August Leskien an Hugo Schuchardt (06-06424)
von August Leskien
an Hugo Schuchardt
23. 02. 1896
Deutsch
Schlagwörter: Universität Leipzig Dankschreiben Verleih von Publikationen Sprachen im Kaukasus Literaturbeschaffung Sächsische Gesellschaft der Wissenschaften zu Leipzig Vergleichende Sprachwissenschaft Universitätsbibliothek Graz
Albanisch Sanskrit Lopatinskij, Leo von Meyer, Gustav Böhtlingk, Otto von Tiflis Eichler, Ernst/Schröter, Gerhart (1986) Meyer, Gustav (1883) Meyer, Gustav (1884) Meyer, Gustav (1892) Meyer, Gustav (1895) Meyer, Gustav (1896) Meyer, Gustav (1888) Meyer, Gustav (1891) Meyer, Gustav/Schuchardt, Hugo (1882)
Zitiervorschlag: August Leskien an Hugo Schuchardt (06-06424). Leipzig, 23. 02. 1896. Hrsg. von Johannes Mücke (2015). In: Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.letter.3070, abgerufen am 29. 11. 2023. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.1.3070.
Leipzig, 23. Februar 96
Lieber Freund.
Wie ich erfahre, bleibt eine Möglichkeit des Promovierens in absentia bestehen, unter welchen näheren Bestimmungen, soll nächstens festgesetzt und beschlossen werden. Jedenfalls kann Herr Lopatinsky sich melden. Ich werde dann allerdings beantragen, daß man ein Referat von Ihnen einhole, denn ich könnte doch nichts rechtes über seine Arbeiten sagen.
|2|Herzlichen Dank für das da Radasche Büchlein, das ich in den Osterferien lesen werde; eine wie mir scheint nicht sehr aufregende Lektüre. Wegen sonstiger Albanica hätte ich mich ja an Meyer1 wenden können; nur muß ich voraussetzen, daß er die Sachen selbst braucht, und habe es deshalb nicht gethan.
Mit Böhtlingk hatte ich schon über Ihren Wunsch, von ihm die Abchas. Studien zu erwerben gesprochen. Es ist in solchen Dingen bei ihm gar keine Diplomatie nöthig; er ist immer bereit andern gefällig zu sein. Er will also Ihnen das Exemplar verkaufen. Da Sie es aus Tiflis erhalten, |3| erledigt sich die Sache ja von selbst; sollte aber die Sendung aus Tiflis ausbleiben, so kommen Sie ohne weiteres auf Ihren Wunsch nach Böhtlingks Exemplar zurück.
Ihren Antrag bei der Gesellschaft der Wissenschaften2 werde ich selbstverständlich warm unterstützen; ich fürchte aber eins: wir haben nicht viel Geld und darnach könnte die Sache scheitern. Allein versuchen Sie es jedenfalls.
Mit herzlichem Gruß
Ihr
Leskien
1 Vgl. Eichler & Schröter (1986: 88, FN): "Meyer, Gustav (1850-1900), Indogermanist; seit 1877 Prof. für Sanskrit und vergleichende Sprachwissenschaft in Graz. An Albanicae stammen von ihm: Albanesische Studien [Meyer 1883, 1884, 1892, 1895, 1896a]; Kurzgefaßte albanesische Grammatik [Meyer 1888]; Etymologisches Wörterbuch der albanesischen Sprache [Meyer 1891]". Meyer und Schuchardt waren viele Jahre Wohnungsnachbarn in Graz, neben verschiedenen einander dedizierten Veröffentlichungen und einer gemeinsamen Publikation ( Meyer & Schuchardt 1882 [= HSA 143]) liegt auch ein bislang unveröffentlichter Briefwechsel vor, der derzeit in Bearbeitung ist. Im Nachlass Meyers, der wie derjenige Schuchardts an der Universitätbibliothek Graz, Abteilung Sondersammlungen aufbewahrt wird, wurden jedoch keine Schreiben von Leskien aufgefunden.
2 Vgl. Eichler & Schröter (1986: 88, FN): "In den noch vorhandenen Archivunterlagen der damaligen Königlich Sächsischen Gesellschaft der Wissenschaften zu Leipzig ist ein Antrag Schuchardts nicht nachweisbar". Das Archiv der Sächsischen Akademie der Wissenschaften wurde im 2. Weltkrieg stark zerstört. Vom Archiv wurde dem Verfasser der Neuedition folgendes mitgeteilt: "Überliefert ist aber ein Protokollbuch zu den Gesamtsitzungen ab 1884. Auf den Seiten 36-39 sind Sitzungen vom Januar und April 1896 dokumentiert, Leskien war in diesen Sitzungen nicht anwesend. Man hat dort über die Öffnung der Akademie für Auswärtige debattiert, ist aber am 25. April zu dem Beschluss gelangt, 'keine Aenderung an dem bis jetzt beobachteten Modus eintreten zu lassen, weder auswärtige noch Ehrenmitglieder zu ernennen'" (E-Mail vom 16.11.2015). Der Verfasser dankt Herrn Dr. Rüdiger Otto für die freundliche Mitteilung.