Julius Flittner an Hugo Schuchardt (01-03072)

von Julius Flittner

an Hugo Schuchardt

Bonn

29. 01. 1878

language Deutsch

Schlagwörter: Förster, Wendelin Tobler, Adolf

Zitiervorschlag: Julius Flittner an Hugo Schuchardt (01-03072). Bonn, 29. 01. 1878. Hrsg. von Luca Melchior (2015). In: Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.letter.2498, abgerufen am 26. 09. 2023. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.1.2498.


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Bonn,1 d. 29 Jan. 1878
Herrn Professor Dr. H. Schuchardt
Graz

Sehr geehrter Herr.

Zu einer neuen Auflage von Diez, Grammatik d. rom. Spr., die etwa Ende 1879 erscheinen müsste, möchte ich auch Ihre Hülfe in Anspruch nehmen.

Nach Rücksprache mit Professor Dr. W. Foerster hier und Professor Dr. A. Tobler in Berlin habe ich mich entschlossen den Text der Grammatik, wie ihn der verstorbene Verfasser zuletzt festgestellt hat, wieder abzudrucken, nur mit Ausnahme der Druckfehler. In Fussnoten sollen die hauptsächlichsten Abweichungen der verschiedenen Auflagen angegeben werden. Ein Anhang soll die wich|2|tigsten und wirklich schon feststehenden Resultate der neueren Forschungen auf dem Gebiete der romanischen Sprachen, besonders insofern sie Diezesche Aufstellungen berichtigen, in möglichst kurzer und klarer Darstellung enthalten.

Da nun nach der Meinung der beiden oben genannten Herren ein Gelehrter die romanische Sprachforschung in ihrem ganzen Gebiet vollständig zu2 umfassen nicht mehr im Stande wäre, so sehe ich mich genöthigt die Hülfe verschiedener Gelehrter für die verschiedenen Gebiete in Anspruch zu nehmen.

Bei Ihnen möchte ich nun anfragen ob Sie geneigt wären den rumänischen Theil zu übernehmen?

An diesen Unternehmen möchte ich noch ein anderes anknüpfen.

Es ist mir bei den Besprechungen mit Professor Dr. W. Foerster hier der Gedanke gekommen, ob es nicht Vortheil sowohl wissenschaftlich wie auch geschäftlich wäre, wenn von denjenigen Herren, die die Bearbeitung einer bestimmten romanischen Sprache |3| zur Diez'schen Grammatik übernommen, ihre dazu nothwendigen Arbeiten in einer ausführlicheren, geschichtlichen Special-Grammatik veröffentlichten, um sowohl diese Arbeit zu einer lohnenden zu machen, als auch einen Kreis von Grammatiken zu schaffen, die sich an die Diez'sche Grammatik anschliessend, denen in die Hand gegeben werden könnte, welche sich mit einer der romanischen Sprachen noch eingehender zu beschäftigen wünschen.

Eine solche Special-Grammatik dürfte, nach meiner Meinung, 10 Bogen nicht übersteigen. Natürlich würde die Veröffentlichung einer solchen Grammatik vor der neuen Auflag von Diez Grammatik nichts im Wege stehen.

In der Hoffnung, dass Sie meine Vorschläge günstig aufnehmen werden, sehe ich einer geneigten baldigen Antwort entgegen und zeichne hochachtungsvoll
Julius Flittner


1 Vordruck.

2 Nachträglich eingefügt.

Faksimiles: Universitätsbibliothek Graz Abteilung für Sondersammlungen, Creative commons CC BY-NC https://creativecommons.org/licenses/by-nc/4.0/ (Sig. 03072)