Lorenz Diefenbach an Hugo Schuchardt (06-02298)

von Lorenz Diefenbach

an Hugo Schuchardt

Frankfurt am Main

12. 07. 1869

language Deutsch

Schlagwörter: Literaturhinweise / bibliographische Angaben Sprachkontakt (allgemein)language Rätoromanische Sprachenlanguage Baskischlanguage Französisch Diez, Friedrich Diez, Friedrich Christian (1853)

Zitiervorschlag: Lorenz Diefenbach an Hugo Schuchardt (06-02298). Frankfurt am Main, 12. 07. 1869. Hrsg. von Luca Melchior (2015). In: Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.letter.2574, abgerufen am 27. 09. 2023. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.1.2574.


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Frankfurt M (Uhlandstr. 24) 12/VII 69.

Geehrter Herr!

Voi ch’entrate, lasciate ogni speranza!1 i.e. Erwarten Sie ungefähr Nichts von dem folgenden Plunder aus meinen, zumeist vorlängst niedergeschriebenen Brouillons, die der ordnenden, streichenden, ausarbeitenden Hand erst noch harren. Ich setze voraus, daß Sie Conradi2, Carîš3 nebst Fts.4, Walter5, Fuchs6, Diez7, Tobler8 (aus welchem vermuthl auch einige der folg. Ww. stammen, bei welchen ich die Quelle nicht notiert hatte), auch meine Celtica9, Goth. Wb.10, Orig. Eur.11, zur Hand haben oder excerpierten – wesshalb ich nur gelegentlich auf diese Bücher verweise.

vorderrhein. crestašit Alpenrose; vgl. Carîš v. Crest12. – endutgiel &c i. q. frz. andouille mlt. inductilis, ging auch ins Baskische &c über. Andere Wurstnamen z.b. mu- ital. mo-rtadella; ligoiña, ligjoña &c. vgl. Car. v. Ligiar.13 – Zu bear & guari noch bayonn. nabére = frz. naguère; oberlimosin. gro = frz. guère. – barbalada Obstkuchen, aus frz. marmelade? – bulla, billa Schmetterling simil.; vgl. u.a. dän bille Käfer? Viele andere Insektnamen klingen an. – zinzla, zinsla o. der. kaum: ital. cencio &c.; gardén zëntenes Lederstreif erinnert an centone. – cruč krumm; s.m. Haken (zum Herabziehen der Kirschenäste); cenča Krücke u.s.w.; vgl. Car. v. Crutsch,14Diez v. Croccia.15 – cameg Blitzer (vgl. Car. v. Camiar)16 i. q. poitevin. chaline f. – čutt (auch schweiz. deutsch) m. Lamm; vgl. Car h. v.,17 Stalder v. Tschutten18 – čuvicca f. Eule i. q. schwz. Tschawicke f ¿: frz. chevèche prov. cabeca Käuzchen, versch. von den Ww. bei Diez II c v. Choe?19 – ensiel Kitze, Zicklein &c., s. Car. v. Ansiel.20 – empelar Thiere führen. – enfarlar Bäume impfen, ¿: lt. ferula? – fardar, fredar riechen, aus fragrare, vgl. Diez h. v.21 – estri Firste. – fig, fich milan. fiss sehr; vgl. m. Goth. Wb. F. 30.22 – fitar, fittar &c. vgl. ebg. & II S. 75923 afrz. fétis &c. Diez I v. Fitto.24 – čiep Frack, vgl. čopp alem. Tschrepe &c. – magniug Käsmatte &c. vgl. Car. v. Mignucc;25 wol unverw. mit manteca u.s.w. – minal, minel m. ein Trockenmaß, vgl. Diez II c v. Mine26. – mogul m. Krume, zu alamann. mocken, möckli; dagegen mievla, smeula aus micula? |2| pumér m. Obstbaum (pomarius) auch altital. (Apfolter Voc. a. 1477)27. – rupar rülpsen, vgl. Car. v. Riep28 (nhd. Rüpel = Rülps nicht vrw., vgl. Grimm D. Mythol. S. 47229), vrsch. von ahd. rofazon, wie von ructase? vgl. roppen u. dgl. in meinen beiden Gloss. Lat.-Germ v. Eructare.30 Dagegen grufflar, gronflar, grunfler zu frz. ronfler. – ruck heiser (vrsch. von ruch rauch rauh), doch aus raucus? – resti, risti m. Geräthe (auch Kleider), aus Hd. rüsten? – squassel sudarium („aus kyͤmr. chwysel“ Bruce-White)31. – salin f. Kornfrucht, Waizen, aus siligin? – zarclar, zerclar i. q. frz. sarcler (sarculare). – uradi m. Blast, Schauer, vgl. frz. orage prov. auratge, aus aura. – uale m. Bienengestelle. – livinalong. daus, dauso m. Sohn, vgl. toso & Diez h. v.32

Genug für jetzt! Vielleicht regt mich Diez, den ich in seinen Ferien erwarte, zur weiteren Revision meiner Sammlungen an – wenn ich Zeit finde. Sicherer sehe ich den weiteren Ergebnissen Ihrer Forschungen entgegen.

Mit aufrichtiger Hochachtung

Ihr ergebener
Lorenz Diefenbach

|3|33 Càrisch: crestas chied; daher wohl der Irrtum š = sch = s-ch

poitev. chaline vielmehr mit untereng. chalaverna zu vergleichen

woher genommen čuvicca?

woher gen. mogul?

squassel ist doch = scussal Schürze?


1 Vgl. DantesCommedia, Inferno, III, 9: "Lasciate ogni speranza, voi ch'entrate" (Inschrift auf dem Höllentor).

2 Conradi 1828 [1823]. Dieses Werk war Schuchardt schon von Gurlitt in einem 1866 datierten Brief empfohlen worden (vgl. den Brief Gurlitts in der Edition von Olet (2015)).

3 Carisch (1848).

4 Möglicherweise Carisch (1852). Auch dieses Werk war Schuchardt von Gurlitt in seinem Brief aus dem Jahr 1866 geannt worden (vgl. den Brief Gurlitts in der Edition von Olet (2015)).

5 Walter (1832). Gurlitt hatte Schuchardt im schon erwähnten Brief aus dem Jahre 1866 (gl. Olet 2015) auch dieses Werk schon genannt.

6 Wahrscheinlich ist Fuchs (1849) – eher als Fuchs (1840) – gemeint.

7 Wahrscheinlich Diez' Etymologisches Wörterbuch (z.B. 21861-1862).

8 Vermutlich Tobler (1837).

9 Diefenbach (1839-1840).

10 Diefenbach (1851).

11 Diefenbach (1861).

12 In Carisch (1848: 36) ist zu lesen: "Crest, m. craista, coligna, E. Hügel, m., Anhöhe, f., cresta, f., craista, Hühnerkamm, m., Hügel, f. alzar la -, sich erheben, stolz werden. avair la -, coathscnea, 3. gut aussehen. crestas cod - chied, fluors d'god, 3. Alpenrosen".

13 Dort ist zu lesen "Ligiar, liar - er, binden, knüpfen, fesseln. It. legare. ligiar en cudischs, lier -, Bücher einbinden." (Carisch 1848: 82).

14 An der angegebenen Stelle liest man "Crutsch, a. crotsch, 2. Croatsch, 3. gebogen, gebeugt. ir -, sdrinà - ò, gebogen, krumm gehen" (Carisch 1848: 36).

15 In Diez ( 31869: 145) ist zu lesen: "Croccia, grucciait. krücke, crucciagrabscheit, altsp. croza, pr. crossa, fr.crossekrummstab. Die herleitung aus dem fr.croc(haken) findet Schwierigkeit im buchstaben, dem nur ein fr. croche gerecht wäre. Wie pancia, panza, panse aus pantex, so konnte croccia mit seinen genossen aus crux, leichter noch, in betracht der doppelconsonanz cc, ss, ausdem adj. crucea entstehen, woraus auch ahd. krukja entstanden scheint".

16 "Camiar, - egiar, 1. dar chalavernas, 2. straglüschir, 3. blitzen. It. lampeggiare. camèg, m., chalaverna, f. lintscherna, m. E. Blitz, m." (Carisch 1848: 25).

17 Vgl. Carisch (1848: 171) "Tschutt, m. tschott, 2. Agnè, 3. Lamm, m. Liebkosungsname für Kinder. Meu-, mein Lämmchen, Herz!".

18 Vgl. Stalder (1806: 322): "Tschutten v. act. – Kinder mit Kühmilch nähren, statt sie zu säugen; Tschutterinn, die dies versteht; der Tschutt, ein mit Kühmilch ernährtes Schaaf, und überhaupt Benennung eines Lammes im ersten Jahre; das Tschuttje, Schmeichelwort für mignon. (Vd.)"

19 Vgl Diez (31870: 256-257): "Choe alfr. Bert. p. 50, pic. cave, pr. cau, chau 'bubo' LR. VI, 9 uhu. Daher fr.chouette, pic. cavette kauz (kleiner uhu), hieraus entlehnt it. ciovetta, civetta, venez. zovetta, wal. ciovíce¦; dsgl. pic. cawan, in Anjou chouan, in Berry chavant, pr. chauana, bret. kaouan, schon dem früheren mlatein bekannt: cauani 'ululae aves' Gl. erford. p. 283b, strix vel cauanna Gl. Älfrici, noctua corvus nocturnus vel cauannus Gl. aug. Rz. Franz. chat-huant eule (höhnende katze) ist vielleicht nur eine umdeutdung von chouan, doch kommt auch das p. 41. Desselben stammes scheint der name eines andern vogels, pr. caucala, fr. choucas nebelkrähe, auch sp. chova, das ganz zu altfr. choe stimmt, dsgl. sp. choya, engl, chowgh, vgl. in einem lat.-dtschen glossar Hattemer I, 290 b chuvue 'tacha' (dohle). Der stamm mag deutsch sein: mhd. chouh eule s. Grimm I2, 178, ein vogel cauha findet sich L. Alam. 99, 13; vgl. ndl. kauw krähe, engl. kaw krächzen".

20 Vgl. Carisch (1848: 7) "Ansiel, m. 1. Asöl, 2. Usöl, 3. Männliches Zieglein".

21 Vgl. Diez (31869: 188) liest man: "Fragrare, fiagare, flairar, sämmtlich in den sard. mundarten, pr. cat. flairar, fr. flairer, pg. cheirar (ch = fl) duften; sbst. sard. fragu, fiagu, altfr. pic. flair, pg. cheiro, cat. fem. flaira duft, auch cornisch flair Zeuß I, 189; von fragrare, durch dissimilation flagrare. – Altfr. flairer hieß sowohl olere wie odorari; die neue sprache beschränkt dieses verbum auf letztere bedeutung und drückt olere mit fleurer aus. Bemerkungen darüber bei Gachet 213. 214".

22 Vgl. Diefenbach (1851 Bd. I: 373-374): "30. Fetjan schmücken, κοσμεῖν 1 Tim. 2, 9. feteins Schmuck, καταστολή ebds. (Massmann in Münch. Anz. 1840.)

LG. vergleichen fitan u. Nr. 39. und fett — wiefern? Wir halten mit Massmann Nr. 24. b. nah vrw., vgl. u. a. altn. fata vestire fat vestis; vinculum vgl. (Band als Schmuck und Feßel) fetill ags. fetel ahd. vezil balteus sp. pg. fita (Dz. 1, 53.) sard. fetta it. fettuccia Band, Binde: wallon. fessi schnüren? ferner altn. fit f. margo, planities pinguis et palustris (fita f. pinguedo, Fette); î ref operum textilium limbus = dän. fid, fed n. ahd. fiza, vitza f. licium = mhd. vitze f. vitz m. nhd. fitze f.; nnd. visse (Nebenstamm?) id.; Falte = altn. fit ruga, plica (nicht bei Biörn) id. mit dem obigen? fitja nhd. fitzen (Frisch) plicare. e. (oxford.) fittle, (craven.) fettle ornare gehört zu nnd. fisseln (vgl. o. ss aus ts?) oft putzen, reinigen und nicht zu nnd. fitjen mit einem Flederwisch (= federwisch nnd. fitje) putzen, kehren? altn. fitla befingern: bair. allwett. fiseln, fisseln (nach Smllr h. v. nicht mit ß). Auch e. fit mag vrw. sein; vgl. u. a. ahd. fizus mhd. viez m. callidus, etwa – ein 'geputzter, geschliffener, gewichster' Kerl etc. Dagegen stammt das nah an unsre Nr. ankl. e. feat schott. fait sauber, hübsch von factus frz. fait vgl. u. a. e. to feat gestalten, zierlich machen etc. c. d. feature und dgl. = mhd. feiten, feitieren bilden, schmücken feitûre Machwerk, Gestalt etc. rhaetor. fitar fertig machen (vgl. parare: frz. se parer; auch Ähnliches o. Nr. 24; namentlich wird das dorthin geh. swd. fatt dän. fat adj. adv. in diesem Sinne gebraucht); -si sich schmücken fitament Schmuck; doch wie aus d. Lat. entstanden? vgl. etwa conficere etc.; oder spätere Schwächung des a in i; dazu vll. rhaet. fig milan. fiss sehr, sonderbar = swz. (appenz.) fitz viel, allzu, das Tobler (etwa nach Art vieler Eigennamendeminutive) aus viel gebildet glaubt. – Vrm. laßen sich auch zu allen diesen Ww. nicht wenige der rätselhaften mit p anl. Nebenstamme stellen, denen wir schon öfters in den sächs. und nord. Sprr. begegneten. Vgl. z. B. P. 1. und nnd. peit geputzt, säuberlich, wenn nicht aus peget? vgl. swd. dän. pên id., geziert nnd. pentje geziert säuberliches Frauenzimmer? Indessen s. vrw. Ww. mit ü bei Oulzen 259".

23 In Diefenbach (1851 Bd. II: 759) liest man: " Nr. 24. S. 368 ff. b. Vgl. Nrr. 30. 39. Grimm Vorr. zu Sch. stellt zusammen ahd. faz, fazôn altn. fat, fata g. fitan, fetjan vgl. lt. parere : parare. – aengl. fat fetch fate fetched. S. 370. ltt. pinneklis Pferdespansel, Fußeisen, Feßel ¿ : pinnuS. 142. lth. pantis, panczas m. = pancza f. Ltt. puncót s. P. 13 Ntr.".

24 Vgl. Diez (31869: 181): "Fittoit., sp. hito, pg. fito eingesteckt, geheftet; sbst. sp. hito, pg. fito in den boden gesteckter pfahl, grenzpfahl, hita pflock; auch it. fìtto zins (das festgesetzte?) Von dem alterthümlich lat. part, fictus für fixus bei Lucres und Farro, vgl. petra fita Yep. II, num. 13 (aera 684). Selbst das fr. fiche pflock = sp. hita würde sich hieherziehen lassen, wenn auch das vb. ficher besser zu ficcare gestellt wird. S. Rom. gramm. I, 16".

25 In Carisch (1848: 94) ist zu lesen: "Mignucc, m. manuochetta, 3. Kleiner Hauskäs".

26 In Diez (31870: 378) ist zu lesen: "Mine fr. mina pr. ein getreidemaß, gewöhnlich von medimnus hergeleitet, paßt buchstäblich nur zu hemīna maß für flüssigkeiten, mlat. aber auch frucht- und längenmaß wie pr. emina, altfr. emine, sp. hemina".

27 Damit sind "Voc. a. 1477. Vocabularii ex quo impressi per Nicolaum Hechtermynze in Eltuil 1477, qui integer asservatur in Biblioth. Ducali Gothana […], reliquiae quaedam in Neumanni Opusculis p. 455 publicatae eaedemque ab Adelungio quoque ad Glossarium manuale collatae" (Diefenbach 1857: XXII) gemeint. Es war nicht möglich, die Angabe in der Quelle zu verifizieren.

28 "Riep, m. rüpeh, m. riepel, 3. Rülps, m. Ital. rutto" (Carisch 1848: 134).

29 In Grimm (21844: 472) ist zu lesen: "Robin ist die französischenglische form des mannsnamens Robert, d. i. des ahd. Hruodperaht, mhd. Ruotperht, nhd. Ruprecht, Rupert, Ruppert und Robin fellow der nemliche hausgeist, den wir in Deutschlandknecht Ruprecht nennen und zu weihnachten den kindern erscheinen lassen, der aber in den lustspielen des 16. 17 jh. zu einem blossen Rüpel oder Rüppel, d. h. allgemeinen lustigen narren wird *)". In der Fußnote ist weiters zu lesen: "*) Ayrers fastnachtspiele 73d bestätigen, dass der eigenname Ruprecht die koseform Rupel annimmt. einige dialecte verwenden Rüpel, Riepel wieder zur benennung des katers; in hexenacten heisst ein junger kleiner teufel Rubel. nach dem leipziger avanturier 1, 22. 23. erscheint knecht Ruprecht rauch gekleidet, den sack auf dem rücken, die rute in der hand".

30 In Diefenbach (1857: 209) liest man: "Eruct-are, -uare, -ari (75), -uari (70) (i. ructuare 1, 75. cf. v. ructare; ructum facere, gurgulare 75, ex-puere, -primaere, emittere, proferre,letari; bissw. unterschieden-uarei. euertere Gl. m. cf. eruncare; quasi de pleno extra nunciare 67, 76) reyßperen, rothtzen (74). rustern (17). hd. vß-, auß-r., -rusteren, -rustiren (152), -ristern (18), -ruspern, -risperen, -reuspern, -reyspeln (74), -rodin (8, wo sonst -rustern &c., aber bei 9 reden), -ruffen (4), -roffen (10), -tzygen (70, 151, 152), -sprechen (110 &c.),-werffen (1, 5b). vyßrispen (132). roppen (8). ru̇pczen (9). roepsen (99). of-reybzen (12), -rocen (13), -rostern (21). reubeten cum collo (8b). (-uare) vff ruˡbczen (6), up rofen (23) mit dem munde, reubzen ł raffa-tzen, var. -rtzen, ł golkotzen (75). gurtzen, rochtzen (65). goͤrbsen (126). goͤrpsen (Fris.). vff ruˡsten (6). up-rosten (22), -rostern (23). hd. nd. vor-, liervor-, hd. erfor- (21, 152), erfuͤr- (151), herfur-bringen,-brengen. v’- (8b), foln- (18), vol- (9) -bringen. reden (9). hd. nd. singen. recht sin (17. aus singen). sagen, frewen (74). -are er-freuwen (69), -froͤen (134)", in Diefenbach (1867: 156): "Eruct-are wtrispen, wtspreken G. voc. koptzen 30. vz robczen (ructare raubczen) V. a. 1420. ł -uare auß ropczen, vor brenen (-brengen Gloss.), singen 27. vß rupsßeren (niesßeren?) o. vallen in (aus vollen sim.) bringen 45. aus schreyen 52. -are kőcken Fr.-auit erku ˡkt (schwerlich vgl. erfreuen sim. Gloss.) 41. -are auff rüspen, aus singen; -uare auff rueffen mitt dem mund 33. -uare awß werffen 34. -are ausrűspen, vorpringen, singen; -atio rophiczung; -us rophicz P.V.-uatio łsingultus sode, is vp stiginghe ut dem maghen in den munt 38".

31 Vgl. Bruce-Whyte (1841: 484): "squassel (sudarium), W. chwysel".

32 Vgl. Diez (31869: 419-420): "Toso it. (mundartl), pr. tos, altfr. tosel knabe; fem. it. pr. tosa, altfr. tose mädchen. Buchstäblich kann toso seinen ursprung in tonsus haben, allem was soll das abgeschorene haar zumal bei mädchen, wie schon Ferrari einwendet? Nur Sklaven wurden geschoren. Besser darum von intonsus mit ab- gefallnem präfix, wie andre erklären: sagt ja Horaz intonsi pueri und Garcilaso mancebo intonso. Vielleicht aber läßt sich das wort aus einer üblicheren anschauung deuten. Ital. torso heißt strunk, butzen des obstes, mit syncopiertem r toso (dieselbe syncope vor s in dosso, giuso, ritroso, rovescio, pesca von dorsum, deorsum, retrorsus, reversus, persica, Rom. gramm. II, 210), der knabe ward strunk oder butzen genomi, wie dies auch in andern ausdrücken und in andern sprachen geschah, s. oben garzone. Des wortes eigentliche heimath ist Oberitalien, wo es die meisten ableitungen hervorgebracht hat (toset, toson, tosonot, tosel, toselot u. a.), aber Italien ist auch die eigentliche heimath von torso".

33 Es handelt sich um Schuchardt'sche Notizen.

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