Hugo Schuchardt an Wilhelm Scherer (1-867)
von Hugo Schuchardt
22. 06. 1886
Deutsch
Schlagwörter: Verlag Robert Oppenheim Biographisches Bitte um Rezension Bittschreiben Rezension Deutsche Rundschau Rezensionsexemplar Verlag Karl J. Trübner Deutsch Französisch Englisch Italienisch Oppenheim, Robert Wien Schuchardt, Hugo (1885) Schuchardt, Hugo (1886) Schuchardt, Hugo (1888)
Zitiervorschlag: Hugo Schuchardt an Wilhelm Scherer (1-867). Graz, 22. 06. 1886. Hrsg. von Johannes Mücke (2015). In: Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.letter.3109, abgerufen am 18. 09. 2024. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.1.3109.
Graz, 22 Juni 1886.
Verehrter Herr Geheimer Rath,
Ich habe Herrn Robert Oppenheim1 beauftragt, Ihnen die Exemplare meiner in diesen Tagen erscheinenden Feuilletonsammlung "Romanisches und Keltisches"2 zu überreichen, und bitte hierin nur den Ausdruck meiner persönlichen Gefühle für Sie zu erblicken, insbesondere des lebhaften Bedauerns dass ich in diesem Frühjahr wenige |2| Stunden zu spät im Hôtel du Lac am Gardasee eintraf um Sie und Ihre Frau Gemahlin noch begrüssen zu können. Nicht das Fremdenbuch, Dr. Schreder aus Wien3 verrieth mir Ihren dortigen Besuch, und zugleich dass Sie heuer des Dekanates walten, worüber ich mich als über ein Zeichen besonders guter Gesundheit herzlich freute.
In meinem Buche findet sich Mancherlei was dem Germanisten nicht behagen wird; vielleicht hat da der romanische Procentsatz meines Blutes, um mich Taaffesch4 auszudrücken |3| "etwas um sich geschlagen". Mit der Bitte um Nachsicht verbinde ich eine andere. Haben Sie unter Ihren, älteren oder jüngeren, Schülern oder sonstigen Bekannten irgend jemanden der dem Buche in der "Deutschen Rundschau" einige gute oder böse Worte widmete?5 und würde eine derartige Anzeige von der Redaction in absehbarer Zeit wirklich gebracht werden? Ich würde dann ersuchen, mit einer Zeile Herrn Oppenheim (Matthäikirchstr. 25) den Namen dieser Persönlichkeit anzugeben damit er ihr ein Exemplar zukommen lasse.
Mit besonderer Hochachtung
Ihr ergebenster
Hugo Schuchardt
1 Robert Oppenheim (Lebensdaten konnten nicht ermittelt werden) war ein deutscher Verleger; seine Korrespondenz mit Schuchardt ist erhalten (Bibl. Nr. 08390-08417 im Nachlass). Die Verlagsgründung erfolgte 1869 in Berlin, 1890 übernahm Karl Trübner "den literaturhistorischen Teil" des Verlags (Bast 1991: 31; Ziesak 1999: 169), später wurde der restliche Verlag von Gustav Schmidt übernommen. Schuchardt verlegte bei ihm Ueber die Lautgesetze. Gegen die Junggrammatiker (1885 [= HSA 172]), Romanisches und Keltisches (1886 [= HSA 185]) und Auf Anlass des Volapüks (1888 [= HSA 206]).
2 Schuchardt (1886 [= HSA 185]).
3 Konnte nicht ermittelt werden.
4 Das ist vermutlich eine Anspielung auf Eduard Graf Taaffe (1833-1895), österreichischer Politiker, mehrfach Minister und 1869/70 sowie 1879-93 Ministerpräsident "Zisleithaniens", also der österreichischen Gebiete der Habsburger Monarchie (Fischel 1910, [o. A.] 1981).
5 Die Deutsche Rundschau erschien zu diesem Zeitpunkt quartalsweise. In der zweiten Hälfte des Jahres 1886 erschienen die Bände 48 und 49, in denen keine Rezension von Schuchardt (1886 [= HSA 185]) erschienen ist. Schuchardts Textsammlung wurde allerdings ansonsten sehr breit rezensiert. Bislang konnten 17 Rezensionen in deutsch-, französisch-, englisch- und italienischsprachigen Periodika aufgefunden werden.
Faksimiles: Archiv der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Creative Commons BY-NC-SA 3.0 DE (Sig. 867)