Karl Vossler an Hugo Schuchardt (29-12542) Karl Vossler Verena Schwägerl-Melchior Institut für Sprachwissenschaft, Karl-Franzens-Universität Graz Zentrum für Informationsmodellierung - Austrian Centre for Digital Humanities, Karl-Franzens-Universität Graz GAMS - Geisteswissenschaftliches Asset Management System Creative Commons BY-NC 4.0 2022 Graz o:hsa.letter.2860 29-12542 Hugo Schuchardt Archiv Herausgeber Bernhard Hurch Karl-Franzens-Universität Graz Österreich Steiermark Graz Karl-Franzens-Universität Graz Universitätsbibliothek Graz Abteilung für Sondersammlungen 12542 Karl Vossler Papier Brief 3 Seiten München 1920-04-29 Hugo Schuchardts wissenschaftlicher Nachlass (Bibliothek, Werkmanuskripte und wissenschaftliche Korrespondenz) kam nach seinem Tod 1927 laut Verfügung in seinem Testament als Geschenk an die UB Graz. Verena Schwägerl-Melchior 2015 Mein Verhältnis zur Sprachwissenschaft ist das des unglücklichen Liebhabers" - Der Briefwechsel zwischen Hugo Schuchardt und Karl Vossler Grazer Linguistische Studien 80 181-266 Verena Schwägerl-Melchior 2015 Die Korrespondenz zwischen Karl Vossler und Hugo Schuchardt Hugo Schuchardt Archiv Bernhard Hurch

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Hugo Schuchardt Archiv

Das Hugo Schuchardt Archiv widmet sich der Aufarbeitung des Gesamtwerks und des Nachlasses von Hugo Schuchardt (1842-1927). Die Onlinepräsentation stellt alle Schriften sowie eine umfangreiche Sekundärbibliografie zur Verfügung. Die Bearbeitung des Nachlasses legt besonderes Augenmerk auf die Erschließung der Korrespondenz, die zu großen Teilen bereits ediert vorliegt, und der Werkmanuskripte.

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Karl Vossler München 1920-04-29 Hugo Schuchardt Germany Munich Munich 11.571,48.13452 Korrespondenz Karl Vossler - Hugo Schuchardt Korrespondenz Wissen und Leben: neue Schweizer Rundschau Publikationsversand Biographische Texte über Schuchardt Rezension Wissenschaft Sprachwissenschaft Brief Deutsch
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M. 29. IV. 20 Hochverehrter Freund,

Gestern erhielt ich endlich das Dez. Heft von "Wissen u. Leben", etwa gleichzeitig mit Ihrem "Morgenstern".Die betreffende Publikation in "Wissen und Leben", in der Schuchardt in einer Lebensrückschau viele autobiographische Elemente zusammenführt, erschien unter dem Titel Bekenntnisse und Erkenntnisse (Schuchardt 1919, HSA 722) , mit "Morgenstern" referiert Vossler hier auf Schuchardts 1920 erschienene Arbeit ( Schuchardt 1920, HSA 736 ) zu Spitzers Die groteske Gestaltungs- und Sprachkunst Christian Morgensterns (Spitzer 1918) . Beide Arbeiten, der Morgenstern wie Ihr Abendstern, strahlen ein klares u. mildes Licht u. haben mich ungemein angesprochen. Purgatorio-Stimmung, u. von Ihrem Abendstern besonders kann man sagen:

Lo bel pianeta che ad amar conforta. Dante Alighieri, Divina Commedia , Purgatorio, Erster Gesang, Vers 19. Dante umschreibt hier die als Morgen- bzw. Abendstern bekannte Venus, die von Vossler als "Abendstern" zur Bezeichnung für den Lebensrückblick in Schuchardt (1919, HSA 722) herangezogen wird.

Es ist natürlich, daß ein so ehrliches Bekenntnis wie das Ihre den Leser zur Selbstbeschauung anregt u. daß man, indem man Sie liest, sich selber besser kennen lernt. So ist z.B. mir durch Ihre Jugendliebe zum Mittelalter erst bewußt geworden, wie wenig ich dergleichen empfunden habe, wie sehr ich als Knabe u. Jüngling in klassische, renaissancemäßige u. philosophische Neigungen eingesponnen war.

Was Sie, teils widersprechend, teils ergänzend, zu Spitzer vorbringen, hat mir so ziemlich Alles eingeleuchtet. Ich stehe dieser Sperber-Spitzerschen Motiv- u. Wortforschung Hans Sperber und Leo Spitzer veröffentlichten 1918 gemeinsam einen Band unter dem Titel Motiv und Wort: Studien zur Literatur- und Sprachpsychologie (Sperber/Spitzer 1918) . Der zweite, von Spitzer verfasste Teil ( "Die groteske Gestaltungs- und Sprachkunst Christian Morgensterns" ) wird von Schuchardt 1920 [HSA 736] kritisch beleuchtet. etwas mißtrauisch gegenüber, u. die ganze Methode scheint mir etwas Zwitterhaftes zu haben. So sehr ich die gegenseitige Befruchtung von Sprach- und Literaturwissenschaft anstrebe, so nötig scheint es mir, die beiden genau von einander zu unterscheiden, denn nur auf Grund der Verschiedenheit der Geschlechter kann Zeugung stattfinden. In den nächsten Tagen schicke ich Ihnen eine kleine Studie, in der ich diesen Gedanken nachgegangen bin. Gemeint ist wahrscheinlich Vossler (1919b). Der Einzelne und die Sprache. Logos, 8, 266-302 .

Heute aber habe ich nur zu danken, herzlich zu danken u. Glück zu wünschen.

Ihr in aufrichtiger Verehrung ergebener Karl Vossler.