Ernst Lewy an Hugo Schuchardt (8-06453)

von Ernst Lewy

an Hugo Schuchardt

Berlin

06. 02. 1926

language Deutsch

Schlagwörter: Dankschreiben Publikationsversand Universität Berlin (Friedrich-Wilhelms-Universität)language Deutschlanguage Hebräisch Bang, Willy Ujváry, Gábor (2005) Schuchardt, Hugo (1925) Lewy, Ernst (1925) Lewy, Ernst (1925–1926) Wolf, Michaela (1993)

Zitiervorschlag: Ernst Lewy an Hugo Schuchardt (8-06453). Berlin, 06. 02. 1926. Hrsg. von Petra Hödl (2015). In: Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.letter.2584, abgerufen am 29. 03. 2024. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.1.2584.

Printedition: Hödl, Petra (2015): "Dass es in der Sprachwissenschaft kriselt, freut mich." Die Briefe von Ernst Lewy an Hugo Schuchardt. In: Grazer Linguistische Studien. Bd. 80., S. 267-321.


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Sehr verehrter Herr Professor!

Von Mussarbeit bedrückt, hoffentlich noch nicht überwältigt, möchte ich Ihnen nur herzlich danken für die Freude, die Sie uns, meinem lieben Nachbar W. Bang1, dem ich sie mitgeteilt habe, und mir, mit Ihrer Schrift “Der Individualismus in der Sprachforschung“2 gemacht haben. Dass es mir eine besondere Freude war, eine Nennung meiner Arbeit3 durch Sie mir erworben zu haben – trotz grösster Gegensätze, die zu bestätigen ich mir durch beiliegenden Aufsatz erlaube4 –, werden Sie mir glauben. Manches habe ich nicht ganz verstanden (aus verschiedenen Gründen: mangelhafte Kenntnisse, mangelhaftes Einfühlungsvermögen – S. 9 über das Hebräische5); aber das ist nebensächlich. Nur hoffe ich, dass die Form des Aufsatzes verfehlt ist: es soll keine Abschiedsrede sein, sondern einer von vielen weiteren, die uns belehren und erfreuen durch die enge Beziehung zur Wahrheit, in die ein Individuum gelangt ist.

Mit verehrungsvollen Grüssen

Ihr sehr ergebener

E. Lewy.
Berlin, NW 7, 6. II. 26.
Dorotheenstr. 6II 6


1 Willy Bang(-Kaup) (1869-1934), Orientalist, Anglist, Professor für türkische Sprachwissenschaft, seit 1918 in Berlin, von 1924 bis 1934 dort Ordinarius. Nachbarn waren Lewy und Bang in der Hinsicht, als das Seminar für orientalische Sprachen in der Dorotheenstraße 7 lag, das Ungarische Institut, an dem Lewy seit 1923 arbeitete, in der Dorotheenstraße 6 (vgl. Ujváry 2005: 311).

2 Schuchardt (1925). Der Individualismus in der Sprachforschung.

3 Schuchardt (1925: 14, Anm. 1) erwähnt Lewys Besprechung von Meillets Les langues du monde (Lewy 1925b).

4 Möglicherweise Lewys Das Wesen der Sprache (1925/1926). Dort stellt er klar, dass die Frage nach dem Sprachursprung – die für Schuchardt eine zentrale Rolle einnimmt – für ihn nur nebensächlich ist (vgl. Lewy 1925/1926 [1961: 114]). Eine Ausgabe davon befindet sich in Schuchardts Nachlass (vgl. Wolf 1993: 607).

5 Schuchardt (1925: 9) schreibt, dass er für das im Selbststudium erlernte Hebräisch „von jeher wegen der von rechts nach links laufenden Schrift eine besondere Zuneigung gefühlt“ habe.

6 Zusatz mit Bleistift. Dieser stammt wohl von Schuchardt.

Faksimiles: Universitätsbibliothek Graz Abteilung für Sondersammlungen, Creative commons CC BY-NC https://creativecommons.org/licenses/by-nc/4.0/ (Sig. 06453)