Gerhard Bähr an Hugo Schuchardt (11-411)
von Gerhard Bähr
an Hugo Schuchardt
18. 11. 1923
Deutsch
Schlagwörter: Euskaltzaindia - Real Academia de la Lengua Vasca - Académie de la Langue Basque Max Niemeyer Verlag Azkue y Aberasturi, Resurrección María de
Zitiervorschlag: Gerhard Bähr an Hugo Schuchardt (11-411). Ormaiztegi, 18. 11. 1923. Hrsg. von Oroitz Jauregi Nazabal (2007). In: Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.letter.32, abgerufen am 27. 03. 2023. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.1.32.
Printedition: Jauregi Nazabal, Oroitz (2005): Correspondencia de Gerhard Bähr con R. M. Azkue, H. Schuchardt y J. Urquijo (1920-1944). Donostia-San Sebastián: Gipuzkoako Foru Aldundia-Diputación Foral de Gipuzkoa.
Ormaiztegui, d. 18-XI-23.
Sehr geehrter Herr Hofrat!
Von Anfang an hatte ich die Absicht, Ihnen nach Beendigung meiner hiesigen Studien über den Verlauf derselben, sowie über andere hiesige Ereignisse ausführliche Mitteilungen zu machen, bin aber durch mein Zusammentreffen mit Urquijo veranlasst worden Ihnen anlässlich des bedauerlichen Missverständnisses, das Sie mit Recht in Erregung versetzt hat, Aufklärung zu verschaffen. Ich traf auf einer Studienfahrt ganz zufällig Herrn Urquijo in San Sebastian und stellte fest, sobald ich den genauen Sachverhalt von diesem erfahren hatte, dass es sich um ein Misverständnis Azkues handelte. Ich selbst wusste von Ihrer Primitiae... nichts weiter, als dass die Euskaltzaindia beschlossen hatte, sie auf ihre eigenen Kosten drucken zu lassen, und erst Herr Urquijo teilte mir vor |2|drei Tagen mit, dass Sie von diesem Angebot nur teilweise Gebrauch gemacht hätten, insofern als Sie nur die Kosten für den Druck von 100 Exemplaren angenommen hätten. Diese 100 Exemplare scheinen nun eine verhängnisvolle Rolle gespielt zu haben. Als ich nämlich vor ungefähr drei Wochen in Bilbao eintraf, um den Sitzungen der E. beizuwohnen und den Vortrag von Professor Jud mit anzuhören, bat mich Azkue, den ich zunächst allein traf, einige Zeilen auf Deutsch an den Verlagsbuchhändler Niemeyer aufzusetzen und erzählte mir, dass die E. die Kosten für den Druck nicht nur der vollständigen Auflage Ihrer Prim., sondern noch weiterer 100 Exemplare, die für die Euskaltzaindia bestimmt seien, übernommen habe. Da nun die Kosten für diese 100 Exemplare etwas hoch schienen, in Anbetracht der Tatsache, dass nur 2 oder 3 Akademiker des Deutschen mächtig sind und daher die Akademie mit soviel Exem|3|plaren nichts anzufangen wüsste, meinte Azkue, es wäre besser auf diese 100 Exemplare, um die, wie er glaubte, die ursprüngliche Auflage vermehrt werden sollte, zu verzichten. Ich setzte nun einige Zeilen an den Verlagsbuchhändler auf, und wollte, um Missverständnissen vorzubeugen, noch hinzufügen, dass selbsverständlich die gesamten “übrigen” Kosten von der Akademie getragen würden, doch Azkue wollte das nicht, da er meinte, es wäre wohl besser wenn der Verlag Niemeyer nichts erführe von den zwischen Ihnen und der E. bestehenden Abmachungen. So kam es, dass mein Brief ein so unfertiges Aussehen hatte und auf den, der den wahren Sachverhalt kannte —den ich selbst erst vor 3 Tgen von Urkijo erfuhr— einen falschen Eindruck machen und Missverständnisse erzeugen konnte, was ja nun leider auch der Fall war. Zu Ihrer Beruhigung sandten wir Ihnen von S. S. aus gleich ein Telegramm, und da die Sache ganz klar liegt, teile ich Ihnen heute den Sachverhalt mit, noch ehe ich |4|mit Azkue,—dessen Besuch wir in den nächsten Tagen erwarten— darüber gesprochen habe. Ich bedaure nun ausserordentlich, dass Sie, verehrter Herr Hofrat, infolge dieser Missverständnisse erregte Tage verlebt haben und hoffe, dass Ihnen die ganze Sachlage nun klar ist. Ich werde auf der nächsten Sitzung am 22 d. M. veranlassen, dass Ihnen ein offizielles Schreiben der E. zugeht.
Was die Veröffentlichung Ihrer Prim. angeht, so bin ich natürlich aufs höchste gespannt, da mir Lacombe schon manches darüber erzählt. Bedauerlich finde ich es nur, dass Sie, wie mir L. ebenfalls mitteilte, viele Anmerkungen fortgelassen haben, denn gerade in diesen finde ich in Ihren Werken immer eine Fülle von interessanten Mitteilungen. In etwa 14 Tgen hoffe ich —trotz der überaus traurigen Lage Deutschlands— dorthin wieder zurückkehren zu können, doch werde ich Ihnen zuvor noch ausführlich Bericht erstatten und schliesse für heute mit dem Ausdruck meiner höchste[n] Verehrung und besten Wünschen für Ihr Wohlsein.
Ihr sehr ergebener
Gerhard Bähr