Leo Spitzer an Hugo Schuchardt (345-11106)

von Leo Spitzer

an Hugo Schuchardt

Bonn

22. 06. 1922

language Deutsch

Schlagwörter: Spitzer, Emma Urtel, Hermann Trombetti, Alfredo Oehl, Wilhelm Platz, Ernest Lerch, Eugen Schultz-Gora, Oskar Schürr, Friedrich Bertoni, Giulio (Hrsg.) (1922) Spitzer, Leo (1922)

Zitiervorschlag: Leo Spitzer an Hugo Schuchardt (345-11106). Bonn, 22. 06. 1922. Hrsg. von Bernhard Hurch (2014). In: Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.letter.2189, abgerufen am 22. 03. 2023. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.1.2189.

Printedition: Hurch, Bernhard (2006): Leo Spitzers Briefe an Hugo Schuchardt. Berlin: Walter de Gruyter.


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Bonn, 22. VI.

Verehrter lieber Freund,

Dank für Ihren Brief vom 20. Meine Frau war unterdessen mit hohem Fieber (– 40°) krank und steht erst heute für kurze Zeit wieder auf: Diagnose zuerst Lungenentzündung, dann Nierenentzündung und schließlich die wohl richtige: Grippe. Infolgedessen war auch das Bébé weniger gesund, erholt sich aber wieder. Am 5. fährt der bessere und hoffnungsvollere Teil meiner Familie nach Pörtschach. Ich fürchte mich schon vor der Zeit der Trennung: kann ich doch nicht allein sein! Außerdem pflegen mich dann die beschämenden Gedanken an meinen Beruf zu überschatten.

Die Taufe, so meinte ich, hätte ich am liebsten nach kath.-Ritus durchgeführt – aber, da meine Frau Protestantin ist u. die Bekehrung zum Katholizismus, der jetzt Mode ist, bei mir als Opportunismus ausgelegt würde, so haben wir das Kindlein protest. taufen lassen.

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Urtel hat doch 2 Töchter. – Von Trombetti keine Nachricht. – Soweit ich weiß, haben Oehl und Platz ihre Beiträge doch bei den Misc.lingu.1 belassen.

Was ist das für ein Druckfehler: pes Z.4 auf S.7 (??) des Breviers?

Herr Lerch hat mir mitgeteilt, er hätte von Schulz Gora das Brev. zur Rezension erbeten, worauf dieser geantwortet habe, alles "von mir" Stammende könne nicht besprochen werden. Nun finde ich, daß das Br. gerade am wenigsten von mir stammt. Sie sehen, wie private Streitigkeiten sofort auf die Redaktion einer wissenschaftlichen Zeitschrift wirken.

Von allen Seiten regnet es Aufforderungen zu Rezensionen: Schürr, K. Glaser usw. Ich bin aber eigentlich rezensionsmüde, da ich erkannt habe, daß Rezensionen vom Autor und von den Fachgenossen nur in bezug auf das Verdikt ("schuldig" – "nichtschuldig"), nicht inbezug aufs Sachliche gelesen werden. Anderseits wissen die Herrn Fachkollegen, daß

[Rest fehlt]


1 Miscellanea linguistica, die etwas mißglückte Festschrift für Schuchardt.

Faksimiles: Universitätsbibliothek Graz Abteilung für Sondersammlungen, Creative commons CC BY-NC https://creativecommons.org/licenses/by-nc/4.0/ (Sig. 11106)