Hugo Schuchardt Archiv

Leipzig, 14. Juni 1883.

Verehrtester Herr College!

Das Chinesische hat, wie Sie wissen, keine Casusformen; daher ist es natürlich, daß die Mischsprache für alle Casus der pronn. 1. u. 2. pers. dieselbe Form wählte. Mia und suya laufen parallel und dürften daher in der Erklärung nicht von einander zu trennen sein. Sie wissen daß suyaVd in denselben Fällen entspricht wie mia: yo, z.b. Vd conoce mi opinion, dígame la suya: conosco su opinion (de Vd), diré la mia. Ob Mischsprachen eine Vorliebe für volltönende, daher ohrenfällige Wörter haben? Die Personalpronomina 1. u. 2. sg. werden im Spanischen im Subjectscasus wenig angewandt, und in den anderen Casus sind sie unbetont. – Chabó-suy-suy und kansia sind mir unerklärlich.¹

Hochachtsungsvoll Ihr ergebenster
GvdGabelentz.

[In Schuchardts Handschrift dazugefügt: verte!]

P.S.

Suya señoria ginge wohl nicht an; es müßte su señoria heißen. Das ist wohl aber auch nicht sehr gebräuchlich. Was sagen Sie zu folgendem Einfall: Mia, suya und señolia sind alle drei aus mi, su und señoli = señor + einem a oder ya entstanden, in welchem die Chinesen etwas wie eine ihrer Suffixpartikeln erblickt haben mögen? Es ist ja nicht nöthig, daß diese denselben Laut gehabt habe.

d.O.²