Eduard Georg Seler an Hugo Schuchardt (02-10498)

von Eduard Georg Seler

an Hugo Schuchardt

Berlin

24. 07. 1914

language Deutsch

Schlagwörter: Bastian, Adolf Südamerika Brasilien Chile Surinam

Zitiervorschlag: Eduard Georg Seler an Hugo Schuchardt (02-10498). Berlin, 24. 07. 1914. Hrsg. von Bernhard Hurch (2015). In: Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.letter.2598, abgerufen am 21. 09. 2023. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.1.2598.


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[General-Verwaltung der königlichen Museen
Kgl. Museum für Völkerkunde]
J.-Nr. E. 1172/14 Berlin S.W. 11, Königgrätzer Str. 120
den 24. Juli 1914

Hochgeehrter Herr Kollege!

Die Bezeichnungen V A, V B unserer Cataloge sind keine Abkürzungen, sondern Angaben über das Herkunftsgebiet, die der frühere Direktor Adolf Bastian eingeführt hat, um die Sammlungsnummern nicht zu groß werden zu lassen. So bedeutet V A das andine Südamerika, V BBrasilien, V C Argentinien und Chile.

Was den Herrn Meyer angeht, so bin ich hier auf eine merkwürdige Differenz gestoßen. In unserem Cataloge findet sich, mit der Handschrift Ledebur's des alten Generaldirektors, bei jedem der 30 Stücke Meyer, Surinam eingegeben.

Das Originalverzeichnis der Sammlung aber, das sich noch in unsern Akten vom Jahr 1860 findet, heißt es [sic]:

"die hierunter verzeichneten, aus dem Nachlasse des in Herrnhut verstorbenen Archivars Herrn v. Schweinitz erworbenen, vom Missionar Jansa aus Berlin in Surinam unter den Negern im Jahr 1850 gesammelten Gegenstände sind an die ethnographische Abteilung abgegeben und bei derselben inventarisiert.

Berlin den 12. Juli 1861 gez.) v. Ledebur

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V A. 277 (zutreffend) hat im Originalverzeichnis und in allen Abschriften deutlich: Loofroe tetei

von welcher Hand der Buschneger1 die Meisten stammen, ist nirgends angegeben.

Joest hat bei den von ihm gesammelten Gegenständen überall die Provenienz angegeben. Die meisten Sachen stammen von den Buschnegern von Maripa's town am obern Saramacca. Es sind aber auch ein paar Sachen von den Buschnegern am obern Maroni. Einige haben auch nur die allgemeine Bezeichnung Surinam-Neger.

Joest hat, wie Sie wissen werden, seine Beobachtungen im Supplement zu Bd. V des Internationalen  Archivs in Leiden publiziert.2

Mit aller Hochachtung
Ihr sehr ergebener
Dr. Seler. 3


1 Als "Buschneger" bezeichnet Joest "diese merkwürdigen Afrikaner, die auf amerikanischem Boden geboren sind und eine europäische Sprache reden ..." (Joest 1893: 2).

2 W. Joest: Ethnographisches und Verwandtes aus Guyana. Supplement zu Band V von 'Interntionales Archiv für Ethnographie', Leiden 1893.

3 Auf der Folgeseite desselben Briefbogens finden sich in der gleichen Handschrift, die oben zur Schuchardtschen Handschrift die Titel hinzugefügt hat, schlagwortartige Notizen zur Beantwortung. Da es sich nicht um Selers Handschrift handelt, ist davon auszugehen, daß dieser einen Mitarbeiter beauftragt hat, die Informationen zusammenzutragen, die Schuchardt gesucht hat und die Seler ihm dann mitteilt.

Faksimiles: Universitätsbibliothek Graz Abteilung für Sondersammlungen, Creative commons CC BY-NC https://creativecommons.org/licenses/by-nc/4.0/ (Sig. 10498)