Josef Brüch an Hugo Schuchardt (01-01401)

von Josef Brüch

an Hugo Schuchardt

Königliche Weinberge bei Prag

02. 04. 1914

language Deutsch

Schlagwörter: Sprachen in Mahé Etymologielanguage Baskischlanguage Iberischlanguage Provenzalischlanguage Französischlanguage Portugiesisch Schuchardt, Hugo (1887) Meyer-Lübke, Wilhelm (1911–1920)

Zitiervorschlag: Josef Brüch an Hugo Schuchardt (01-01401). Königliche Weinberge bei Prag, 02. 04. 1914. Hrsg. von Frank-Rutger Hausmann (2016). In: Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.letter.3253, abgerufen am 12. 09. 2024. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.1.3253.


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Kgl. Weinberge bei Prag, am 2. Apr. 1914

Verehrter Herr Hofrat!

Gestatten Sie, Herr Hofrat, einem Ihrer jüngsten Fachgenossen, eine Anfrage, zu der mir Ihre Bemerkung zu bask. panttoka in ZrP. 11, 477,1 nämlich ‘tt für t ist verkleinernd‘ den Anlaß gibt. Fz.lapereau stammt m.E. aus prov.lapareu, das zwar im aprov. nicht belegt ist, was sich aber aus dem Charakter der aprov. Literatur erklärt, während der Mangel afz. Belege für lapereau nicht so aufgefaßt werden kann. Prov. lapereau und port. láparo stammen m.E. aus iberischem *lappar. Da nun das wohl aus dem iberischen oder ligurischen entlehnte lat. lepus mit einfachem p (und balearisches laurex und massaliotisches2λεβηρίς) daneben steht, so erlaube ich mir die Anfrage, ob *lappar eine Diminutiv- |2| bildung von *lapar sein könnte. Da cunic(ulus) nach Aelians Angabe3 und nach bask. unchi das eigentliche iberische Wort für ,Kaninchen‘ zu sein scheint, so dürften übrigens jenes *lap(p)ar und laurex wegen des massaliotischen, d.h. m.E. urspr. lingurischen λεβηρ(ίς) im iberischen ligurische Lehnwörter sein wobei a und u in laurex Lautsubstitution für ligur. e, bzw. b wären und wobei das aus dem ligurischen entlehnte leporem die Form mit p, aus der *lap(p)ar entlehnt wäre, darstellen würde.

Daß ich gerade Sie, verehrter Herr Hofrat, mit dieser Anfrage belästige, bitte ich dadurch zu entschuldigen, daß es nur so wenige Kenner des Iberisch-Baskischen gibt. Für eine gütige Antwort im vorhinein dankend, verbleibe ich in Verehrung

Josef Brüch
Privatdozent f. rom. Philologie.
Adresse: Kgl. Weinberge bei Prag,
Manesgasse 41.


1 Schuchardt, „Romano-Baskisches I“, ZrP 11, 1887, 474-512, hier 477; vgl. auch Meyer-Lübke, REW Nr. 2397.

2 Adj. zum griech. Namen von Marseille: Μασσαλία.

3 Hist. anim. XIII 15.

Faksimiles: Universitätsbibliothek Graz Abteilung für Sondersammlungen, Creative commons CC BY-NC https://creativecommons.org/licenses/by-nc/4.0/ (Sig. 01401)