Leo Spitzer an Hugo Schuchardt (404-11159)
von Leo Spitzer
an Hugo Schuchardt
16. 11. 1924
Deutsch
Schlagwörter: Antisemitismus Universität Marburg Körner, Joseph Vossler, Karl
Zitiervorschlag: Leo Spitzer an Hugo Schuchardt (404-11159). Bonn, 16. 11. 1924. Hrsg. von Bernhard Hurch (2014). In: Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.letter.2250, abgerufen am 07. 11. 2024. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.1.2250.
Printedition: Hurch, Bernhard (2006): Leo Spitzers Briefe an Hugo Schuchardt. Berlin: Walter de Gruyter.
Bonn, 16. XI. 1924.
Verehrter lieber Freund,
Heute möchte ich Sie fragen, ob Sie über Josef Körner ein Gutachten abgeben wollten, das an die tschechische Regierung zusammen mit solchen von Walzel, Vossler, Korff, Hensler usw. als Protestaktion gegen ein von der Prager dtsch. (wegen Antisem.) Fakultät abgewiesenes Habilitationsgesuch gehen sollte. Ich weiß, Sie lieben nicht solche Aktionen u. im besonderen Fall liegt Ihnen der Gegenstand vielleicht nicht ganz nahe – aber Sie kennen schließlich seine Raynouard-Studie im GRM, seine Rez. im Lbl. und haben jedenfalls ein Gefühl für den Rhythmus der Persönlichkeit, vor allem aber handelt es sich darum, möglichst viel große Namen zu vereinigen, damit eine Revision des Hab.-Verfahrens erzielt wird. Körner wäre durch die Hab. in der Lage, an der Schule Urlaub zu |2|bekommen u. sich der Wissenschaft zu widmen. Wenn Sie ein Gutachten machen wollten, bitte es ihm oder mir zuzusenden.
Für heute nicht mehr. Die Marburger Sache steht schlecht. Ich weiß zwar nichts Offizielles, aber sie scheint schon eine res judicata.
Herzlichsten Gruß und baldige Genesung von der Grippe!
Spitzer
Die "Panterhaftigkeit" habe ich in der Ztschr. gottseidank nicht erwähnt.