August Leskien an Hugo Schuchardt (20-06438) August Leskien Johannes Mücke Institut für Sprachwissenschaft, Karl-Franzens-Universität Graz Zentrum für Informationsmodellierung - Austrian Centre for Digital Humanities, Karl-Franzens-Universität Graz GAMS - Geisteswissenschaftliches Asset Management System Creative Commons BY-NC 4.0 2022 Graz o:hsa.letter.3084 20-06438 Hugo Schuchardt Archiv Herausgeber Bernhard Hurch Karl-Franzens-Universität Graz Österreich Steiermark Graz Karl-Franzens-Universität Graz Universitätsbibliothek Graz Abteilung für Sondersammlungen 06438 August Leskien Papier Brief 4 Seiten Leipzig 1912-02-11 Hugo Schuchardts wissenschaftlicher Nachlass (Bibliothek, Werkmanuskripte und wissenschaftliche Korrespondenz) kam nach seinem Tod 1927 laut Verfügung in seinem Testament als Geschenk an die UB Graz. Johannes Mücke 2015 Die Korrespondenz zwischen August Leskien und Hugo Schuchardt Hugo Schuchardt Archiv Bernhard Hurch

Die Datenmodellierung orientiert sich am DTA-Basisformat, ediarum und der CorrespDesc-SIG.

Das auf DTABf-Modellierungsschema wurde für die Zwecke des Projektes angepasst und befindet sich unter

Hugo Schuchardt Archiv

Das Hugo Schuchardt Archiv widmet sich der Aufarbeitung des Gesamtwerks und des Nachlasses von Hugo Schuchardt (1842-1927). Die Onlinepräsentation stellt alle Schriften sowie eine umfangreiche Sekundärbibliografie zur Verfügung. Die Bearbeitung des Nachlasses legt besonderes Augenmerk auf die Erschließung der Korrespondenz, die zu großen Teilen bereits ediert vorliegt, und der Werkmanuskripte.

Rollen-Taxonomie

Datumstaxonomie

Thesaurustaxonomie

August Leskien Leipzig 1912-02-11 Hugo Schuchardt Germany Leipzig Leipzig 12.37129,51.33962 Korrespondenz August Leskien - Hugo Schuchardt Korrespondenz 70. Geburtstag Biographisches Slawische Philologie Romanische Philologie Wissenschaft Sprachwissenschaft Brief Deutsch
Universitätsbibliothek Graz Abteilung für Sondersammlungen, Creative commons CC BY-NC https://creativecommons.org/licenses/by-nc/4.0/ Universitätsbibliothek Graz Abteilung für Sondersammlungen, Creative commons CC BY-NC https://creativecommons.org/licenses/by-nc/4.0/ Universitätsbibliothek Graz Abteilung für Sondersammlungen, Creative commons CC BY-NC https://creativecommons.org/licenses/by-nc/4.0/ Universitätsbibliothek Graz Abteilung für Sondersammlungen, Creative commons CC BY-NC https://creativecommons.org/licenses/by-nc/4.0/
Leipzig, 11 . Februar 1912 Lieber Freund.

Mein Gruß zu Ihrem 70. Geburtstag kommt eine Woche zu spät.Schuchardt wurde am 04.02.1842 im thüringischen Gotha geboren. Ich wollte mir den Tag merken und glaubte ihn nicht vergessen zu können. Geschehen ist es doch. Aber Sie nehmen auch nachträglich hoffe ich meinen Brief freundlich auf. Einem siebenzigjährigen mit einer langen Liste von Wünschen zu kommen, hat eigentlich keinen Sinn. Man kann eigentlich nur die Hoffnung aussprechen, daß die Lebensjahre, die noch bleiben, ohne große Leiden verlaufen mögen und daß eine gewisse Lebensfreudigkeit und Arbeitsfrische bleibe. Ein bischen melancholisch wird man ja immer bei hohen Jahren; das bleibt nicht aus, aber man muß es sich möglichst vom Leibe halten. Ich muß es auch versuchen. Als ich vor zwei Jahren in mein siebenzigstes Jahr trat, war ich nahe daran in den Ruhestand zu treten und dachte wieder in diesem Jahr daran. Kinder, Freunde, Kollegen und Arzt reden mir ab und ich bleibe, muß aber ehrlich sagen, daß es eigentlich nicht richtig ist. Ich habe am Dozieren keinen Geschmack mehr, und ich will es nur gestehen, auch die Slavistik liegt mir nicht mehr besonders am Herzen. Sie haben als Romanist in einer großen Gesellschaft von Mitstreitern gestanden; die Romanistik bedeutet etwas in der Welt, die Slavistik, in Westeuropa wenigstens, fast nichts, in Deutschland überhaupt nichts. Ich habe seit Jahren fast keinen deutschen Zuhörer mehr; Serben, Bulgaren, Russen freilich, aber die befriedigen mich nicht. Außerdem stehe ich ganz allein. Mit Jagić bin ich, wie Sie vielleicht gehört haben, ganz zerfallen, nicht aus wissenschaftlichen Gründen, sondern weil mir seine Moral nicht paßt. Ich bin nicht prüde, aber eine Grenze giebt es doch für Unaufrichtigkeit und Hinterhältigkeit, und die war von ihm überschritten.

Doch was rede ich Ihnen von solchen Dingen vor. Ich möchte lieber den Wunsch aussprechen, daß ich Sie im Laufe des Jahres einmal sähe. Ich habe es immer sehr bedauert, daß Sie nicht in Leipzig oder in dessen Nähe sind. Von Ihnen hätte ich mehr gehabt, als wohl von allen andern, mit denen mich wissenschaftliche Fragen in Berührung gebracht haben, weil Sie gescheuter und kein Parteimensch sind. Es konnte nicht sein, aber sagen will ich Ihnen wenigstens einmal, daß Sie mir von allen Sprachforschern immer am meisten imponiert haben.

Ich will doch noch εὶς πολλὰ ἔτη hinzufügen;Griechische Form der Lobrede, etwa "auf viele Jahre". vielleicht können wir uns am 80sten Geburtstag noch begrüßen.

Mit herzlichem Gruß in alter Freundschaft Ihr Leskien