhus und Folgekrankheiten), zu deren Überwältigung ich 7 Monate brauchte, ist seit Anfang Mai meine Schwester (die Anglistin Helene Richter) lebensgefährlich an Rippenfell- und Herzbeutelentzündung erkrankt und ich, einer solchen Lage kaum gewachsen, immer am Umkippen. Ich habe es knapp fertig gebracht, das Kolleg zu halten, weiter wiederum |4| nichts.

Indem ich Ihnen weiter gute vergnügsame Arbeit wünsche, begrüsse ich

Sie als Ihre

aufrichtig ergebene

Elise Richter