August Friedrich Pott an Hugo Schuchardt (02-08984)

von August Friedrich Pott

an Hugo Schuchardt

Halle

18. 09. 1872

language Deutsch

Schlagwörter: Universität Straßburg Berufungen Universitätspolitik Romanische Philologie Networking Universität Hallelanguage Vulgärlateinlanguage Südslawische Sprachen Boehmer, Eduard

Zitiervorschlag: August Friedrich Pott an Hugo Schuchardt (02-08984). Halle, 18. 09. 1872. Hrsg. von Johannes Mücke (2015). In: Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.letter.2491, abgerufen am 03. 10. 2023. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.1.2491.


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Halle den 18n Sept. 1872.

Verehrter Herr!

Auf Ihre gefällige Anfrage an mich will ich Sie nicht lange mit einer Antwort warten lassen. Noch nicht lange zurück von einer längeren Reise1 erfuhr ich selbst erst vor kurzem brieflich durch Boehmer selbst von Wernigerode her von seinem bevorstehenden Abgange, und wie er sogar selbst schon zum Oct. nach Straßburg aufzubrechen wünsche.2

Es sind in Folge hiervon schon geeignete, wenn auch noch keine öffentliche Vorschläge, d. h. so viel ich weiß, zur Wiederbesetzung gemacht und es ist dabei allerdings ein Romanist von reinstem Wasser, d. h. ein Manuscripten-Forscher, zunächst ins Auge gefaßt.

Ob es damit etwas wird: weiß ich freilich nicht, und bliebe ja für Sie vielleicht nicht überflüssig, wenn Sie beim Berliner Cultus-Ministerium3 Schritte thun wollten. Es bedarf meinerseits wohl keiner Versicherung, daß ich den fleißigen und intelligenten Bearbeiter des Vulgär-Lateins, welches ja zu wissenschaftlichem Befassen des Romanismus unzweifelhaft die Vorstufe bildet, mit Vergnügen als künftigen Collegen hier selbst sehen und begrüßen würde. Freilich wird man, vermuthe ich, bei der etwaigen Berufung auf ganz eigentliche romanische Studien im engeren Sinn das größere Gewicht legen.

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Vielleicht sind Sie aber im Stande, auch hierfür, im Fall nicht durch veröffentlichte besondere Arbeiten, doch anderweitig den Nachweis specielleren Erfahrenseins zu liefern. Für mich liegt dieser mehr oder weniger schon auf jedem Blatte Ihres Vokalismus zu Tage, wenn auch nicht gerade in derjenigen Weise, welche man zunächst verlangen möchte.

Sie sehen: hoffnungsvolle Aussicht zu Erfüllung Ihres Wunsches kann ich Ihnen nicht eröffnen; doch ist dieselbe auch keineswegs, wie mir scheint, ganz hoffnungslos, und werde ich mich gern für Ihre Person interessiren, so weit in meinen Kräften steht und so weit die Umstände erlauben. Viel – hat das freilich nicht zu bedeuten.

In hochachtungsvoller Ergebenheit
A. F. Pott


1 Konnte nicht ermittelt werden.

2 Siehe die Fußnoten zu Brief 01-Yi 5 I S 1221 von Schuchardt an Pott.

3 Gemeint ist das preußische Kultusministerium. – In den Akten des Geheimen Staatsarchivs Preußischer Kulturbesitz zum Lehrpersonal der Universität Halle befindet sich auch ein Empfehlungsschreiben der philosophischen Fakultät für Schuchardt vom 23.10.1872, unterzeichnet von Pott (Signatur GSta PK: I. HA Rep. 76 Va Sekt. 8 Tit. IV Nr. 34 Bd. 10, Blatt 223-224). Noch im November desselben Jahres wurde Schuchardt nach Halle berufen (vgl. ebd., Blatt 227-229).

Faksimiles: Universitätsbibliothek Graz Abteilung für Sondersammlungen, Creative commons CC BY-NC https://creativecommons.org/licenses/by-nc/4.0/ (Sig. 08984)