Julius Flittner an Hugo Schuchardt (04-03075)

von Julius Flittner

an Hugo Schuchardt

Bonn

13. 06. 1878

language Deutsch

Schlagwörter: Förster, Wendelin Morel Fatio, Alfred Tobler, Adolf Gazdaru, Demetrio (1954)

Zitiervorschlag: Julius Flittner an Hugo Schuchardt (04-03075). Bonn, 13. 06. 1878. Hrsg. von Luca Melchior (2015). In: Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.letter.2501, abgerufen am 28. 03. 2024. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.1.2501.


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Bonn,1 d. 13/VI. 1877.2
Herrn Professor Dr. H. Schuchardt.
Graz.

Sehr geehrter Herr Professor.

Es scheint mir aus Ihrem Brief vom 12. d. M. hervorzugehen, dass Sie die Specialgrammatiken und den Anhang zur Diez'schen Grammatik als etwas durchaus auch äusserlich Zusammenhängendes betrachten, während nach meinem Plan nur die Anhänge mit den betreffenden Theilen der Diez'schen Grammatik zusammen verkauft, die Specialgrammatiken dagegen als ganz selbstständige Bücher erscheinen und verkauft werden sollen.

Dass ich die Beiträge zur Diez'schen Grammatik allen Mitarbeitern gleich hoch bezahlen muss ist klar, dagegen verhält es sich mit den Specialgrammatiken anders.

Setzen wir z.B. den Fall Sie hätten eine italienische Grammatik geschrieben, so würden Sie doch wahrscheinlich den Verleger, der Ihnen für dieses kaufmännisch werthvollere Werk nur dasselbe Honorar zahlen wollte, welches er für eine rumänische |2| Grammatik mit gutem Gewissen zahlen kann, einfach auslachen und sich natürlich nach einem Verleger umsehen, der Ihnen ein angemessenes Honorar für Ihre italienische Grammatik zahlen würde.3

Ihre Frage nach den Mitarbeitern kann ich dahin beantworten, dass Herr Professor Foerster hier die Herausgabe und die Redaction der Diez'schen Grammatik, des Anhanges und Bearbeitung der französischen Grammatik übernommen hat. Die spanische wird Morel Fatio in Paris schreiben. Professor Tobler in Berlin hat sein ganzes Material zur Verfügung gestellt.

Sollten Sie geneigt sein neben der rumänischen auch noch die italienische Grammatik, bis zu einem näher zu bestimmenden Zeitpunkt (aus mehrfachen Gründen in italienischer Sprache) zu schreiben, so würde mir dies sehr angenehm sein.

Ich kann mich keinen Falls darauf einlassen für die rumanische Grammatik, von der ich sicherlich nie mehr als 300 Ex. verkaufen werde, ein eben so hohes Honorar zu zahlen wie für die italienische.

Für die rumänische Grammatik würde für jetzt wohl eine Laut- und Formenlehre genügen.

Wie ich schon in meinem letzten Brief Ihnen mit|3|theilte bin ich bereit ein möglichst hohes Honorar für die rumänische Grammatik, ungefähr 40 Mark p. Bogen 8vo bei einem Umfange von höchstens 20 Bogen, zu zahlen, wobei ich ganz sicher bin nie auf die Kosten zu kommen. Sicherlich würde Ihnen die Wiener Academie auf Ihren Antrag hin ein wenigstens ebenso hohes Honorar noch ausserdem bewilligen.

Ihrer Ansicht, dass derjenige, welcher die italienische Grammatik schreibt grösseren Ruhm haben würde als der Verfasser der rumänischen, kann ich durchaus nicht beistimmen; sondern bin der Ansicht dass der Verfasser4 der rumänischen Grammatik den grösseren wissenschaftlichen Ruhm davon tragen wird, da durch seine Bemühungen der Wissenschaft ein neues Gebiet eröffnet wird.

Ihrer geneigten baldigen Antwort entgegensehend zeichne ich

hochachtungsvoll

Julius Flittner


1 Vordruck.

2 In der Tat aber 1878, wie auf dem Recto des zweiten Briefblattes korrekt angegeben.

3 Mit der Arbeit an der italienischen Grammatik wurde Graziadio Isaia Ascoli betraut, dieser gab sie aber an Giovanni Flechia ab, vgl. Găzdaru (1954: 660) und die Einleitung zu dieser Edition.

4 "dass der Verfasser" nachträglich eingefügt.

Faksimiles: Universitätsbibliothek Graz Abteilung für Sondersammlungen, Creative commons CC BY-NC https://creativecommons.org/licenses/by-nc/4.0/ (Sig. 03075)